Geschichten:Oh, mein gülden Raulsfeld - Erste Ordensgespräche

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Kaiserlich Ochsenblut, Junkertum Raulsfeld, Dorf Raulsknochen, 03. Ingerimm 1034BF


Dramatis Personae

Herdan Druberpfad, Gesandter der Tauristar in Raulsknochen


Herdan sah sich in seiner neuen Heimat um: Raulsknochen. Diese war seid kurzem ein Markt, mit etwa 500 Einwohnern. Das beeindruckenste Gebäude war ohne Zweifel der Praiostempel. Er hatte auch die Gebeine von Raul dem Großen, den ersten Kaiser des Mittelreiches, besichtigt, die hier angeblich ruhten.

Es gab hier aber auch einen Tempel der Peraine mit einer imposanten Windmühle. Im Dorfkern selbst fand man eine Statue und Herdan hatte sich gefragt, wen diese wohl darstellte? Als er jemanden dazu befragte, antwortete dieser knapp: "Das ist doch der Tuchhändler-Alrik, natürlich. Das Wahrzeichen der Tuchhändlerzunft von Raulsknochen. Der soll den Händlern hier Glück und Erfolg bringen, deswegen ham se ihn da hingesetzt". Dabei fiel dem aufmerksamen Herdan der filigrane Gehstock auf den die Statue in der Rechten hielt, aus gehärtetem Eibenholz bestand und einen Fuchskopf als Knauf aufwies, auf. Interessant, dachte sich Herdan, schlenderte dann aber weiter durch den Ort und grüßte einige Büttel, die ihm entgegen kamen, und machte sich schließlich auf zu seiner Unterkunft.

Er war in dem Gebäude des Sturmflugordens untergekommen, an dem noch kräftig restauriert wurde. Das Gebäude war von der Galloteska geschleift worden und wurde nun wieder aufgebaut und würde jetzt dem Orden als Ordenshaus dienen, direkt gegenüber stand das Ordenshaus der Ucuriaten am Rande des Klosterhügels.

Herdan selbst war erst vor einigen Tagen hier angekommen. Seine Aufgabe war als Gesandter im Orden aufzutreten und als Verbindungsmann zwischen diesem und den Tauristar zu wirken und eventuelle Aktionen zwischen den beiden Gruppierungen zu koordinieren. Eine weitere seiner Aufgaben war natürlich auch die Augen und Ohren offen zu halten, was im Ort und der Umgebung geschah und eventuell seinen Herrn zu benachrichtigen.

Für beide Tätigkeiten dienten ihm mehrere Brieftauben, die er mitgeführt hatte, mit denen er schnell Nachrichten nach Gareth schicken konnte.

Als er das Gebäude wieder betrat, sah er den Schreiberling von Stoerrebrandt, Travin Lefzke, der im Orden den Posten des Schatzmeisters bekommen hatte und eben in einem Gespräch mit Brandane von Arkenaue, dem klerikalen Beistand des Ordens und dem St. Ancillaner Hesindianer und gerade bestallten Meister der Lande, Hal von Ockerbeck, vertieft war.

Herdan war Meister Lefzke gestern während seiner ersten Ordenssitzung zum ersten mal begegnent. Dort hatte man darüber diskutiert, wie man nun die Boten am besten zu schützen gedachte. Die Meisterin der Klingen, Yosmina von Isppernberg-Sommerheide hatte vorgeschlagen eine feste Garde aufzubauen, die die Boten schützen und eventuelle Wegelagerer bekämpfen sollte, doch hatte sich der Schatzmeister dagegen ausgesprochen.

"Der Unterhalt einer Garde ist zu teuer", hatte er gesagt. Stattdessen schlug er vor bei besonderen Anläßen Söldner anzuwerben oder auf die bereits bestehenden Büttel aus Raulsknochen zurückzugreifen. Und mit einem Blick auf Rowena von Fuchswalden hatte er hinzugefügt: "Davon abgesehen können wir sicherlich auch auf die Reiter der Lanze zurückgreifen. Insgesamt würden wir damit billiger davon kommen."

Rowena hatte bei diesen Worten nur zustimmend genickt. Doch die Isppernberg verzog dabei nur ihren Mund. Sie schien mit dieser Lösung nicht zufrieden gewesen zu sein, fand Herdan.

Doch die Meisterin des Ordens, Rimiona von Heiterfeld und ihre ebenfalls gerade ernannte zweite Vorsitzende, die Raulsfelder Junkerin Lomena von Sturmfels-Feuerfang, hatten auf das Protokoll vom Gründungstreffen gepocht, in dem der Orden einstimmig beschlossen hatte, dass die Truppe des Ordens aus Gefolgsleuten der einzelnen Mitglieder zusammengestellt würden, die es nun zu sammeln und zu organisieren galt. Bei der Aufstockung dieser Truppe würde man dem Meister des Goldes zustimmen. So war hier ein recht guter Kompromiss gefunden worden, dachte sich Herdan.

Als ihn plötzlich eine Stimme in die Gegenwart zurück rief: "Ah, Meister Druberpfad!" Es war Udalbert von Cletzau, der seinen Wohnsitz von Vierok ebenfalls hierher verlegt hatte. "Wie gut, daß ich Euch treffe", sagte er und schlug ihm freundschaflich auf die Schulter. "Können wir ein wenig reden?"

"Selbstverständlich, Wohlgeboren", antwortete Herdan.

"Ihr seit also einer der berüchtigten Tauristar?", frug er und führte ihn wieder zurück auf den Dorfplatz. "Man hatte mir gesagt, Ihr seit hier geboren?"

"Nicht hier. Drüben in Ochshatz. Da komme ich her", erklärte Herdan.

"Dann müßt Ihr Euch ja in dieser Gegend auskennen. Ich habe da nämlich ein paar Ideen. Vielleicht könnt Ihr mir da ja helfen."

In den nächsten Stunden sprachen sie sodann davon, wie sie diese Praiograder Hüterhunde effektiv einsetzen oder wie sie anderweitig die Boten schützen könnten. Auch von einer großangelegten Aktion der Tauristar war die Rede. Doch waren das alles nur Überlegungen und man müßte noch mit den anderen Ordensführern, den "Flugmeistern", wie man sie bereits nannte, über diese Ideen sprechen.