Geschichten:Perricumer Ratsgeschichten - In Dergelmund
Baronie Bergthann, Stadt Dergelmund, Sitz des Exilantenrates, Anfang Firun 1037 BF
Die letzte Sitzung des immer noch improvisierten klerischen Exilrats war wieder einmal fast Ergebnislos geblieben und Adaras Gemüt war beinahe so erhitzt wie die heilige Esse. Nach der Katastrophe am Tag der Schande waren sie, Efferdan und einige weitere klerische Vertreter oder Gesandte aus Protest hier in Dergelmund eingekehrt um dem falschen Pack um Odoardo von Quintian-Hohenfels von hier aus die Stirn zu bieten, da sie der Meinung war dass man in der Stadt nicht mehr sicher war nach dem Verschwinden Wallgrins und der Ermächtigung der Dukatenschubser.
Wallgrin hatte man, trotz eigens organisierter, unabhängiger Suchtrupps nicht finden können und der neue „Rat“ überließ die Stadt dem Chaos. Ihre zurückgebliebenen Vertreter hatten genug mit der Eindämmung dieser Zustände zu tun und mussten sich zugleich immer wieder den Nachwehen der erneuten Aufwiegelung gegen die Kirchen erwehren. Und auch sie hatten hier in Dergelmund mit dem Versuch der Bildung des Exilrates und der Korrespondenz mit den Tempeln in Perricum sehr viel Arbeit und konnten nur zusehen was auf der anderen Seite der Darpatmündung geschah. Anfangs – als sich die Ereignisse überschlugen - hatte man tatsächlich überlegt klerische Truppen auszuheben und die Stadt unter Druck und notfalls mit Gewalt wieder der zwölfgöttlichen Ordnung zuzuführen. Doch dies hätte wohl – zumal ohne eine ausdrückliche Billigung der Kirchenobersten – zu einer noch größeren Katastrophe geführt - zumal die Rondra-Kirch sich nicht klar zum Ganzen äußerte. Dazu hatten Stadtkämmerer und Obrist, beides üble Hunde, ganze Arbeit geleistet und im Zweifelsfall hätte das Ganze nur ein Gementzel gegeben und so war man von dieser Idee schnell wieder abgekehrt. So begnügte man sich damit den Schaden zu begrenzen, zeitweisem Boykott und Arbeitsniederlegungen der Anhängerschaften und damit seinen Einfluß spielen zu lassen, was auch schon genug Arbeit war, zumal die Gegenseite auch nicht untätig blieb. Sogar von Drohungen gegen Tempeldienern war die Rede. Diese Stadt war wahrlich gefallen.
Der Versuch die Magier und Gelehrten einzuspannen, blieb ebenfalls erfolglos, zu sehr beharrten sie darauf dass ihr Stand auch mit dem Klerus im Beirat immer mehr beschnitten wurden und ihr Vertrauen somit auch in die Kirchen gebrochen war und so verzogen sie sich lieber in ihre staubigen Kammern anstatt mit dem Exilrat einen Pakt einzugehen. Nachtragende Feiglinge. Desweiteren hatte Adara natürlich auch wieder verstärkten Kontakt zu ihrem Großvater aufgenommen, der diese Sache als persönliche Beleidigung gegen sich aufnahm und einen ähnlichen Groll hatte. Er zog viele Strippen und machte es dem neuen „Rat“ in der Stadt schwer, aber ohne eine offizielle Stellungsnahme des Markgrafen oder der Kaiserin konnte auch er nur geringfügig handeln und diese Stellungnahme blieb bisher aus. Doch war der Markgraf durch Zordan informiert und dieser spekulierte auf eine Handlung nach dem Winter. Adara hoffte das er Recht behalten würde. Und so hielt sich letztendlich diese gefährliche Waage und jeden Tag befürchtete man einen neuen Knall. Einige der Exilräte hatten sogar heute schon den Gedanken geäußert evtl. wieder zurückzukehren und vor Ort besser helfen zu können. Adara und Efferdan hatten nicht jeden von ihnen umstimmen können. Und so war das Gremium immer weiter geschrumpft oder mit weniger wichtigen Gesandten bestückt worden. Doch Adara wollte nicht aufgeben.
Doch wie lange noch? Auch ihre Allianz hier war bröckelig, aus dem Boden gestampft und der Protest welcher dieser Rat sein sollte fand anscheinend auch kaum Anklang. Wie auch in einer Zeit wo sich das Reich auf einen Krieg vorbereitete. Und genau dies hing immer bedrohlich über allem, war der Tag der Schande inszeniert, gekauft oder gar Verrat?