Geschichten:Rückkehr nach – Bitani - Und weiter nach Brauntal

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Brauntal, Junkertum Rallerzufluss, Baronie Linara, Mitte Ingrimm 1040 BF

Hier?“, frage Gishelm ungläubig.

„Ja, hier findet das Treffen statt!“ entgegnete Rahjan.

Beide hatten am Morgen Bitani verlassen, und waren der Alwa bis Gabelfels gefolgt. Dort überquerten sie die Brücke und setzen ihre Reise auf dem Burgenweg fort, bis sie den Abzweig gen Praios auf dem Braunwaldweg nahmen und am späten Nachmittag den Borontempel erreichten.

„Ich weiß, dass Verhandlungen in Tempeln durchgeführt, aber in einem Borontempel?“

„Genaueres hatte man mir auch nicht mitgeteilt, nur so viel, dass ich beim Büttel in Brauntal meine, unsere Ankunft mitteilen sollte. Bitte warte hier.“ Mit diesen Worten verließ Rahjan Gishelm und ritt weiter gen Praios, wo am Horizont einige Häuser zu sehen waren.

Gishelm stieg ab. An einer dafür vorgesehenen Stelle band er sein Pferd fest. Gishelm betrachtete dann den aus schwarzen Ziegeln erbauten Tempel. Seine Kampfkunst hatte es ihm bisher ermöglicht, nicht die Hauptperson an einem solchen Ort zu werden. Er war ganz im Gedanken versunken.

„Buh“

Gishelm fuhr herum.

Tahl, das war nicht nett!“ tadelte der Geweihte die Buh-Ruferin.

Gishelm sah die Elfe, die er vor gut drei Götterläufen bei Bitani kennengelernt hatte, in Begleitung eines Boron-Geweihten.

„Verzeiht mir bitte Gishelm aus Hirschfurt und auch euch Hochwürden.“ Tahl wendete sich dem Geweihten zu.

Gishelm sammelte sich „Ja, natürlich. Ich bin überglücklich euch wieder zu treffen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben euch je wieder zu sehen seit unserer ersten Begegnung damals bei Bitani. Ich freue mich zu sehen, dass es euch gut geht. Nur hatte ich nicht erwartet euch an einem solchen Ort anzutreffen.“

„Bruder Pedresco und ich sind alte Bekannte.“

„Ihr seid öfters in diesem Landstrich?“

„Ja, das kann man so sagen!“

Bruder Predresco schüttelte innerlich mit dem Kopf. Die Frau könnte vom Alter her seine Mutter sein und doch benahm sie sich, wie seine vielleicht nicht vorhandene Tochter.

„Tahl, Gishelm, wenn ich für einen von euch noch etwas tun kann, ihr findet ihr mich im Tempel“ und lies die beiden mit diesen Worten allein.

Gishelm ließ sich nicht davon ablenken. „Das muss ein Wink der Götter sein, nicht nur meiner, sondern auch eurer!“

„Inwiefern?“

„Orima ist die elfische Schicksalsgöttin. Ich hatte mich mit der Sprache und Kultur eures Volkes beschäftigt. Es war meine Art euch nahe zu kommen, soweit und fern ihr wart, nur noch eine Erinnerung. Ich konnte nicht ahnen so bald euch wieder zu treffen. Ich soll in Brauntal künftig die Geschäfte meiner Familie führen! Zuerst hielt ich das für keine gute Idee. Jetzt erscheint mir alles in einem neuen Licht, dass das Schicksal uns zusammenführen würde. Erklärt mich für verrückt, ich habe bereits bei unserer ersten Begegnung eine Verbundenheit gespürt, die ich vorher noch nie kennengelernt hatte. Aber euer Blick, ich sehe Traurigkeit, was ist los?“

Tahl schaute Gishelm traurig an. „Nein, ich halte dich nicht für verrückt. Dein ungestümes Werben ehrt dich; ich fühle mich geehrt und geschmeichelt, allerdings…“ Tahl seufzte, „Ich will nicht wieder die Erfahrung machen, dass ein guter Mann und das bist du Gishelm aus Hirschfurt, dass ich in einem guten Mann ein Verlangen geweckt hatte, dass zu seinem Untergang führt.“

Gishelm erwiderte: „Nein, das glaube ich nicht.“

„Doch, glaube es mir. Der…“, Tahl überlegte kurz, „der Bruder meines Schwertvaters war genauso gewesen, wie du es bist. Ich hatte ihn abgewiesen, Er nahm keine Rücksicht mehr auf sein eigenes Leben und darauffolgenden Ereignisse führten zu seinem Tod. Ich wusste nicht, ob mein Schwertvater mit das je verzeihen würde; dann die Schuld, die ich ihn mir fühlte als ich sah, wie er von seinem Bruder Tod in seinen Armen liegend zu seiner letzten Ruhestätte gebracht wurde.“

Gishelm nahm mit seinen Händen die Hände von Tahl. Er nahm es als gutes Zeichen, dass sie es zuließ. „Haltet mich nicht für einen liebeskranken Narren. Ein Nein werde ich ertragen können, wenn es gute Gründe gibt; und wenn es nur der Grund ist, dass unsere Lebensspannen unterschiedlich sind. Ich hatte mich mit der Kultur eures Volkes beschäftigt, dass Elfen länger leben als Menschen. Womöglich seid ihr älter als meine Großmutter.“

„Wahrscheinlich bin ich das, aber es ist nicht nett, nach dem Alter einer Frau zu fragen.“

„Seht ihr, jetzt kann ich euch schon so weit aufmuntern, dass ihr Scherze machen könnt. Ehrlich gesagt, es wäre mir auch egal, wenn ihr so alt währet, dass ihr meinen Vorfahren Alnwick kennen könntet.“

„Es gibt einen Grund, einen guten Grund“, setzte Tahl an.

„Sie ist bereits verheiratet, mit MIR! Wenn ich mich vorstellten darf: Mein Name ist Martus-Melcher von Hellburg und MEINE Frau habt ihr bereits kennengelernt: Baronin Tahlmare von Linara.“

Martus trat neben seine Frau. Gishelm hatte ihn näherkommen sehen, sich aber nichts dabei gedacht; ein Adeliger, der den Boron-Tempel aufsuchen wollte. Hinter ihm sah er drei Söldlinge, die den Wappenrock der Baronie Linara trugen; aber wahrscheinlich waren es Hasardeure.

„Mein Name ist Gishelm von Rallersgrund,“ stellte er sich Martus vor und unterbrach die kurze unangenehme Stille.

„Erfreut eure Bekanntschaft zu machen!“

Gishelm fröstelte es bei der Antwort, nicht durch die Worte, sondern durch den Ton. Er atmete tief durch und wollte weitersprechen, als er von Tahl gehindert wurde.

„Martus, Gishelm und sein Bruder sind hier, weil sie mit Fiona über den Verkauf der Güter der Bibernells sprechen wollten. Ich wäre jetzt auch so weit, dass wir nach Torbenhall reiten können. Ich möchte Torben ungern mit dem Abendessen warten lassen!“

„Aber natürlich“, entgegnete Martus lächelnd, „Dein Wunsch ist mir Befehl!“ und küsste Tahl mit diesen Worten.

Nachdem ihre Lippen wieder frei waren, sprach Tahl weiter: „Ich bin sicher, dass es für deine Leute dort auch etwas Gutes aus der Küche gibt.“

An Gishelm gewandt „Wir verabschieden uns jetzt, alles Gute für euren weiteren Weg, Gishelm aus Hirschfurten.“ Tahl harkte sich bei Martus ein und zog ihn mit sich. Den Söldlingen wies sie an, ihnen zu folgen, was sie auch taten. Gishelm atmete tief durch. Er sah Tahl, ihren Ehemann und die drei Söldlingen gen Praios nach Torbenhall ritten.

Dann erschrak er, neben ihm trat der hiesige Boron-Geweihte leise an seine Seite und beobachte mit ihm, wie sich die fünf Reiter durch das Dorf aus ihrem Sichtfeld entschwanden. Untypischerweise unterbrach der Boron-Geweihte das Schweigen.

„Höret Gishelm. Ich kenne euch nur seit heute. Ich kenne Tahl, ich kenne Martus. Dich schätze ich als einen jungen Mann ein, der mutig ist, verwegen ist, Dinge zu tun, die manch einer für wahnsinnig hält! Ich halte euch auch für jemand, der bereit ist, einen Rat anzunehmen.“

„Welchen Rat?“

„Tahl mag dich! Ihr Handeln beweist es. Aber im Gegensatz in der zyklopäischen Tragödie wird sie nicht ihren Mann, ihre Kinder und/oder ihr Land für dich verlassen. Du kannst nicht bleiben, denn sollte dir etwas zustoßen, würde sie das in einen Konflikt bringen, den du ihr nicht zumuten möchtest. Wenn du jetzt aufbrichst, dann werde ich deinen Bruder in Beisein von Tahl und Martus informieren, dass du weiterreisen musstest. Deinen Bruder werde ich bei Gelegenheit unter vier Augen die Situation erläutern.“

Gishelm überlegte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Tahl verheiratet, dazu noch eine Hochadelige war. Sein Verstand wägte seine Optionen ab und momentan sah er keinen Weg zu bleiben, ohne dass es Verwicklungen geben würde.

„Gut Hochwürden, ich werde euren Rat folgen. Richtet aber bitte Tahl etwas von aus, unter vier Augen.“

„Und was soll ich Tahl ausrichten?“, fragte Bruder Pedresco


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Mitte Ing 1040 BF 17:00:00 Uhr
Bitani - Und weiter nach Brauntal
Bitani - Treffen


Kapitel 4

Hirschfurt - Ein weiterer Brief von Zu Hause
Autor: OlafW