Geschichten:Rachedurst Vorspann Teil 1
Baronie Brendiltal, Edelgrafschaft Perricum, Anfang Tsa 1027 BF
„Ich sagdte nain!“ herrschte der ältere der beiden Männer den anderen an.
„Praio’tem, ich erlaubä äs nischdt, dass Arijescha mit nach Garäth reist. Was soll sie dordt? Die Garäthi wärden sie schlecht behandeln.“
„Aber Vat..“ versuchte der Viertgeborene einzuwerfen, wurde aber sogleich wieder von Eslam unterbrochen.
„Rädä isch orkisch, oder wieso verstähst Du mein Nein nischdt mehr?“
Der Zurechtgewiesene nahm sogleich Haltung an und nickte Eslam zu.
„Du hast Recht. Doch ich muss jädzt gähen, es gildt noch viel vorzuberaiten, bevor wir morgän aufbrechen kennen.“
Eslam entließ seinen Sohn daraufhin und schaute dem jungen Sonnenlegionär noch eine kurzen Augenblick nach. Er war erleichtert und froh, dass Praio’tem auf seinem Weg von Perricum zurück in die Metropole Gareth einen kleinen Umweg durch Brendiltal machte und so den Tross der seine Großmutter – Eslams Mutter – nach Gareth bringen sollte begleiten konnte.
Irgendwie hatte der Marben ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache, zudem missfiel es ihm auch noch, dass er nicht wie besprochen selbst den Zug geleiten konnte, sondern stattdessen für Ruhe zwischen zwei sich befehdeten nebachotischen Stämmen im Raume Baburin sorgen musste. So sollte Yiran, einer seiner Bastardsöhne, den Trupp anführen. Yiran war zwar noch jung an Jahren, doch war er einer der Ammayin die Eslam in den Wall und auf den Arvepaß hin gefolgt waren. Zudem würde er in zwei Monden Aufnahme bei der königlichen Garde finden, da tat ein eigenes Kommando gut. Zur Sicherheit würde Eslam Yiran noch drei seiner Korosans mitgeben.
Der Baron war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht das kleine Mädchen bemerkte, dass hinter einem Wandteppich hervor trat und ihm auf leise Sohlen folgte und in seinen Bewegungen nachäffte.
Erst im großzügig angelegtem Garten angekommen verriet sich die Kleine durch ein unterdrücktes Kichern. Erbost darüber, dass man ihn in seinen Überlegungen störte fuhr Eslam mürrisch herum.
„WAS?!“
Als der Krieger jedoch sah, wen er da gerade anschrie und wem er gerade eine Ohrfeige verpassen wollte, wurde sein harter und strenger Blick sanft, als würde der Vater sein Neugeborenes in den Händen halten.
„Arijescha, was machst Du denn für ainen Unsinn?“ Spielerisch nahm Eslam seine jüngste Tochter auf den Arm und Schritt mit ihr durch den Garten. „Du weißt, dass isch so etwas gar nischt mag.“
Doch das Mädchen wusste, dass sie die einzige Person auf ganz Aventurien war, die Eslam niemals schlagen würde und ignorierte daher die Zurechtweisung.
„Vatär, isch wollte Dich nur fragän, ob ich mit Großmuttär nach Garäth raisän kann?“
Um den schon fast flehenden Worten noch mehr Gewicht zu geben, blickte Arijescha ihren Vater aus ganz unschuldigen Augen an, während sie mit dessen Kette spielte.
„Weißt Du, Großmuttär hat gemaindt, dass äs nischt schadän wirdä, wenn isch sie auf ihrän dipro... dispo... äh diploratischän Mission beglaitän wirdä. Isch kenntä, so auch glaisch sehän wie die Garathi in der großän Stadt läbän......“
Doch Eslam hörte ihr kaum zu. Wie immer wenn er seine jüngste, leibliche Tochter sah, sah er in ihr ein Abbild seiner Frau die bei der Geburt Arijeschas ihr Leben ließ. Sie war wirklich die einzige Person der er niemals böse sein konnte und der er nie etwas abschlagen konnte. Stets wusste die Kleine, wie sie den ansonst harten Kern in der rauen Schale knacken und für kurze Zeit einen Keim der Sanftheit sähen konnte.
Beruhigend umschloss er die kleinen Händchen des Mädchen mit seiner Linken, während er ihr einen Kuss auf die Stirn gab und sie vorsichtig auf den Boden absetzte.
Er, Eslam han Breshir’a Danal, Al’Shar a Korim und Marben han Breshir’a Danal hatte diesen Kampf schon vor 10 Götterläufen aufgegeben.
„Äs ist gudt mainä Rosä där Unschuldt. Was soll ain Ammayin nur gegän solchä Augän machän. Geh und sag Dainär Großmutter Al’Barán’e und Dainän Briedern beschaid, dass Du sie beglaidän wirsdt.“
„Oh Danke Vatär!“ drückte die Kleine Eslam nochmals, bevor sie vor Freude kichernd davon rannte um Yiran, Praio’tem und all den anderen Bescheid geben zu können, dass sie doch mit nach Gareth reisen durfte.