Geschichten:Rapporte und Belohnungen

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"Ich will es an dieser Stelle kurz machen, denn viel Erwähnenswertes passierte in Halhof nicht mehr. Kurz nach unserer Ankunft sollten wir dem versammelten Hof Bericht erstatten, was ich mit der mir eigenen Zurückhaltung", Fredegard konnte sich an dieser Stelle ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, "Thorin überließ. Der platzte nämlich geradezu vor Stolz, sich nun als Drachentöter bezeichnen zu dürfen, sodass ich ihm einen großen Auftritt vor dem versammelten Adel nicht verwehren wollte. Bei der Gelegenheit übergab ich ihm mit ein paar salbungsvollen Worten das erzene Schwert. Übrigens zu seiner und der übrigen Anwesenden großen Überraschung. Und damit kommen wir auch zum Ende, Janne. Zwei Tage später brach ich gen Perricum auf, wo ich jüngst einen guten Eintopf, einen ebenso guten Wein und noch bessere Gesellschaft genießen durfte."

Das Mädchen ließ die Worte seiner Ziehmutter noch eine Weile auf sich wirken. Wie gerne wäre sie bei diesem Abenteuer dabei gewesen!
"Vielen Dank für diese beeindruckende Schilderung! Schade, dass ich-. Eine Frage hätte ich noch, auch wenn ich weiß, dass es schon spät ist."

Ein kurzes Nicken Fredegards bedeutete Janne, fortzufahren.

"Warum hast Du dem Zwergen das Schwert und den Ruhm überlassen? Gerade eine so außergewöhnliche Klinge gibt man doch nicht so einfach her."

Was soll ich mit Ruhm, Liebes? Ich hatte einen ruhmsüchtigen Gatten und einen ebensolchen Sohn. Der eine ist tot und der andere findet auf der anderen Seite des Kontinents hoffentlich Erleuchtung als einfacher Geweihter. Ruhm zieht immer auch Aufmerksamkeit nach sich und oftmals auch Neid; vergiss´ das nicht. Beides wäre für unser Wirken hier nur von Nachteil. Mir geht es bei meinem Tun einzig und allein um den Ruhm des Gottes der Götter. Schon jetzt dürfte man sich weit mehr an den ruhmreichen Zwergenkrieger und Drachentöter erinnern, als an diese ältliche Adlige aus Perricum, die ihrem Kampfgefährten zudem einflüsterte, dass das Reich ihm für seine Dienste eine große Belohnung schulde. Diese Adlige kann hier nun weiterhin zum Nutzen und Frommen des Einen wirken, ohne von irgendwelchen Bewunderern oder Neidern behelligt zu werden. Wenn überhaupt, bliebe den Leuten lediglich meine Bescheidenheit in Erinnerung, die meinem Ansehen in dieser Stadt nur förderlich wäre.
Aus den gleichen Gründen überließ ich Thorin die Klinge, den ich mir dadurch gewogen machte, was vielleicht noch von Nutzen sein kann. Und was sollte ich denn auch damit? Ich bin keine Kriegerin und so eine Waffe zieht gewiss auch Neider auf sich, von denen einige vermutlich mehr als nur einen Blick darauf werfen wollten. Das kann ich nicht gebrauchen. Außerdem habe ich eine weit größere 'Trophäe' errungen!
Mit diesen Worten entnahm die Adlige ihrer Gürteltasche eine Art Kristall und legte ihn in die Mitte des Tisches. "Was ist dagegen schon ein Schwert aus Erz?"

Janne nickte verstehend, während sie fasziniert den Karfunkel musterte. "Danke für Deine Erklärung, Mutter. Ich sehe, ich habe da noch einiges zu lernen."

"Ja, aber nicht mehr diese Nacht, denn jetzt gehen wir zu Bett."

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Nun waren Thorin und Fredegard an der Reihe vorzutreten. In einer auf Hochglanz polierten Rüstung, mit dem Helm samt Rosshaarkamm unter dem rechten Arm geklemmt und einem Waffenbruder im Schlepptau, der ihm den Felsspalter in beiden Armbeugen haltend nachtrug, trat Thorin vor dem Cantzler Garetiens, Horulf von Luring. Um die Schultern den Zwergen lag ein Lederüberwurf mit darauf befestigten, übereinanderlappenden Drachenschuppen- einem Teil seiner Beute, an dem ein moosgrüner Mantel befestigt war, der ihm bis zu den Stiefeln hinabreichte. Die gealterte Adlige hielt sich mit etwas Abstand an seiner Seite.
Ein Ausrufer verkündete: “Ihre Hochgeboren Fredegard von Hauberach, Alt-Baronin zu Vellberg und Thorin ‘Drachentöter’, der Sohn des Thorgrimm aus dem Fürstentum Kosch, Krieger der Hämmer von Ârxozim aus der Felsenfestung Braschtôkril am Berg Götterfirst.”
Thorin nickte zufrieden. Unzählige Male hatte er einem Lakaien seinen Namen und seine Herkunft eingebläut, bis er es verstanden hatte. Seine Aussprache war lausig, aber für den Beamten würde es reichen. Dieser würde sicher verstehen wer er war. Thorin wusste nicht genau, warum er gebeten worden war vorzusprechen, aber da er dieser Bitte nachkam mussten die arroganten Menschen ihm auch den notwendigen Respekt entgegenbringen, die einem stolzen Angroscho gebürte.

Nachdem Horulf sowohl Fredegard als auch Thorin im Namen der Rohajas von Gareth begrüßt hatte, bat er die Geschehnisse, die sich an der Quelle der Niffel zugetragen hatte, wiederzugeben. Die Sprache die er dabei gebrauchte, wirkte auf Thorin fast schon widerwärtig blasiert. Fredegard nickte Thorin indes lächelnd zu und forderte ihn damit auf das Wort zu ergreifen.
Der zwergische Krieger nickte und begann dann damit zu erklären, warum er aus dem Fürstentum Kosch ins Königreich Garetien gekommen war, von seinem Auftrag im Namen seines Bruders, dem Bergvogt von Ârxozim-Tharnax, Sohn des Thorgrimm und dem gräflichen Vogt von Nilsitz-Borindarax, Sohn des Barbaxosch auf Seiten des Grafen vom Schlund in die laufende Fehde einzugreifen.
Die Kämpfe, an denen er und seine Einheit, bestehend aus Kriegern der Hämmer von Ârxozim und Söldner der Senaloscher Spießbuben, sowie amboßzwergische Doppeläxte teilgenommen hatten, benannte er nur am Rande. Sie waren im Rückblick nur nebensächlich für die Geschichte.
Wirklich involviert in das was folgen sollte wurde Thorin erst durch seinen absonderlichen Traum, den Rat des Angrosch-Geweihten am Heiligtum am Schlund und die Prophezeiung des ‘Einhorns’, wegen der er letztlich in die Baronie Höllenwall aufgebrochen war.
Dort hatte er schließlich die anderen getroffen, deren Namen Thorin nun der Reihe nach aufzählte und dabei ebenfalls nicht verhehlte, dass ihr Aufeinandertreffen zunächst von Misstrauen, ja sogar Anfeindungen geprägt gewesen war. Den Weg hinauf vom Örtchen Höllenwall, durch die klagende Klamm bis hin zu der Höhle, in der sich ihr Schicksal erfüllen sollte, fasste er ebenfalls so zusammen, dass nur die wichtigsten Punkte im Gedächtnis seiner Zuhörer bleiben würden.
“Dort oben, in jener Höhle, die der Höllensturz freigelegt haben musste”, begann der Zwerg dann zum Kern der Geschichte kommend, “fanden wir den Ursprung allen Übels, der so wie wir vermuten Schuld an dem ganzen Zwist ist und zu der blutigen Fehde geführt hat.”
Thorin räusperte sich. “Vergiftet vom Blute eines leibhaftigen Purpurwurms, geschändet durch die stinkenden, verwesenden Ausdünstungen seiner Innereien, fanden wir den Drachen bei der Quelle der Niffel.
Ich wusste wir müssten es schnell beenden. Zögern würde unser aller Tod bedeuten.
Seine Wohlgeboren Raulfried Rondrago von Schartenstein und Ehrwürden Mol Grimmbart gingen den Wurm frontal an, während ich mich seitlich näherte, denn nur meine Axt konnte dem Untier ein rasches Ende bescheren.” Thorin machte eine kleine Pause, trat einen Schritt auf Seite und wies auf den Felsspalter, den sein Waffenbruder hinter ihm präsentierte, bevor er fortfuhr.
“Von Schartenstein kämpfte äußerst tapfer und starb heroisch, ohne einen Laut des Schmerzes im Feuer des Drachen. Er gab bereitwillig sein Leben, um das Untier abzulenken. Vater Grimmbart starb ebenfalls zu meinem großen Bedauern. Dann war ich heran und meine Axt fuhr hernieder, trennte das scheußliche Haupt des Drachen vom langen, geschuppten Hals.”
Thorin atmete hörbar ein und aus. “So endete es.” Er nickte zur Untermauerung seiner Worte.
Ruhige drehte sich der Zwerg dann zur Seite, wandte sich der zweiten Überlebenden- Fredegard von Hauberach zu. “Einen Karfunkel konnten wir leider nicht bergen, aber ihre Hochgeboren von Hauberach kann hier und heute bezeugen, dass das Untier durch unsere Hände sein Ende fand.”
Thorin nickte der Adligen huldvoll zu, nur um sich dann noch einmal an den Cantzler zu wenden. “Seine Ehrwürden Grimmbart und seine Wohlgeboren von Schartenstein haben wir dort oben verbrannt. Ich richtete Worte an den Allvater, als wir ihre Leiber den Flammen übergaben.
Eure Himmelsleuin wird ihre Seelen bei sich aufnehmen, da bin ich mir sicher. Sie haben bereitwillig ein großen Opfer gebracht, damit in Garetien wieder Friede einkehren kann. Ich hoffe ihr Menschen wisst dies zu würdigen. Bei uns in Koschim würden die ersten Kinder die geboren werden nach ihnen benannt werden, auf dass ihre Namen weitergetragen werden und ihr Andenken bewahrt wird. Die Quelle haben wir gereinigt. Ihr werdet dort nichts mehr finden, außer den Schädel des Drachen am Eingang der Höhle.”
Mit diesen Worten trat Thorin einen Schritt zurück, um zu signalisieren, dass er alles notwendige gesagt hatte.

Die Altbaronin bestätigte im Folgenden Thorins Geschichte, sorgte dann jedoch zumindest in den Augen des Zwergen für eine große Überraschung. Nachdem sie den Mut und die Tapferkeit ihres Kampfgefährten in den höchsten Tönen gelobt hatte, bat die Adlige Horulf, dem Recken eine seiner Taten würdige Anerkennung zukommen zu lassen. Sie selbst wolle ihrer persönliche Wertschätzung gleich hier jedoch nicht nur mit Worten sondern in ganz konkreter Form Ausdruck verleihen. Sie ließ sich von einer Zofe ein in Öltuch eingeschlagenes Schwert bringen, wickelte es aus und überreichte es dem Sohn des Thorgrimm. Dieser war wie vom Donner gerührt. Die Reinheit dieser Waffe war nahezu körperlich spürbar, ja, sie besaß für den Angroscho eine eigene Präsenz. Während der Übergabe raunte die Perricumerin Thorin mit samtener Stimme ins Ohr: “Es wäre um die Weisheit und Dankbarkeit der Königin schlecht bestellt, erhöbe sie Euch ob Eurer außergewöhnlichen Tat nicht zumindest zum Junker eines großen Gutsbezirks hier in Garetien.”
Die Ehre, die ihm zuteilwurde, dieses Kleinod zum Geschenk zu erhalten konnte er kaum in Worte fassen. Fredegard von Hauberach erkannte aufrichtige Dankbarkeit und fürchtete kurzzeitig der Zwerg würde sie vor dem versammelten Hofe umarmen. Indes er tat es nicht. Und dennoch, Thorin war zutiefst gerührt. Dieses Schwert aus dem reinsten des Erzes berührte etwas in ihm.
Der Allvater, der ihm den Traum gesandt und so zum Drachen geführt hatte auf das er ihn- der Erbfeind erlegen konnte, fügte alles wie es ihm gefiel und so wusste Thorin, dass er SEINEN Willen zu SEINER Zufriedenheit erfüllt hatte.