Geschichten:Raschtulswaller Ränke - Borons Geleit
Ende Efferd 1042 BF
Die heutige Zeit meinte es nicht gut mit ihrer Familie. Vor einigen Tagen wurde der Baronin von Weißbarûn die verkohlten Leichen ihres Kindes Reinhilda und ihres Enkels überstellt. Mit einem weiteren Leichenwagen wurde der tote Körper von Helmbrecht von Waltern, dessen Tage aufgrund des Alters gezählt waren, von der Herrschaft Felskuppe nach Ferkinaschreck gebracht.
Da standen die zwei gestählten Kriegerinnen, Gidiane und Grimhild, am Grab ihrer Anverwandten.
"Welch Scheusal, kann so etwas Grausames anrichten." schluchzte die Tochter Gidianes, die sich in die letzten Atemzüge ihrer Schwester und ihres Neffen hereinversetzte.
Gidiane hingegen versuchte mit einem grimmigen Blick ihre Tränen zu unterdrücken. "Erst hat er meiner besten Freundin ihre Schwester genommen, jetzt nimmt er mir meine Tochter und meinen Enkel."
"Wir müssen ihm entegegen tretten, Mutter", stichelte Grimhild.
"Ja, das müssen wir und werden wir. Er tut so als sei er ein Träumer. Ein Träumer lässt keine Mutter und ihr Kind bestialisch in den Flammen verbrennen." Die Baronin war sichtlich wütend.
"Was gedenkst Du zu tun?"
"Ich werde ihm die Fehde erklären, bis aufs letzte Blut. Er hat die Konfrontation heraufbeschworen, dann soll er sie bekommen. Er wird sich noch umgucken, einen Waltern zum Feind zu haben, kann schnell den Tod bedeuten."
"Ich werde zu ihm reiten und die Fehde erklären" forsch, wie die Mutter, reagierte ihre Tochter.
"Nein, das ist mein Privileg. Dir muss ich eine andere Aufgabe zu Teil werden lassen. Mein Zweig ist vom Aussterben bedroht. Du und Aleidis seid mein Fleisch und Blut. Alle Suche nach Gerion blieb bisher erfolglos. Ich bitte Dich mit dem Gedanken zu befassen, ein weiteres Mal den Bund der Ehe einzugehen, und für Nachwuchs zu sorgen. Die Zeit wird kommen und ich werde Deinen Gatten für Tod erklären lassen müssen."
Grimhild schluchzte noch mehr.
"Bitte hol mir Harthumar" sagte ihr Gidiane noch hinterher.
Ebenjener Knappe folgte dem Ruf seiner Baronin. "Meine Herrin, ihr wünschtet mich zu sehen."
"Harthumar Junge, mein Beileid zum Tode Deines Großvaters Helmbrecht. Er war mir immer ein treuer Freund. Er und meine Mutter errichteten einst unsere Pferdezucht und lehrten mich die Liebe zum Ross. Mich betrübt sein Tod sehr. Deine Mutter ist in der Armee unabdingbar und Deine Schwester ist bereits Vögtin von Ennetbrück. Daher mein Junge, wirst Du Deinem Großvater folgen und Ritter auf Felskuppe werden. Da Dein Rittervater ebenfalls verstarb, möchte ich Dir am heutigen Tage den Ritterschlag geben."
Harthumar kniete vor der Baronin nieder, währenddessen Gidiane ihm die Schwertleite erteilte und ihm den Lehenseid abnahm.