Geschichten:Raschtulswaller Ränke - Die Erblinie
Peraine 1042 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg
Korhilda von Sturmfels war vom Markgrafenhof in Perricum zurück gekehrt. Nicht zurück zum Sturmfels, sondern nach Rossgarten.
Die Belehnung mit der Baronie Wasserburg war überraschend - für sie, ihre Familie und Freunde.
Noch angeschlagen und erschöpft durch Attentat und Reise schlief sie in ihren neuen Gemächern, während ihr Gatte, der eigens angereist war an ihrer Seite wachte.
Nach Stunden des Ausruhens erwachte die neubelehnte Baronin von Wasserburg.
Leobrecht hatte die Stunden damit verbracht sich seine Worte zurecht zu legen, denn er war so gar nicht begeistert von der Veränderung. "Hilda, Liebes, ich hoffe der Schlaf tat Dir gut?"
Korhilda streichelte zärtlich über seinen Handrücken und stemmte sich auf, um ihn liebevoll küssen zu können. Doch irgendwas stimmte hier nicht, sie küsste ihn, doch fühlte es sich kalt an, denn ihr Gatte erwiderte die Liebkosung nur zaghaft. "Was ist los, was bedrückt dich?"
Leobrecht sammelte seine Gedanken. "Wasserburg. Wasserburg bedrückt mich?"
"Wasserburg sollte dich erfreuen. Es erfreut mich, dass der Markgraf meine Leistungen zu würdigen weiß und mir diese Chance eröffnet."
"Irgendwas ist daran faul. Wasserburg, warum Du? Warum lebt der Tikaris noch?" Fuhr der Reichsvogt fort.
"Faul. Muss immer etwas faul sein. Ich habe herausragende Leistungen für die Markgrafschaft geleistet. Ich möchte Dich an den Haffax Feldzug erinnern." Korhildas Worte waren leicht gekränkt, wieso konnte ihr Gatte das nicht anerkennen.
"Ja, dass weiß ich. Dafür hast Du Orden und Auszeichnungen erhalten. Aber Belehnung mit einer Baronie. Das fühlt sich falsch an." Er sagte den letzten Satz, um gleich zu merken, dass die Wortwahl unglücklich war.
"Falsch. Meine Leistungen sind für dich weniger Wert, als Deine Leistungen, die Dir die Efferdstränen eingebracht haben?" Ein zickiger Unterton begleitete ihre Stimme.
"So meine ich das nicht und das weißt Du. Bitte schiebe die Emotionen beiseite und betrachte die Situation objektiv. Hier stimmt doch was nicht. Bitte lehne Wasserburg ab und trotze der Intrige. "
"Das meinst Du nicht wirklich Ernst" Hilda war erbost.
"Hilda komm zu mir auf die Tränen. Zu mir und Etilian. Lass uns den höfischen Intrigen entfliehen."
"Und auf eine Baronie verzichten. Lieber Leobrecht, ich weiß nicht was in Dich gefahren ist, aber ich werde diese Gelegenheit für mich und Wolfaran nicht verstreichen lassen." Die Baronin vertrat hier eine ganz eigene Ansicht.
"Wolfaran. Warum Wolfaran?"
"Er ist mein Erstgeborener, mein Erbe."
Leobrecht schüttelte missgelaunt sein Haupt. "Wolfaran und seine Linie ist mit Bärenau abgesichert. Leonora sollte Dein Erbe sein und ihr Bruder sollte verzichten." Wenn Hilda schon nicht verzichten würde, sollte die Nachfolge durchdacht sein.
"Auf keinen Fall. Wir haben Wolfaran viel zugemutet in seinem Leben. Die zwanzig Jahre als Bastard, das schreit nach einer Entschuldigung. Er ist ein großartiger junger Mann, der es sich verdient hat. Wolfaran ist von seinem Wesen besser geeignet als seine Schwester. " Korhilda war bewusst, dass es im Haus Ochs auf lange Sicht zum Streit um die Position des Oberhauptes kommen würde. Das nahm sie jedoch billigend in Kauf, da sie ihren Sohn für sehr fähig hielt.
"Hilda, weißt du was deine Entscheidung in meinem Haus auslöst" Leobrechts Tonfall war mürrisch und wurde lauter.
Korhilda reagierte ebenfalls mit Missmut, es war schwer zu diskutieren, wenn Schmerzen einen plagten. " Was ich auslöse. Ich erringe für Dein und nicht mein Haus eine Baronie. "
"Wenn Wolfaran Dein Erbe wird, bricht unsere Tradition zusammen. Iralda und Wolfaran in solch einer Position. Sie werden rebellieren. Dass ist so sicher wie die Praiosmesse am Praiostag."
"Leobrecht. Meine Entscheidung steht. Wolfaran ist mein Erbe. Wenn Du eine Gefahr siehst kann er mir als Wolfaran von Sturmfels folgen. Dann ist Dein Haus sicher." Hilda war sauer und patzig.
"Hilda" schrie Leobrecht. "Das ist nicht Dein Ernst. Wolfaran ist und bleibt ein Ochs. Punkt."
"Wolfaran ist und bleibt mein Erbe. Punkt." Schrie sie zurück.
Leobrecht sprang wie von einer Maraske gestochen auf.
Ihre weitere Unterhaltung war ein einziges Gekeife und Geschrei.
Bis der Reichsvogt wutschnaubend das Zimmer und das Gut verließ.