Geschichten:Reaktionen aus Leihenbutt

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Burg Leihenbutt, 19. Peraine 1027 BF


Gerade vom großen Garether Turnier zurückgekehrt war Baron Nimmgalf von Hirschfurten dabei, die Reisevorbereitungen für seinen Besuch beim Reichskongress in Elenvina zu treffen. Seine geliebte Frau Simiona befand sich hochschwanger in ihrem Gemach ständig von Medici und Hebammen betreut. Es würde wohl ein strammer Ritt werden, doch die Geburt seines zweiten Kindes wollte der Baron noch miterleben, erst dann würde er abreisen, das zumindest hatte er sich fest vorgenommen. Wenn dies nur nicht so unbestimmt lange auf sich warten lassen würde…

Soeben stürzte sein Page Praiowin in den Empfangsraum hinein, eine Eildepesche in Händen haltend. „Herr, eine wichtige Nachricht ist soeben aus Gareth eingetroffen!“

„Aus Gareth? Hat mein Protest ob des unsportlichen Ausscheidens im Viertelfinale doch noch Erfolg gehabt? Schnell, Junge, bring sie mir!“

Nimmgalf entriss dem Pagen die Meldung und überflog die Zeilen mit schreckgeweiteten Augen. Für einen Moment blieb er sprachlos stehen und seine Gedanken schienen zu rasen. „Das darf doch nicht…“

Mit eilenden Schritten lief er hinaus und schnurstracks die Treppe hinauf zu Simionas Gemach. Ohne Anzuklopfen trat er ein. Seine Frau lag einigermaßen entspannt auf dem Bett, ein Medicus war gerade dabei, ihr einen schmerzlindernden Trank zu verabreichen. Die Geburt würde wohl noch ein paar Tage auf sich warten lassen.

„Simiona! Es ist etwas Furchtbares passiert.“ Er eilte zu ihr ans Bett und reichte ihr die Botschaft. „Die Generalmobilmachung ist ausgerufen worden. Ich muss nach Wehrheim. Garetiens Banner reiten wieder in den Krieg!“

Simiona las ruhig die Worte auf dem Schrieb. Dann blickte sie ihn traurig an. „Und du willst sofort gehen?“

„Ich habe keine Wahl! Das Reich braucht mich. Sobald ich die Lanzenreiter mobilisiert habe, ziehe ich los. Es… es tut mir leid.“

„Und du willst nischt noch abwarten, bis dein Kind zum ersten Male das Lischt des Praios gese`en `at? Was, wenn du nischt wieder kommst?“ Simiona war den Tränen nahe.

„So etwas darfst du nicht mal denken!“ Nimmgalf schwieg einen Moment. „Ich muss meinen Teil dazu beitragen, dass es künftig noch Tage geben wird, an denen wir gemeinsam und ohne Sorgen den Sonnenaufgang erleben können. Bitte sieh doch ein, dass es nicht anders geht!“

Simiona drehte den Kopf zur Seite und schwieg. Nimmgalf nahm ihre Hand und küsste sie. „Ich wünschte, es wäre anders gekommen, doch das Schicksal will es scheinbar so. Wir werden uns bald wieder sehen, Liebling, du musst nur ganz fest daran glauben.“

„Leb wo`l, Scherrie. Mögen die Götter disch beschützen.“ Er streichelte ihr noch einmal durch ihr goldenes Haar, dann marschierte er schnurstracks aus dem Raum.