Geschichten:Ringen um Recht und Freiheit 18
Grau verhangen war der Himmel über der düsteren Festung Zagbars als die Reiter die Stadt erreichten. Die Ritterin Amna von Helmenstein zügelte ihren kräftigen Wallach und blickte missmutig bei der Vorstellung hier bis zu ihrem Lebensabend festzusitzen, wenn der Zwergenbaron seine Tore verschloss, zum finsteren Gemäuer hinauf.
Trotzig entschied sie, dass sie es darauf ankommen lassen würde, ob der Zwerg Steine fressen würde, wenn er sich verschanzte und verhielt sich brüsk, jederzeit die ersten Hindernisse erwartend. Doch der Widerstand blieb aus.
Nachdem sie "Im Namen des Grafen!" mit ihrer kleinen Kolonne nach Zagbar eingezogen war, wurden keine Fragen gestellt. Die verstörten menschlichen Büttel taten ihr Möglichstes den gebellten Aufforderungen der Bannstrahlerin Folge zu leisten. Die sahen nur die geifernden Bluthunde, die sie vom Höllenwaller Baron erworben hatte und bemerkten nicht, dass der Hundeführer halbblind war. Sie nahmen nicht wahr, dass ihr halbwüchsiges Gefolge Angst vor einer Konfrontation hatte. Die Zwerge ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Amna dachte an die Zwergenschädel in den Helmensteiner Minen, ignorierte die Zwerge und machte den Menschen mehr Druck. Der Veteran, der die Bluthunde führte, klagte über sein kaputtes Knie, als sie festgestellt hatte, dass in der Stadt kein Hinterhalt drohte.
Genervt ritt sie zur Festung hinauf. In ihrer Vorstellungen empfingen sie waffenstarrende Zwerge mit rußigen Gesichtern, aber die Schwarze Feste lag verlassen da.
"Viel zu lange hat man die Zwerge hier gewähren lassen, ohne das ein wachsamer Blick ihr Tun erhellt hätte. Welchen Grund gibt es, den Ort zu verlassen, als das dunkle Pläne vorangetrieben werden?" sagte sie mehr zu sich selbst, als zu irgendwem bestimmten. An das versammelte Volk gewandt rief sie aus: "Im Namen des Grafen tue ich kund: Gorbon von Zagbar ist eingeladen an die Tafel des Siegeshart von Ehrenstein."
Die Nacht war lange hereingebrochen, als sie ihrer Eskorte Ruhe gönnte. Sie selbst schlief nicht, sondern inspizierte im Morgengrauen ihre Leute, die sich wie Kinder in der Festung gefürchtet hatten. Sie machte Pläne in Zagbar zu bleiben. Aber im Gasthaus. Die Zwerge mochten ihr Tagwerk wie eh und je verrichten und ihr die breiten Rücken zuwenden. Die Menschen würden auf ihre Ankunft reagieren. Durch die Hintertür eines Gasthauses würden sie leichter zu ihr finden, als zur Festung hinauf. Sie rüttelte mit geharnischter Hand den versoffenen Kaplan wach, eh sie ihre Panzerplatten löste. Von nun an würde jeden Tag zur Praiosstunde auch in Zagbar der Wille des Götterfürsten unüberhörbar verkündet werden. Sollte der Zwerg innerhalb einer Woche nicht auftauchen würde es aussagekräftig werden, wer sich zur Andacht bemühte und wer nicht.
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