Geschichten:Rondras Weg - Der heilige Leomar
Phex 1035 BF, am reisenden Kaiserhof
Dramatis Personae
- Rondrian Brin von Schallenberg, Knappe
- Wolfaran II. von Ochs, sein Rittervater
Das Bildnis des heiligen Leomar von Baburin zeigte ihn mit dem Drachen Fuldigor, den er einst aufgesucht haben sollte. Vor dem Gemälde stand Wolfaran von Ochs, während sein Knappe Rondrian zur Göttin des Kampfes betete.
Aufgewühlt beendete der junge Knappe seine Andacht und wandte sich zu seinem Schwertvater. Ihre beiden Augenpaare kreuzten sich, noch bevor Rondrian seine Worte weise wählen konnte richtete der Schlunder Ritter die seinen an seinen Knappen.
„Weisst Du Rondrian, ich kannte einst einen Jungen, ein weniger jünger als Du heute. Die Mythen besagen, dass seine Familie von dem heiligen Leomar abstammt. Der Junge wollte einst so tapfer und heldenmutig sein wie er. Wenn ihm das nicht gelingen sollte, dann zumindest zu heldenhaft wie seine Mutter, die einst in der Dritten Dämonenschlacht kämpfe.“
Rondrian lauschte interessiert den Worten seines Schwertvaters. „Und was ist aus dem Jungen geworden?“, fragte er wissbegierig.
„Aus dem Jungen wurde ein Mann, er traf seine große Liebe und focht um ihre Heimat – mit Erfolg. Anschließend folgte der Kampf der Giganten und alles dass, was dem Jungen einst wichtig war, geriet in Vergessenheit. Er wollte dem König der Ritter folgen, um die Wilden Lande zu befrieden, doch es wurde ihm nicht gestattet. Er wollte der Kaiserin in die Schlacht folgen, doch es wurde ihm verwehrt. Er wollte heldenhaft das Böse besiegen, doch das Einverständnis wurde ihm versagt“, betrübt blickte Wolfaran auf zu dem Bild.
„Lebt er noch oder haben Golgaris Schwingen ihn ereilt?“, wollte Rondrian von Schallenberg wissen.
„Der heldenhafte Ritter in dem Mann ist gestorben…“ Wolfaran hielt inne. „Er hat den Weg des Politikers eingeschlagen – gegen seinen Willen, aus Liebe zu seiner Familie.“
„Ich verstehe nicht ganz, Wolfaran, was meinst Du damit.“
„Du bist ein guter Junge, der die rondrianischen Tugenden hochhält. Ich bin nicht blind und ich habe deinem Flehen zu Anfang gelauscht. Der Weg den Du mit mir gehst ist nicht der Richtige für Dich, da bin ich mir sicher. Du bist edelmütig und reinen Gewissens. Arnbrecht und ich werden unsere Pferde satteln, wenn Du mit mir weiterreiten möchtest, komme mit mir. Ich werde ein halbes Stundenglas auf Dich warten. Wenn nicht, habe ich dafür Verständnis. Bleibe hier im Tempel, ich werde Deinem Bruder dieses erklären.“
Wolfaran schritt gen Ausgang, als Rondrians Zwischenruf ihn erreichte. „Wer ist der Junge, was macht er jetzt?“
„Der Junge durchschreitet gerade die Tore eines Rondratempels – ich war einst wie Du und siehe was das Leben aus mir gemacht hat.“ Wehmut klang in den Worten Wolfarans.
Niemand durchschritt die Tore, so ritten Wolfaran und Arnbrecht alleine von dannen.