Geschichten:Schäumende Wasser - Barbenwehrer Betrachtungen

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Burg Barbenwehr, Kaiserlich Gerbenwald, Tsa 1043 BF:

Reichsvögtin Fridega von Isppernberg stand an einem der Fenster ihres Gemachs und blickte in die Ferne. Von hier hatten sie einen atemberaubenden Blick über die Perricumer Perrinlande und das aranische Grenzland. Ruhig und friedlich lag das Land da. Die Kaiserin hatte durch die Einigung von Morganabad vor einem Götterlauf doch tatsächlich für klare Grenzverhältnisse gesorgt – die vor allem die Perrinländer Barone sehr begünstigten – und so zumindest vordergründig Ruhe in die Grenzregion einkehren ließ. Unter der Oberfläche aber – das wusste Fridega durch ihre Mittelsmänner – brodelte es jedoch weiter, denn die aranische Bevölkerung der Markgrafschaft Perricum fühlte sich übergangen. Der große Erfolg der Kaiserin und ihrer Unterhändler war ein doppelter, denn dieser sicherte ihr und ihrem Gemahl, dem Markgrafen, die Loyalität der Grenzbarone – und band sie auch mit der Aufgabe die aranischen Perricumer zu befrieden. Ein Meisterstück. Besonders Gerbenwalds Nachbar, der junge und ungestüme Baron von Dürsten-Darrenfurt war so an seine Scholle gebunden und konnte sich schwerlich anderweitigen Abenteuern hingeben. Freilich hielt das diesen nicht davon ab, in der garetischen Fehde der Familie seiner Gemahlin, den Weyringhaus, seine Unterstützung zu bekunden. Doch mehr als Lippenbekenntnisse waren es bisher nicht. Sehr zur Freude der Reichsvögtin, war doch ihre Familie eine der größten Gewinner der Fehde. Die Haselhainer Pfiffenstocks hingegen mischten da schon weit forscher und angriffslustiger in den garetischen Landen mit.

Fridega schüttelte amüsiert den Kopf. Der Gedanke von nebachotischen Kriegern in archaischen Rüstungen, die mit Kriegsgegröhle durch die Goldene Au streiften, belustigte sie – und ließ auch ein wenig die Hitze in ihre aufsteigen. Der Blick der Reichsvögtin schielte für einen Augenblick zu ihrem Bett. Vor diesem lag auf einem aranischen Teppich ihr nebachotischer Günstling und schlief tief und fest. Die Nacht hatte ihn wohl zu sehr ausgezehrt.

Doch wandte sich Fridega wieder ab und ließ ihren Blick weiter in die Ferne streifen. Dort am Horizont, wo sich vor den drohend aufstrebenden Zacken ein blaues Band wie eine Schlange durch die Perricumer Lande schlängelte, wirkte die Landschaft seltsam unruhig. Es war Fridega, als zog sich dort etwas zusammen. Sicherlich, sie hatte von den seltsamen Ereignissen am Darpat gehört – schließlich hatte sie ihre Augen und Ohren überall. Doch sie traute der vorgeblichen Ruhe nicht. Etwas hatte sich verändert, doch konnte sie noch nicht genau fassen was. Der Darpat, die blaue, träge dahin schlängelnde Schlange, die Perricum verband, war in Aufruhr. Was würde dies für die politische Landschaft bedeuten? Denn die große Schlange, die Perricum bisher einte, war der Rabicum.

Veränderung lag in der Luft, auch diesseits des Walls. Fridega gedachte diese für sich zu nutzen, denn sie war nach dem Markgrafen die ranghöchste Vertreterin der Kaiserin in Perricum und Barbenwehr das stählerne Herz der Markgrafschaft.


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Texte der Hauptreihe:
Tsa 1043 BF
Barbenwehrer Betrachtungen
Das Ausschwärmen der Reshminianer


Kapitel 64

Perricumer Stimmen I
Autor: Bega