Geschichten:Schäumende Wasser - Ritter des Flusses
Auf dem Darpat in der Nähe von Burg Auenwehr, Mitte Travia 1043 BF
Die Flusssegler Windhatz und Natter der Sonderflottille fuhren hintereinander den Darpat herunter. Sie hatten Bericht erhalten von einigen Vorfällen mit Malmern und Krabben in der Gegend und wollten diesen nun nachgehen.
Kapitänen Dara von Hardenstatt kam das auch ganz gelegen, sie musste ihren Kopf, von den ganzen Aufgaben in Schloss Tikaris, frei bekommen und da kam ihr diese Patrouille gerade recht.
Missmutig stand sie am Bug der Windhatz und beobachtete mit ihrem Fernrohr die Umgebung. Es war ruhig und lediglich ein laues Lüftchen wog das goldgelbe Schilf am Ufer umher. Entsprechend langsam kamen sie voran, was beim genauen Absuchen der Umgebung jedoch nützlich war.
Da bemerkte sie eine seltsame Bewegung auf ihrer Seite des Ufers, etwas Kleines war dort ins Wasser geglitten, vielleicht einen Schritt lang.
„Dort, habt Ihr das gesehen?“, sprach sie den Matrosen neben sich an, der nun seinerseits wie gebannt auf die Stelle, auf die sie deutete, blickte. Einige Augenblicke vergingen ohne dass etwas geschah. Dann drang ein Ruf von hinter ihnen an ihre Ohren, ein Blick zeigte die Natter mit entsprechender Beflaggung. Sie hatten etwas im Wasser gesehen, doch anders als der Matrose und Dara konnten sie ihre Beobachtung bestätigen.
Schnell wurden kleine Boote zu Wasser gelassen, Dara wollte das Ufer genauer untersuchen. Jeweils fünf Männer und Frauen der zwei Segler besetzten die kleinen Ruderboote die Richtung Ufer fuhren.
Die Kapitänin war die Erste, die an Land sprang und dabei ein lautes Knirschen unter ihren Stiefeln vernahm. Ein Blick nach unten zeigte einen Haufen kleiner Krabben, die sich hier am Ufer tummelten und sich übereinanderstapelten. In dem Gewusel erkannte Dara viele deformierte Krabben. Geschwülste an Scheren und Panzern, überzählige Beine bei der einen Krabbe schienen zu wenige Beine bei der anderen ausgleichen zu wollen. Unterdessen waren auch ihre Begleiter angelandet und waren sich dieser Abnormalitäten gewahr geworden.
„Was bei Efferds Bart ist hier los, Kapitänin?!“, entfuhr es einer entsetzten Seesoldatin. Dara schluckte, „efferdunheilige Dinge sind hier los Frau Treuenwehr. Und unsere Aufgabe ist es aufzuklären, wie man dem Herr wird! Schnappt euch eure Säcke und sammelt einige dieser Viecher ein! Die anderen vier sollen den Fluss im Auge behalten, ich habe keine Lust auf weitere Überraschungen!“, bellte Dara ihre Befehle und wandte sich dann Richtung Ufer, sich denen anschließend, die ihre Blicke auf das Ufer richteten.
Während die eine Gruppe also Krabben einfingen, behielt die andere den Fluss und das nähere Ufer im Auge als einer der Seesoldaten, „Kapitänin dort! Seht doch! Da ist etwas im Wasser!“ rief. Wie auf Kommando kamen eine Handvoll hummerähnliche Wesen aus den Tiefen des Darpat an das Ufer und schnappten nach Dara und die ihren. Durch ein beherztes zurückspringen entging sie selbst der großen Schere des gut zwei Schritt großen Wesens, soviel Glück hatte der Soldat, der gerufen hatte, leider nicht. Ein schmerzerfüllter Schrei hallte über das Ufer hinweg. Die junge Kapitänin zog ihren Säbel und rief nach hinten, als sie sah, dass die restliche Gruppe ihnen zur Hilfe kommen sollte, dass sie gefälligst die Säcke füllen sollten. Derweil entbrannte ein “Gefecht“ zwischen Daras Gruppe und den Malmern, ihre eigenen Säbel kamen nicht durch die dicken Panzer der Wesen, diese wiederum schafften es meistens, ob ihrer Schwerfälligkeit, nicht die leicht gerüsteten Seesoldaten zu erwischen.
Nach einigen Schlagabtäuschen zogen sich plötzlich alle außer ein Malmer zurück, ohne ersichtlichen Grund. „Lebend! Wir brauchen ihn lebend!“, rief Dara den beiden Soldatinnen zu, die dem Wesen zu Leibe rückten. Doch just in dem Moment, in dem Dara gerufen hatte, wandte sich der übergroße Hummer ab und wollte wieder Richtung Fluss verschwinden. Die Soldatin, die näher dran war erkannte den Plan des Wesens rechtzeitig und sprang auf den Malmer drauf, um ihn festzuhalten. Eine Entscheidung, die sie schnell bereute, denn die große Schere des Ungetüms schlug nach oben und erwischte sie am Kopf, benommen aber in ihrem Willen nicht ungebrochen umklammerte sie die Kreatur weiterhin. Dann kam endlich jemand von hinten mit einem Netz. Gemeinsam schaffte man es dann das Wesen von der Soldatin zu trennen und es gefangen zu nehmen.
Zufrieden und etwas erschöpft machten sich die beiden Gruppen, mit mehr oder weniger schlimmen Blessuren, zurück zu ihren Segeln.
Dara blickte sorgenvoll zu dem sich im Netz windenden Malmer, Ritter der Meere, nicht Ritter des Flusses, dachte sie sich im Stillen, was also macht ihr hier?
Die beiden Flusssegler Windhatz und Natter würden noch einige dieser Begegnungen dieser Art haben. Manches Mal würden sie sich zurückziehen müssen. Doch die anderen Male würde die Sonderflottille einen Sieg davontragen können. Krabben und auch Malmer gefangen nehmen und sie dann nach Perricum zur Untersuchung schicken. Doch alles in allem war dies ein Kampf gegen Windmühlen, sie konnten nie überall gleichzeitig sein und während sie die Lage firunwärts von Wasserburg verbessern wollten, kamen Berichte, dass es praioswärt wieder schlimmer wurde. Ein zermürbender Kampf, dessen Ende nicht absehbar war.