Geschichten:Schäumende Wasser - Schiffe und Planwagen
Gut Zuderfal, Baronie Gluckenhang 12. Travia 1043 BF
Die zehnköpfige Gruppe, angeführt durch Stützpunktkommandantin Dara von Hardenstatt, war von Wasserburg aus, mit den Flussseglern Windhatz und Natter, sowie einer Fähre, flussabwärts gefahren und hatten dann beim Dorf Feuertauf festgemacht um mit Planwagen, sam medizinischem Personal sowie einer kleinen Bedeckung, Richtung Gut Zuderfal zu reisen.
Völlig überrascht hatte die Stützpunktkommandantur in Schloss Tikaris eine Nachricht aus der benachbarten Baronie erhalten, besser gesagt vom Hof der Barone Gluckenhang, dass man tatsächlich Kapitänin von Gaulsfurt gefunden habe und sie gerne in die Hände der Sonderflottille geben wolle.
Dara hatte daraufhin die Schiffe zum Auslaufen bereitmachen lassen und angeordnet, dass man auch einen Wagen für den Transport einer Verwundeten besorgen solle, sowie medizinisches Personal. In Windeseile war alles zum Aufbruch bereit und schon einen Tag nach Ankunft des Boten konnten die Schiffe auslaufen.
Die Sonderflottille wurde auf dem Gut schon erwartet. Einige Gardisten der Baronin warteten draußen im Hof und der Junker selbst begrüßte Kapitänin von Hardenstatt.
„Den Zwölfen zum Gruß, Efferd vor, Wohlgeboren! Sagt wie steht es um Kapitänin von Gaulsfurt?“, kam Dara direkt zum Wichtigen. „Den Zwölfen zum Gruß Kapitänin! Von Gaulsfurts Zustand ist stabil, doch ist Sie immer noch sehr mitgenommen und verbringt fast die ganze Zeit im Bett. Doch bitte, lasst uns hineingehen, da spricht es sich besser“, mit einer einladenden Geste deutete Selo von Alxertis auf das Gutshaus.
Drinnen ließ sich die Kommandantin kurz ihre Kollegin zeigen, die in einem abgedunkelten Raum in ihrem Bett lag und scheinbar schlief. Äußerlich schien sie noch einige Blessuren zu haben, zumindest deuteten die Verbände darauf hin. Wie es im Inneren der Kapitänin aussah konnte Dara nicht sagen. Doch es brannte ihr unter den Fingernägeln herauszufinden, was auf der Überfahrt von Wasserburg nach Perricum mit Miria und ihrem Schiff samt Mannschaft geschehen war.
Ein Räuspern von Selo, der hinter ihr stand, riss sie wieder aus ihren Gedanken, „bevor Ihr eure weiteren Schritte macht, wünsche ich eine persönliche Unterredung, nur Ihr und ich, verehrte Schwägerin“, Dara nickte etwas irritiert ob der Betonung des letzten Wortes, wieß ihren Adjutanten dann jedoch an, die Organisation der Abreise zu überblicken und folgte dem Junker in ein Zimmer mit langem Esstisch, woran sie gemeinsam platznahmen. „Ich möchte, bevor Ihr mir verratet was ihr mir nur unter vier Augen sagen wolltet, Euch und eurer Baronin den Dank der gesamten Sonderflottille aussprechen. Dafür dass ihr Kapitänin von Gaulsfurt gefunden und versorgt habt. Ich... Gebe zu, dass ich zwischentzeitlich vom schlimmsten ausgegangen war, vor allem nach den Vorfällen in Perricum“, hielt Dara fest.
Der Junker nickte knapp, „den Dank nehme ich gerne an. Doch liegt hier auch der Grund für unsere private Unterhaltung. Ich wollte und muss darauf aufmerksam machen, dass nicht ich oder jemand meiner Männer oder Frauen die Kapitänin fand. Es waren vielmehr die Reshminianer. Diese fanden von Gaulsfurt und brachten Sie hierher zu meinem Gut“, erklärte Selo, während ihnen Weingläser und Karaffen gereicht wurden. Dara blickte nun sichtlich verwirrt zum Junker, der ihrer Frage zuvorkam, „wir, meine Baronin und ich, haben dieses Verhalten auch nicht gänzlich verstanden. Erklärt wurde es seitens der Reshminianer damit, dass ihre Burg, bedingt durch die Bauarbeiten, kein Ort für eine Kranke oder Verwundete wäre“.
Dara nahm einen Schluck aus ihrem Glas und blickte dann auf die Wellen darin, als sie es abgestellt hatte. Seltsames Verhalten, man hätte ja auch direkt die Flottille benachrichtigen können und sie abholen lassen… Sie schüttelte kurz den Kopf und wandte sich ihrem Gastgeber zu, „ich danke Euch, dass Ihr mir diesen Umstand mitgeteilt habt. Sagt, wisst ihr weshalb sich die Reshminianer dann an Euch und eure Baronin gewandt haben, statt direkt an die Flotte?“. Selo schüttelte leicht den Kopf, „wahrscheinlich weil Sie meiner Baronin näher stehen? Ihr müsst wissen Baronin Rondira von Sturmfels hat eine besondere Beziehung zu diesem Bund". Dara nickte knapp, das klang nach einer logischen Begründung, seltsam war die ganze Sache dennoch.
Während der Fahrt, zurück nach Wasserburg, grübelte Dara, über das nach, was ihr Schwager ihr erzählt hatte und entschied sich die genaueren Umstände von Mirias Auffinden in ihrem Bericht an die Wächterin des Darpats wegzulassen. Selo hatte offenbar kein Interesse daran gehabt, dass die Verwicklung der Reshminianer bekannt werden, ansonsten wäre das Gespräch nicht so abgelaufen. Diesen - zugegeben unausgesprochenen - Wunsch würde sie ihrem Schwager erfüllen, wer weiß vielleicht war das ja der Anfang von einer Verbindung von der sie noch profitieren würde? Hier in Wasserburg war sie allein auf weiter Flur und würde Verbündete brauchen, wer eignete sich da nicht besser als die eigene Familie, auch wenn es "nur" der angeheiratete Teil war?
So verfasste sie noch auf dem Schiff die Nachricht, dass Miria von Gaulsfurt nun im Stützpunkt Wasserburg sei und dort bis auf weiteres versorgt werde. Ebenso fand sie lobende Worte für den Junker und seine Baronin, die dem Bericht nach die Kapitänin gefunden hatten. Die Reshminianer erwähnte sie mit keinem Wort.