Geschichten:Schäumende Wasser - Tümmler in der Darpatmündung
Darpatmündung bei Dergelmund, 10. Efferd 1043 BF
Alafir stand am Steuer seiner Elida von Salza.
Er mochte das Schiff. Er mochte Dergelmund.
Er mochte seine Stelle als Kommandant.
Die bleichroten Segel warfen ein sanftwarmes Licht auf die hellen Planken des etwa 15 Schritt langen Flussseglers.
Seit der Ernennung zum Kommandanten des Stützpunktes in Dergelmund hatte er sich in dem unscheinbaren Gebäude im Fachwerk-Stil in der Nähe des Hafens, wo er und seine zwanzig Frau und Mann starke Besatzung untergebracht war, gut eingelebt.
Er war mit seiner Aufgabe gewachsen und somit in seine Rolle hineingewachsen. Er hatte das Gefühl, dass er alles unter Kontrolle und auf Vordermann gebracht hatte.
Zumindest bis vor einigen Tagen.
Denn auch er hatte die Geschehnisse am Lichterfest miterlebt und so schön seine Ausgehuniform an diesem Abend auch herausgeputzt war, so schwer waren die nächsten Tage mit seiner Mannschaft. Wie sollte er den Frauen und Männern erklären was geschehen war, wenn er es doch selbst nicht wusste?
Wie konnte er nach einer Besprechung mit seiner Vorgesetzten von Gerben, die bei ihm mehr Verwirrung als Beruhigung gebracht hatte, jetzt seine Männer und Frauen beruhigen?
Egal wie, er hatte es irgendwie geschafft.
Halbwegs zumindest.
So konnte er es aus den Gesichtern seiner Leute ablesen als er die verstärkten Patrouillen in der Darpatmündung auf Grund der gegebenen Umstände ankündigte. Fast alle fanden es gut ihre Unsicherheit jetzt in Aktionismus ummünzen zu können und der blonde Leutnant war da einer ganz ähnlichen Meinung.
Jetzt war es aber so weit. Er wurde vom Herrn Efferd am Kragen gepackt und mitten in den Mahlstrom der derzeitigen Ereignisse geworfen. Und das nicht gerade sanft.
Das waren seine Gedanken als der Kadaver des dritten Delfins mittels Muskelkraft auf das Deck gezogen wurde und dort ein schleimiges Schaben von sich gab.
“Ausguck haben wir alle?”, rief Alafir nach oben in die Takelage.
“Ja Leutnant. Von hier oben kann ich keinen Delfin mehr erkennen.”, krächzte die Frau von oben, die auf Grund des fehlenden Krähennestes abenteurlich in einigen Seilen hing.
“Gut, dann alle Segel setzen und danach abentern. Wir nehmen Kurs auf Perricum.”
Die Kommandantin von Gerben stand auf dem Deck der Elida von Salza, dem größten Flusssegler des Sonderflottillen Stützpunktes in Dergelmund.
Vor ihr lagen drei tote Delfine.
Äußerlich gab es keine erkennbaren Verletzungen, aber ein stechender Geruch wehte ihr, je nachdem wie der Wind stand in die Nase.
Sie mussten schon eine ganze Weile tot sein, auch wenn die Tierleichname nicht danach aussahen. Nur eine schleimige Flüssigkeit, die sich mittlerweile auch auf dem Deck ausgebreitet hatte war auffällig. Wie dickflüssiges Wasser sah sie aus. Ganz durchsichtig.
“Danke für die umgehende Unterrichtung, Leutnant!”
Yanda drehte kurz ihren Kopf zur Seite um dem stechenden Geruch zu entkommen.
Näselnd fuhr sie fort:
“Verladet die drei Delfine auf drei Karren. Ihr bringt einen als neues Beweismittel zur Halle der Gezeiten. Die Geweihten dort wissen Bescheid.
Und um Efferds Willen deckt sie gut ab. Wir brauchen nicht noch mehr Gerüchte in der Bevölkerung.
Ich bin in einer viertel Stunde wieder hier, dann gehe ich mit vier Eurer Matrosen los und den zwei anderen Karren los.”
Yanda wandte sich zum gehen, als sie Alafir noch Befehle geben hörte.
“Jawohl Kommandantin, Delfin zum Efferd-Tempel bringen! Ihr habt sie gehört.
Ihr vier begleitet später die Kommandantin.
Du packst gleich mal mit an, den bekommen wir doch bestimmt zu zweit hoch.”
Sie grinste zufrieden. Sie hatte den Richtigen für Dergelmund ausgewählt.
◅ | Die Sonderflottille macht sich einsatzbereit |
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Die Flottille und die Grauen Stäbe | ▻ |