Geschichten:Schatten über Waldstein Teil 11
Burg Zankenblatt, Nacht zum 1. NL 34 Hal:
Mit einem Schrei schreckte Nimmgalf aus dem Schlaf hoch. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Neben ihm lag die hübsche Junkerin Aidaloê, die ihm wie in den Nächten zuvor das Einschlafen versüßt hatte. Die beiden waren sich seit den Ereignissen um Simionas Dämonenattacke gegen ihn näher gekommen und beide fühlten, dass zwischen ihnen viel mehr war, als nur eine beiläufige Liebelei.
Aidaloê richtete sich noch halb schlaftrunken neben ihm auf. „Was hast Du?“ fragte sie ihn.
„Es.. es war ein Alptraum. Ich sah mich inmitten einer dunklen Tempelhalle auf einen blutigen Altar gefesselt. Ein unheimlicher Priester trat auf mich zu, erhob einen Dolch und…“
„Schhhh, erzähl nicht weiter!“ Sie streichelte ihm über den Rücken und küsste ihn sanft auf die Schulter und den Oberarm.
Nimmgalf atmete immer noch schwer. „Es war einfach furchtbar.“
„Es sind die Tage ohne Namen, Liebster. Das Böse hält Einzug in der Welt und führt diejenigen in Versuchung, die nicht von reinem Herzen sind.“
Nimmgalf ergriff ihre Hand. „Ich weiß, Aidaloê. In dieser Zeit sind die Götter schwach, und nur durch Buße und innere Einkehr können wir der Versuchung widerstehen.“
„Wenn wir nur aufrichtig zu den Zwölfen beten, kann uns nichts geschehen. Du und ich, wir gehören nicht zu den Zauderern und Zweiflern. Unsere Treue zu den Göttern ist aufrichtig und unerschütterlich, also haben wir selbst in diesen dunklen Zeiten nichts zu befürchten, sei unbesorgt.“ Sie lies sanft ihre Lippen weiterwandern und liebkoste seinen Hals. Dann sah sie ihn an.
Nimmgalf blickte ihr eine Weile tief in die Augen. „Da ist noch etwas anderes, Liebling.“
„Aber was? Du kannst mir alles sagen, Nimmgalf“, entgegnete sie. Sie spürte, dass sich eine ungewisse Furcht in Nimmgalf zu regen begann.
„Der Tempel in meinem Traum kam mir vage bekannt vor. Es war der Traviatempel Leihenbutts. Und für einen Moment, für einen kurzen Augenblick, sah ich sie im Hintergrund. Ihr Blick ruhte auf mir. Und sie trug eine schwarze Kutte.“
Aidaloê begriff wen er meinte. „Ein Traum muss nicht unbedingt die Wahrheit widerspiegeln. Vielleicht machst Du dir nur zu viele Sorgen um deine Baronie mein Liebster?“
„Möglich“, antwortete er, legte sich wieder hin und wartete bis sie sich an ihn geschmiegt hatte und er sie in den Arm nehmen konnte. Er genoss jede einzelne ihrer sanften Berührungen und streichelte sie ebenso.
„Aber irgendwas sagt mir, dass etwas Böses, etwas wirklich Böses Besitz von ihr ergriffen hat. Alles was wir bisher erlebt haben war nur der Anfang, das spüre ich.“
„Mach dir darum jetzt keine Sorgen, sondern schlafe. Bei Tageslicht sehen die Dinge vielleicht schon wieder ganz anders aus.“ Sie küsste ihn auf die Lippen und legte dann ihren Kopf neben seinen. Ihre Worte sollten ihn beruhigen, doch im Inneren ahnte sie, dass Nimmgalf mit seinen Befürchtungen recht haben könnte.
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