Geschichten:Schattenkrieger – Reichsverrat
»Ich hoffe, er meint es ernst.« Sinya war die erste, die das Wort ergriff. Sie waren bereits eine ganze Weile durch die dunkle Nacht geritten, ohne dass jemand von ihnen etwas gesagt hatte.
»Ich denke schon. Haffax hat ebenso wenig zu verlieren wie wir. Es ist nicht länger unsere Aufgabe, dem Reich zu dienen. Wir sind Priester und haben unsere eigenen Verpflichtungen. Ich bin nicht länger Baron, so wie ich es Yacuban von Creutz-HebenstreytYacuban von Creutz-Hebenstreyt damals in Ancilla zugesagt habe. Unser Tun und Handeln gilt dem Göttlichen – und der Familie.
Sinya zügelte Ihr Pferd. »Du hast etwas vor.«
Wulf nickte, im Dunkeln kaum wahrnehmbar. »Ja. Dem Grunde nach ist es Reichsverrat, was wir hier tun, denn wir kollaborieren mit dem Feind. Mag sein, dass man uns zur Rechenschaft ziehen wird, wenn denn am Ende jemand übrig bleibt, der dies vermag und überhaupt die Kenntnis unseres Tuns hat. Doch wenn es schon Verrat bedeuten kann, dann richtig – und ich schicke unsere Getreuen nicht in den Tod.«
»Du schonst die Reserven.« Jessa dachte taktisch.
»Ganz recht. Wir haben genug Truppen mit nach Mendena geführt, und wir hatten genug Verluste unter unseren Gefolgsleuten. Wir haben unsere Schuldigkeit durchaus getan. Wenn wir nun schonen, was noch übrig ist, stärkt dies unsere Position in dem, was kommen wird. Das Reich steht vor einem Umbruch – und ich möchte nicht, dass mein Haus in der Bedeutungslosigkeit verkommt, weil Macht und Einfluss dahingerafft wurden. Ich gebe zu, dies muss nicht mehr meine Sorge sein, doch soll Corian nicht alleine da stehen. Also sehen wir zu, dass wir benachrichtigen, wer treu zu uns steht, und sie nach Hause senden, möglichst bevor sie den Sammelpunkt erreichen, denn sonst wäre es ebenfalls Verrat und Fahnenflucht oder zumindest Ehrverlust. Die unseren zu schützen ist das mindeste, was wir tun können. Jessa, reite voraus und finde sie, doch sieh zu, dass Du pünktlich im Tempel des Mantikors bist, wenn Haffax dort ist. Sollen sich doch andere blutige Nasen holen…«