Geschichten:Schlammageddon oder das Turnier von Eslamsgrund

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Für den Garether und Märker Herold berichtet Idra Schultheiß

Eslamsgrund im Ingerimm 1046 BF

Schlamm und Ehre: Das Finale des Ritterturniers

In den Tagen vor dem großen Finale des Ritterturniers in Eslamsgrund, dem Beginn des Turnierjahres, hatte Herr Efferd keine Gnade mit diesem Landstrich und öffnete seine Pforten und überzog die Grafschaft mit einem unerbittlichen Regen. Der Boden, einst fest und zuverlässig, verwandelte sich in einen aufgeweichten Brei aus Matsch und Schlamm. Ein morastiger Fluss bahnte sich seinen Weg durch die Zeltstadt, in der die Ritterschaft ihre Lager aufgeschlagen hatten.

Unter den Leidtragenden des schlechten Wetters war die tapfere Ritterin Alara von Drostenberg. Ihre Behausung, ein Zelt am unteren Ende des Lagers, war dem Unwetter schutzlos ausgeliefert. Die Journalistin Idra Schultheiß besuchte Alara und fand ein Bild des Elends vor: Alles war durchnässt und dreckig, das Bett schwamm in einem Brei aus Matsch, und die Zeltplanen konnten das Wasser nicht mehr abhalten. Alara, war nur eine von vielen, die dieses Leid ertragen musste.

Die Schlagzeilen und Gespräche wurden zwar von Regen und Matsch dominiert, statt von Ehre und Sieg, doch trotz der widrigen Umstände wurde das Turnier fortgesetzt. Die Arena, nun mehr ein Schlammbad, war Schauplatz heldenhafter Duelle. Unvergessen das Gelächter, als der Eslamsgrunder Lokalmatador Burian von Pfauenhof nicht nur von der übermütigen Brindia von Stolzenfurt in den Matsch geschickt wurde, was den für seinen makellosen Auftritt bekannten elitären Pfauen arg zusetzte, sondern sich anschließend noch eine Rangelei zwischen beiden entwickelte, die auch von den herbeigeeilten Laudine von Scheupelburg und Alwena von Hartwalden-Hartsteen nicht getrennt werden konnte. Im Gegenteil: Es balgten sich sehr zur Erheiterung des Publikums bald alle vier Ritter, die man schließlich, als allen die Puste ausgegangen war, nicht mehr voneinander unterscheiden konnte: Alle vier sahen aus wie Humusgolems kurz nach dem Erfrischungsbad. Im Duell der großfürstlichen Hausritter unterlag die Hartwalden-Harsteen anschließend (noch immer nicht ganz sauber) der lange auf dem Gerbaldsberg gedienten Olmerga von Pfortenstein, die ihre Kontrahentin gleich wieder in den Matsch schickte. Da die Pfortenstein gleich im nächsten Durchgang dasselbe Schicksal erlitt, sah man die Ritterinnen abends beim lustigen Scherzen über die jüngst erworbenen Krusten.

Im finalen Kampf standen sich Korhilda von Sturmfels und Glaubert von Eschenrod gegenüber, beide hatten bis dahin ein herausragendes Turnier geritten. Im Halbfinale hatte die Baronin zu Wasserburg knapp die Reichsforsterin Lechmin Rondara von Luring besiegt, während dem Junker zu Eschenrod der Einheimische Praioslob Udilhelm von Eychgras nur knapp unterlag. Letzteres führte dazu, dass die Zuneigung der Zuschauer im Finale der Perricumerin zuflog.

Das Finale endete dramatisch im dritten Lanzengang. Korhilda, mit der Kraft und Präzision einer wahren Meisterin, holte Glaubert vom Sattel und in den Schlamm. Der Kaisermärker Ritter auf dem Boden sitzend, aussehend wie ein braunes Humuselementar. Die Sturmfelserin reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen, doch in einer Geste der Kameradschaft umarmte er sie, sodass auch sie ebenso nun pitschnass und voller Dreck war. Dieser Moment sorgte für Heiterkeit unter den durchnässten Zuschauern und führt zu schallendem Gelächter von den Tribünen.

Graf Gerwulf von Gareth beglückwünschte die Gewinnerin Korhilda von Sturmfels. Wie im vergangenen Jahr war es eine Wohltat, einen Grafen bei der Siegerehrung zu erleben, der selbst Ritter ist und etwas vom Tjosten und dem Wettkampf versteht. Sein Lob für Korhildas letzte, siegreichen Lanzengang war ein Lob des Kenners. Das Tjostjahr 1046/1047 BF wird nun als “Korhildas 2tes Jahr” in die Geschichte des Eslamsgrunder Turniers eingehen, ein Jahr, in dem Schlamm und Ehre Hand in Hand gingen.