Geschichten:Schwarzer Weg – Erste Station: Burg Rabenfels

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gräfliche Burg Rabenfels, Hesinde 1038 BF:


Die Hartsteener hatten sich murrend von den Grenzwächtern in die wenige Meilen entfernte gräfliche Feste eskortieren lassen. Jedwedes Appellieren, dass es sich um eine wichtige Mission handeln und Zeit ein ausschlaggebender Faktor sein würde, wurde kühl von Hauptmann Yendar von Zweifelfels abgeschmettert.

Burg Rabenfels lag auf einer Insel in der Eupel und bewachte den aus Rallerspfort kommenden Elfenpfad. Die Feste war sozusagen das Tor zu Waldstein. Im Burghof wurden die Ankommenden von Burgoffizier Reto von Hohenfels, so wie einer Hand voll Waldsteiner Pikeniere in Empfang genommen. Der Hohenfelser bat Praiodan von Steinfelde, Hadrumir von Schwingenfels und Felan von Schallenberg ihm zu folgen. Der Rest des hartsteener Gefolge verblieb derweil im Burghof. Die drei hohen Herrschaften wurden in den Rittersaal geführt um dort auf Landvögtin Isida von Gauternburg zu warten, während Hauptmann Yendar zusammen mit seinem Begleiter, dem ersten Hausritter der Familie Zweifelfels Radegund von Luring-Cronenfurt, in einer Seitentür verschwand. Der Rittersaal hatte nur wenige Fenster und war daher auch zu dieser Tageszeit recht düster. Verstärkt wurde dies durch die vielen borongefälligen Wandteppiche und Deckenmalereien. Wahrlich kein Ort an dem man sich länger als nötig aufhalten wollte.

Allerdings blieb der Baron von Aldenried nicht borongefällig still. Nachdem er die Überraschung überwunden hatte, wie man sie hier eher wie unliebsame Streuner empfangen hatte, machte er seinem Unmut in leisen Schimpftiraden Luft, mit denen er seine Reisegefährten die Zeit vertrieb, bis diese nur mehr die Augen verdrehten.

Nach einem geschlagenen halben Stundenglas öffnete sich das Portal erneut und Landvögtin Isida betrat den Rittersaal, flankiert von Hauptmann Yendar und Ritter Radegund. Die junge Landvögtin machte einen unsicheren Eindruck und begann mit leiser Stimme zu sprechen, während die Gäste lauschten. Felan von Schallenberg hatte die Arme in einer missmutigen Geste vor der Brust verschränkt und sein Zorn war offensichtlich mit der Zeit durch das Wartens eher angefacht worden, denn verraucht.

„Ich grüße unsere verehrten Gäste aus Hartsteen“, Isida räusperte sich und versuchte etwas lauter zu sprechen, „Im Namen der Gräfin heiße ich Euch auf der gräflichen Feste Rabenfels willkommen. Ich wurde soeben über eurer Begehren in Kenntnis gesetzt.“ Wieder räusperte sie sich. „Leider bin ich nicht befugt Euch die nötigen Papiere auszustellen. Diese Angelegenheit bedarf einer landrichterlichen Genehmigung und daher verweise ich die hohen Herrschaften an den Grafenpalas zu Hirschfurt um dort bei der Landrichterin persönlich vorzusprechen.“ Isida machte eine kurze Pause und schaute dabei kurz zu den beiden Männern neben ihr. „Des weiteren verfüge ich, das die hohen Herrschaften bis zur Klärung der Sachlage nur in kleiner Bedeckung durch Waldstein reisen. Jedem der hier vor mir stehenden hohen Herren stehen zwei Mann Bedeckung zu. Die Zweifelfelser Hausritterschaft unter ihren ersten Ritter Radegund wird die hohen Herrschaften begleiten. Die anderen Hartsteener Streiter verbleiben als Gast hier auf Rabenfels. “

Ungläubigkeit, gar Entsetzen machten sich in den Augen der Hartsteener breit. Aber hatten sie eine Wahl?

"Bei den Zwölfen!", platzte es aus dem hartsteenschen Baron als erstes heraus. "Nicht genug, dass euer Hauptmann und euer Haus die Grundregeln der traviagemäßen Gastfreundschaft hat missen lassen. Doch für einen Passierschein fehlt euch die Befugnis, aber ihr dürft entscheiden mit welcher Bedeckung der Hochadel durch euren Landstrich zieht und stellt unsere Leute gleichsam unter Arrest, da ihr nicht einmal so tut, als wolltet ihr mit uns beraten, sondern uns alldieweil nur Vorschriften macht? Das ist eine Ungeheuerlichkeit, Wohlgeboren! Nur der Respekt vor der edlen Gräfin und dem hiermit offenbar völlig mißbrauchten Vertrauen, dass Sie in euch setzt, verbietet, dass wir dafür vor höherer Stelle Rechenschaft einfordern! Ihr allein seid für das kommende verantwortlich! Dass ihr euch aber vor den Zwölfen versündigt, da ihr euch damit geradezu der Kumpanei und der hilfsmäßigen Unterstützung eines dämonenpaktierenden Schwarzmagiers schuldig macht, anstatt unser heiliges Ansinnen zu unterstützen, ist mehr als ein gerechter Ritter der Königin vertragen kann!"

Felan holte kurz Luft von seinem lautstark vorgetragenen Worten nur um mit scharf gewählten Worten fortzufahren, bevor jemand anderes etwas einwenden konnte. "Seid hiermit gewiss, Landvögtin, als Gläubiger der Zwölfe bin ich entsetzt, als Adeliger Garetiens in meinem Recht beschnitten, als Ritter beleidigt und als Mensch gerechter Gesinnung könnt ihr euch meiner Verachtung nur gewiss sein. Und nichts davon werde ich jemals vergessen und man wird allseits davon erfahren!" Mit diesen Worten stürmte er ohne eine Antwort abzuwarten aus dem Saal. Man konnte ihm ansehen, dass weiteres verharren in diesem Raum unweigerlich zu Gewalt geführt hätte, die er aber unter allen Umständen vermeiden wollte, auch wenn ihn das einiges an Willenskraft abforderte.

Als die Hartsteener den Rittersaal verlassen und auch die Landvögtin sich schnellen Schrittes entfernt hatte, wandte sich Radegund Yendar zu. „Der Schallenberger wird versuchen einen Boten zu seinem Vetter zu schicken.“

„Soll er nur machen“, knurrte der Hauptmann, „Nun hat es begonnen.“