Geschichten:Sein oder nicht sein - Ich will sehen was sie können
Dramatis Personae:
- Malina von Niederriet-Brendiltal, Rittmeisterin der Reshminianer, Gemahlin A’urels von Brendiltal, Schwiegertochter Eslams von Brendiltal
- Lyn ni Niamad von Brendiltal, Vögtin von Haselhain, Schwiegertochter Eslams von Brendiltal
- Eslam von Brendiltal(neb. Beshir a Danal), Baron von Brendiltal
- Caihyn von Brendiltal (neb. Beshir a Danal), Enkel Eslam von Brendilals und dessen Aljar (Schüler im Sinne von Krieger in Ausbildung / Knappe)
- Gawain – einst Gawain von Pfiffenstock (neb. Fir'Enock), Junker von Varintal, heute nur noch Gawain, Leibwache Caihyns und Krieger der Legion er Lebenden Toten
- Wulfran von Schurr (neb. Shur'em Shar)– Reshminianer
- Madalena von Franfeld-Lanzenruh (neb. Lamashu) – Reshminianerin
- Al’Arik von Korbrunn (neb. Kur'barun), Junker von Varintal
- An’alair von Brendiltal (neb. Beshir a Danal)- Reshminianer
Baronie Brendiltal, Gut Besh’Aramal, Ende Rahja 1034 BF
Malina und Lyn kamen gerade in den Hof des Gutes, als Wulfran gefolgt von Eslam und zwei weiteren Reitern durch das niedrige Tor geritten kam. Lyns Herz schlug etwas höher, als sie in dem kleinsten der zwei Begleiter Eslams ihren Sohn Caihyn erkannte. Der zweite Begleiter – Gawain - trug ein Tuch vor Mund und Nase, auf dem ein Kreuz als Symbol dafür, dass dieser Krieger nichts zu sagen hatte, was die Lebenden interessierte, aufgestickt war. Einst war Gawain von Pfiffenstock stolzer Junker von Varintal gewesen, heute galt er als entehrt und lebte nur noch um Caihyn und Lyn als Leibwache zu dienen, so wie er es Ra’oul versprochen hatte und über dessen Tod hinaus auch hielt.
Alle drei Neuankömmlinge hatten ernste Gesichter, auch wenn man von Gawain nicht mehr als dessen Augen erkennen konnte. Caihyn schließlich nickte seiner Mutter immerhin kurz zu, hielt sich aber ansonsten zurück.
Eslam lenkte sein Pferd in die Mitte des großzügig angelegten Innenhofes, in dem einige wenige, alte Obstbäume Schatten spendeten, machte jedoch keine Anstalten vom Pferd zu steigen.
Auf den Richtung Innenhof verlaufenden Laubengängen zu den oberen Zimmern hatten sich einige Bundesbrüder versammelt, und schauten neugierig, wer die Neuankömmlinge waren. Sacht strich der Wind über das rankende Weinlaub und ließ es rascheln, als winde sich eine Schlange im trockenen Gras. Als man des Anführers der Nebachoten gewahr wurde, nahmen einige sogleich Haltung an und beeilten sich anschließend hinab zu kommen. Andere bekundeten eher angemessenen Respekt - Raulsche vornehmlich fielen unter die zweitere Kategorie, und blieben wo sie waren.
Die Tränken vor den Ställen waren befüllt worden und der Knecht sowie sein Sohn warteten darauf, dass man Ihnen die Pferde übergab.
Malina trat mit einem herzlichen Lächeln auf Ihren Schwiegervater zu und streckte ihm die Hand entgegen, da er keine Anstalten machte abzusteigen. „Seid uns willkommen im Ordenshaus der Reshminianer. Es ist uns eine Ehre Dich und Deine Begleiter hier begrüßen zu dürfen. Seid unsere Gäste und kommt doch mit herein! Dort drinnen erwartet Euch etwas Kühles zu trinken und auch ein kleiner Imbiss. Danach können wir bereden, was der Grund für diese schöne Überraschung ist! “ Wenn es ihr auch noch immer schwer fiel verbal nicht mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, so hatte sie sich doch einiges an Aurel’s Kunst abgeschaut brenzlige Situationen mit einer gewissen Ruhe anzugehen.
Nun trat auch Lyn neben Malina einen Schritt nach vorne und begrüßte Ihrerseits den Vater ihres verstorbenen Gatten. „Yar'Hatah…“ Begann Lyn mit der Ehrenanrede für ihren Schwiegervater „… während eure Pferde für die nächste Etappe eurer Reise getränkt werden, können wir die hier ausgebildeten Reshminianer zeigen lassen, was sie hier voneinander gelernt haben. Du wirst sehen, es hat sich ein eigenwilliger, unberechenbarer Kampfstil entwickelt der die Vorzüge des raulschen sowie die Traditionen des nebachotischen vereint.“
Eslam ließ seine Schwiegertöchter ausreden, schlug dann jedoch die angebotene Erfrischung aus. „Bevor ich nach Gallstain raitä, will ich wissän wuas die Reshminianär kennen.“
Einigermaßen erstaunt über diese Eröffnung Eslams runzelte Malina leicht verärgert die Stirn. Was in Rondras Namen wollte der Mann? Ihre Reshminianer im Einsatz sehen? Ein erster Unmut machte sich in ihr breit. Hatte sie früher am Arvepass Ordnung in Ihr Banner bläuen wollen, und es tadellos halten, so waren neben ihrem Sohn nun auch noch die Reshminianer zu ihrem Baby geworden. Und Eslams Gebaren kam bei der leicht reizbaren Raulschen einem versteckten Vorwurf gleich, dass diese Einheit, scheinbar ohnehin nichts vorzuweisen hatte, und er darum nicht einmal absteigen wollte, sondern sich in wenigen Momenten ein Bild verschaffen wollte! ‚Diese Nebachoten! Arrogant bis in die letzte Faser!‘ kam ihr erbost in den Sinn.
So bemerkte sie nicht den erschrockenen Blick Wulfrans, als Eslam das Angebot der Gastfreundschaft ausschlug.
Die räumliche Trennung von A’urel und der damit verbundene Schmerz und die mehr oder weniger nervenden Gerüchte die inzwischen darum kursierten trugen ebenfalls nicht dazu bei, dass Malina bester Laune war. Dann war noch Lyn mit der Kunde heraus gerückt, dass sie heute schon die Übergabe der Bücher besprechen sollten, sodass ihre Laune ohnehin im Keller war.
Bemüht höflich aber deutlich wachsamer sagte sie an beide gewandt.
„Selbstverständlich können wir zeigen, wie wir mit Viehdieben, Ungläubigen, oder früher oder später auch gegen Haffax Heer ankommen werden! Ihr wolltet ja keine Erfrischung, richtig?“
Eine angespannte Stimmung lag mit einem Mal in der Luft. Ein jeder hatte zumindest das Gefühl, dass sich in dem Innenhof soeben mehr abspielte, als nur der Austausch von Worten.
Ohne lange zu fackeln ließ Malina daher ihre Stimme schneidend ertönen: „Aaaaalaaaaarm, blast das Horn!“