Geschichten:Sfighios Wanderzirkus
Gareth Die Uraufführung der neuesten Oper »Mutter und Wolf« des allseits geschätzten und verehrten Meisters Tsaducchi Roverte ya Sfighio im Schloss Sonnentor missriet. Das lag keineswegs an der Darbietungskunst der Schauspieler: Barjed de Pertakis brillierte in der Rolle Meister Isegrimms, des hungrigen Wolfs, Horanthe Diraukis verlieh auf der Höhe ihrer Kunst der Mutter ihre unvergleichliche Altstimme und auch die in die Jahre gekommene Usmina ya Calincaar füllte die Rolle als personifizierte Allegorie des Menzheimer Alters mit Grandezza. Nein, das Problem ist die überfrachtete Handlung. Die ist eigentlich schnell erzählt: Eine Balihoer Kuh gerät mit ihrem Kälbchen ins Wäldchen, die Nacht bricht herein, die Kuh verläuft sich, das Kälbchen gleich mit, und nun muss die Mutter sich zwölf Tage und zwölf Nächte der Angriffe eines Wolfs, eines hungrigen Bären und eines wilden Ebers erwehren. Das tut sie, und als Heldin kehrt sie nach Baliho zurück, wo sie allerdings auf einmal unbezähmbar ist. Die Kuh, die zur Heldin wurde, hat die Freiheit geschmeckt und reagiert auf Freund und Bauer (stimmlich überfordert: Alrik Phexhuber) feindselig und bissig. Es bleibt nichts anderes übrig: Die unwillige Kuh muss getötet werden. So hat sie ihr Kälbchen verteidigt und wurde zur Heldin, doch weil sie nun Heldin ist, muss sie sterben. Diese Oper im unmittelbaren Nachklang zum Beilunker Reichskongress ist offensichtlich mit politischer Doppeldeutigkeit allegorisch überfrachtet, und die Fabel überfordert, den vom Maestro intendierten Rundumschlag durch mittelreichische Gesellschaft und Zeitgeschehen durchzuführen. Was soll uns das? Rinder auf der Bühne? Ein jämmerlicher Wanderzirkus, der muht und bellt, aber für die Garether Bühne völlig ungeeignet ist. Der Maestro schweigt hierzu. Manche empfehlen ihm, sich zu den Wölfen und Bären in den Wald zu gesellen. Wir finden, es reiche, wenn er auf die Weiden zu den Kühen ginge.