Geschichten:Silors Bande - Der Überfall

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Baronie Uslenried - Rondra 1046 BF:

Kunihild, Borfred, Oderik, Ulfried und die junge Ismene waren in aller Früh, begleitet von einigen weiteren Mitgliedern der Räuberbande aus dem Lager im Talschluss tief im Reichsforst aufgebrochen. Die Rucksäcke waren voll bepackt und die Sonne des Spätrondratags hatte noch einmal recht hohe Temperaturen und stickige Luft mit sich gebracht. Schweiß stand den Räubern auf der Stirn, aber die Stimmung war trotzdem gut und einige waren sogar zu Scherzen aufgelegt.

Kunihild ging der Gruppe voran und schien ohne Anstrengung die korrekte Richtung zu finden und Hindernisse in der Landschaft geschickt zu umgehen. Borfred Trutzmeier tat sich im Laufe des Tages mit seinem steifen Bein immer schwerer und ordnete als Anführer und Stellvertreter von Silor von den Nebeln recht frühzeitig die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz für die Nacht an. Auch für diese Aufgabe war die Jägerin bestens geeignet und so ließ sich der Trupp bald am Fuße einer Felswand und geschützt durch dichtes Gebüsch nieder. Es wurde ein kleines Feuer entzündet und Borfred bereitete eine einfache Abendmahlzeit zu.

In der sternenklaren Nacht wurde es kalt und der nahende Efferd und damit das Ende des Sommers kündigte sich an. Die Räuber wickelten sich fest in ihre Decken und schliefen, in aufgeregter Erwartung auf das Kommende, nur teilweise gut.

Langsam begann der Wald lichter zu werden und man sah den ein oder anderen frischen Baumstumpf. Die Holzfäller von Rallerquell schienen nicht so ängstlich wie anderswo zu sein und gingen nach wie vor ihrer Arbeit nach.

„Bald sollten wir den Schrein erreichen. Seid jetzt achtsam und leise“, ermahnte die Jägerin die anderen.

Und tatsächlich erblickten sie bald das Rallertal und die darüber liegenden Weiden. Und dort stand auch, wie von Waldemar beschrieben, die mächtige Bosparanie, die zu dieser Jahreszeit voll von stacheligen Früchten hing.

‚Diese Bäume sind in Garetien kaum zu finden, aber hier an dem Schrein gedeiht der wärmeliebende Baum prächtig‘, wunderte sich Oderik und wieder packten ihn die Bedenken einen Geweihten des Götterfürsten zu überfallen.

„Kunihild, du überwachst das Rallertal und kommst zurück, wenn der Pfaffe anrückt“, ordnete Borfred an.

„Wir bereiten den Hinterhalt solange vor.“

Borfred sah sich die Umgebung genau an und schickte seine Leute in das Gehölz nahe des Schreins und in das dichte Hollundergebüsch hinter dem Schrein.

„Ihr rührt euch erst, wenn ich das Signal gebe“, wies der ehemalige Söldner an und zog sich direkt hinter die Bank am Schrein in ein Versteck zurück.


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Sein wehes Bein und seine alten Knochen plagten Borfred in der unbequemen Haltung, als er endlich Kunihild im Dauerlauf auf sich zukommen sah.

„Sie kommen bald. Der Geweihte, eine Ritterin, ein jungen Mädchen, sowie ein Karren und zwei Begleiter“.

„Wir müssen die Ritterin zuerst ausschalten. Ich möchte keine Bekanntschaft mit ihrem Schwert machen“.

Schon hörte Borfred Hufgetrappel und das knirschende Geräusch von Wagenrädern auf kiesigem Untergrund. Der Geweihte und seine Begleiter kamen ohne zu Zögern auf den Schrein zu und stiegen ab. Die Ritterin war jung und hübsch, man sah aber sofort, dass sie eine geübte Kriegerin war vor der man sich mehr als in Acht nehmen musste. Das Mädchen war in einen wattierten Waffenrock gekleidet und trug ein Kurzschwert an der Seite. Von der kleinen Blonden ging wohl kaum eine Gefahr aus. Der Geweihte trug sein Sonnenzepter am Gürtel seines Ornats und war ansonsten unbewaffnet.

Nachdem der Praiospriester angekündigt hatte den Schrein zu segnen und begann Vorbereitungen dafür zu treffen, setzten sich die Frauen arglos auf die Bank und begannen leise miteinander zu reden.

‚Besser wird die Gelegenheit nicht‘, dachte der Söldner und erhob sich so leise wie es mit seinen morschen Knochen möglich war. Er packte seinen Knüppel fest mit der Rechten und stieß dabei gegen einen Ast. ‚ Verdammt, jetzt aber schnell‘, und machte zwei hastige Schritte auf die Bank zu. Die Ritterin war bereits aufgesprungen und starrte ihm direkt ins Gesicht. Zum Glück waren seine Reflexe von einem Leben in Krieg und Kampf geschult und Skrupel nicht vorhanden. Blitzartig holte er aus, legte all seine Kraft in den Hieb und schlug der jungen Frau den Knüppel ins Gesicht. Zufrieden sah er, wie die Ritterin geschlagen zu Boden sackte.

„Schnell packt sie Euch“, rief Borfred.

Von allen Seiten stürzten seine Gefährten auf den Wagen mit dem Geweihten zu. Einer der Knechte stellte sich vor den Priester: „Zurück, ihr Strauchdiebe! Wagt es nicht, meinen Herren etwas anzutun!“ Der Mut des Mannes war sein Untergang, denn Ismene zögerte nicht und stieß ihm ihr Kurzschwert in den Bauch. Das Gesicht der jungen Frau war hasserfüllt und sie sprang auf den Geweihten zu, der seine Hände abwehrend und beschwichtigend erhob.

„Weib, du hast den unschuldigen Knecht niedergestreckt. Was auch immer dir in deinem Leben an Unrecht widerfahren sein mag, rechtfertigt deine Tat nicht. Nimm das Schwert runter, bereue und stelle dich der Gerechtigkeit des Herren Praios! Vielleicht kannst du so der Verdammnis so noch entgehen.“

„Halts Maul, Praiospfaffe“, entgegnete die Waise und schmetterte dem Kirchenmann ihre Faust ins Gesicht. Blut sprudelte aus seinem Mund und ein Schneidezahn fiel in den Staub.

Borfred hielt derweil die Knappin in Schacht, die sich zitternd und hilflos umsah. Ein Schlag von Borfred schickte sie schließlich ebenfalls ins Reich der Träume.

Ismene wurde ein Seil zugeworfen und sie fesselte den Geweihten brutal und stopfte ihm rücksichtslos ein schmutzstarrendes Stoffstück in den blutenden Mund.

Der zweite Knecht hatte sich sofort ergeben, wurde aber trotzdem mit einem Knüppel niedergeschlagen.

Die Räuber packten den Gefesselten und warfen ihn auf den Wagen. Bald zog die Bande unter einigen Jubelrufen ab und eilte Richtung Waldrand in die Weiten des Reichsforsts davon.




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29. Ron 1046 BF
Der Überfall
Abwägungen


Kapitel 8