Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - ...sind auch Orks!
In der Baronie Donfanger
Mitte Ingerimm 1033 BF
Dramatis Personae
- Ardo von Keilholtz ä.H., Baron von Kressenburg
- Urion von Reiffenberg, Rittmeister der Mark
- Mechthild von Kieselholm, Knappin des Barons von Kressenburg
- Praiolin von Reiffenberg, Neffe Urions, Rondra-Novize
- Rondrian von Reiffenberg, Rondra-Geweihter, Urions Bruder
- Helmbrecht von Jungingen, Weibel der 3. Schwadron Grenzreiter
Der Stall brannte noch immer, inzwischen stärker als zuvor. Noch immer war nichts von den Bewohnern zu sehen und auf die Entfernung machte es den Anschein als wäre das Gehöft verlassen. Plötzlich riss Mechthild den Arm nach vorn und deutete auf zwei Gestalten, die an der Seite des Wohngebäudes entlang schlichen. „Seht mal dort! Sind das nicht Orks?“
Tatsächlich waren die gebückten Gestalten, die nun damit anfingen sich an der Vordertür zu schaffen zu machen, gänzlich mit schwarzem Fell bedeckt. Einer trug offensichlich einen langen Speer, während der andere mit einem großen schweren Säbel gegen das Holz schlug.
Urion hatte sein Fernrohr aus dem Lederetui gerissen und verschaffte sich einen genauen Überblick. „Ja zwei Schwarzpelze sind an der Tür und in den Fensterläden stecken mehrere Pfeile. Auf dem Scheunendach haben sich bestimmt die Bogenschützen verschanzt. Und drüben hinter den kleinen Büschen liegen ebenfalls zwei Schützen im hohen Gras. Ich schätze es sind acht bis zehn insgesamt. Wir müssen schnell machen, bevor sie ins Haus eindringen. Weibel, ihr teilt die Lanze und nehmt euch die beiden Bogenschützen hinter den Büschen vor. Der Rest der Grenzer verteilt sich so, dass kein Ork entkommen kann und gibt mit den Bögen Schutz. Der Baron, Bruder Rondrian und ich reiten einen Angriff auf die beiden am Haus. Danach stürmen wir die Scheune und nehmen uns die Bogenschützen vor. Alles was dann noch übrig ist, machen wir im Nahkampf nieder. Es gibt kein Pardon, wir machen keine Gefangenen. Auf Weibel ihr greift an, sobald die Orks durch unserern Angriff abgelenkt sind.“
Alle nickten und machten sich daran den Hügel wieder hinab zu laufen. Während die Gesichter der Männer vor allem grimme Entschlossenheit ausdrückten, sahen die Knappin und der Novize sehr aufgeregt aus. Auch das entging Urion nicht.
„Ach ja, Mechthild und Praiolin, ich weiß ihr habt die Schwarzpelze entdeckt, und dafür gebührt euch Lob, aber dass ist nicht euer Kampf und ich möchte nicht, dass ihr euch einer unnötigen Gefahr aussetzt. Ihr reitet zurück hinter die nächste Kuppe.“
Praiolin murrte und fing sich sogleich einen strengen Blick Rondrians ein: „Der Dienst an der Göttin verlangt Gehorsam und Disziplin, Junge.“ „Ja, Onkel.“
„Mechthild, du bist die Ältere und kannst die Gefahr besser einschätzen. Kämpft nur, wenn es unausweichlich ist.“
Die Knappin sah ebenfalls nicht begeistert aus, nickte jedoch gehorsam. Sie holten ihre Pferde und ritten langsam, sehnsüchtige Blicke über die Schulter zurückwerfend, hinter den nächsten Hügel, während die Grenzreiter sich für den Angriff bereit machten.
Rondrian und Urion folgten Ardo, der bereits auf dem Weg zu seinem Streitross war.
Weibel von Jungingen hatte schon seine Soldaten erreicht als die drei aufgesessen waren. Urion nahm seine Kettenhaube und setzte sie auf. Dann hob er seine Kriegslanze und wies nach Süden. „Ein kurzer Bogen um den Hügel herum bringt uns mehr Schwung und ein wenig mehr Zeit für das Überraschungsmoment. Denkt an die Bogenschützen auf der Linken. Kurz nach dem Hügel können sie uns entdecken und wir sind wahrscheinlich gerade noch in Reichweite. Je näher wir dem Hof kommen, desto gefährlicher werden sie. Rondrian, überlass die beiden am Haus uns und such sofort nach weiteren Schwarzpelzen.“
Urion wandte den Blick und sah, dass auch die Grenzer angeritten waren. Ein Teil schwärmte aus, während der Weibel mit dem Rest von schräg hinten langsam der Buschgruppe näherte.
Jetzt trieb Urion seinen Rappen an. ANTLITZ beschleunigte ansatzlos. Bereits kurz nach der Umrundung des Hügels hatte das Pferd seine Höchstgeschwindigkeit erreicht. Ein kurzer Blick nach rechts bestätigte Urion, dass auch Ardo und Rondrian mithielten. Er hob leicht den Schildarm um sich vor Pfeilbeschuss durch die Orks zu schützen.
Sie hatten die Hälfte der gut zweihundert Schritt hinter sich gebracht, als ein Hornstoß durch das Tal schallte. Man hatte sie entdeckt. Aber es war bereits zu spät.
Ein zweites Signal bestätigte Urion, dass auch die Grenzer zum Angriff übergegangen waren. Jetzt würden sie die beiden Schützen schnell ausschalten. Urion konzentrierte sich auf die beiden Gegner auf dem Hof. Durch das Trommeln der Hufe brüllte Urion Ardo seine Kommandos zu. „Du den Rechten, ich den Linken egal was passiert.“
Die beiden Orks auf den Hof hatten innegehalten und wandten sich der vermeindlich neuen Gefahr zu. Der Schwarzpelz mit dem Säbel brauchte eine Schrecksekunde bis er begriff und wandte sich dann zur Flucht nach rechts Richtung Scheune. Der Speerträger hatte wohl erkannt, dass er es nicht mehr bis zur Scheune schaffen würde und drückte sich teils hinter den Türstock um ein möglichst kleines Zeil zu bieten und hob Speer und Schild abwehrbereit.
Hinter den Reitern schlugen drei Pfeile in den Boden, aber Urion wusste, dass sie bereits zu schnell waren.
Jetzt musste er den Schwarzpelz mit dem Speer ausschalten. Er zielte mit der Lanzenspitze genau auf den Oberkörper des Gegners. Er wusste, dass der Orks ein kleines Ziel bot und konzentrierte sich. Der Orks bewegte sich leicht hin und her, um ihn zu verunsichern, doch der Rittmeister ließ sich dadurch nicht ablenken. Dieser lausige Schwarzpelz saß in der Falle. Urion lehnte sich mit der Lanze nach vorn, um den Stoß aufzufangen. Die Lanzenspitze raste jetzt auf sein Ziel zu. Kein letztes Ausweichen mehr. Sie traf den Ork oberhalb des Schildes in die Brust und durchbohrte diesen. Dann traf sie den Türstock und Urions Arm durchfuhr ein dumpfer Schlag und er ließ die Lanze fahren. Mit einigem Straucheln hielt sich Urion auf dem Pferd, doch der Schwertarm schmerzte stark. Dennoch hatte er noch Glück gehabt, dass er nicht aus dem Sattel gehoben worden war. Noch bevor er diesen Gedanken gefasst hatte, war er an seinem Gegner vorbei. Er lenkte ANTLITZ in eine scharfe Kurve um möglichst schnell aus dem Schussfeld der orkischen Bogenschützen zu kommen. Da er frontal auf die Scheune zuritt bot er diesen ein gutes Ziel. Er riss sein Schild nach vorn, konnte aber nicht verhindern, dass ein schwarzgefiederter Pfeil ANTLITZ in die Seite traf. Das Pferd schrie vor Schmerz und brach seitlich leicht ein. Urion konnte den Schmerz des Tieres fast körperlich spüren und zog die Zügel nach Rechts. Durch die hohe Geschwindigkeit waren sie im nächsten Augenblick außerhalb der Reichweite der Schützen.
Ardo verfolgte unterdessen den zweiten Schwarzpelz, der quer über den Hof flüchtete und versuchte hinter der Scheune Deckung zu finden. Nur noch wenige Schritte trennten das Kreuz des Flüchtenden von der Lanzenspitze des Barons, als der Ork sich schießlich mit einem Sprung um die Ecke in Deckung brachte. Ardo fluchte laut und warf die Lanze beiseite, während er BOROMIL zügelte. Erst zwei Dutzend Schritte von der Scheune entfernt kam das Schlachtross zum Stehen, so dass der Baron absteigen konnte. Ardo gab die erhöhte Position ungerne auf, aber hier zwischen Scheune, Misthaufen, Sträuchern und dem brennenden Stall konnte er BOROMIL nicht frei manövrieren. Er gab seinem Pferd einen Klapps, damit es nicht zwischen ihn und den Ork geraten konnte und zog das Schwert.