Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Aufräumen

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Breitenau

In der Baronie Donfanger

Mitte Ingerimm 1033 BF

Dramatis Personae

In diesem Moment war wieder Hufschlag zu vernehmen und die beiden Soldaten ritten mit Mechthild und Praiolin im Schlepptau in den Hof. Auch sie schleppten einen toten Ork mit sich und luden ihn bei den anderen Leichen ab. Ardo erhob sich rasch, was ihm ein schmerzhaftes Ziehen im verletzten Bein einbrachte, ging zu der Gruppe und fragte die Soldaten.

„Was bringt ihr denn da mit? Habt ihr noch einen aufgegriffen?“

„Der war schon tot, Euer Hochgeboren. Lag so wie Ihr ihn seht auf der Wiese. Die Kinder auf den Pferden daneben. Haben aber noch kein Wort gesagt. Aber die Kleine hat Dreck am Wams“, dabei deutete der Redner mit einem wissenden Lächeln auf Mechthild. „Wenn Ihr sie fragt wird sie sicher was zu erzählen haben.“

Die Knappin war während dem Gespräch leicht errötet und sprang nun behände von ihrem Pferd. Ohne zu zögern trat sie vor den Baron, hob mit einer Mischung aus Stolz, und Beschämung darüber als ‚Kleine’ bezeichnet worden zu sein, den Kopf und sah ihren Schwertvater direkt an.

Ardo verkniff sich ein erleichtertes Lächeln als er seine Knappin unverletzt sah und sprach mit strenger Stimme zu ihr. „Dann erzähl mir mal wer den Schwarzpelz so zugerichtet hat! Ehrlich und vollständig wenn ich bitten darf. Hattet ihr nicht Anweisung euch von den Orks fernzuhalten?“

„Das haben wir auch,… so gut es eben ging.“ Sie warf einen schnellen Blick zum Novizen, der gerade an ihr vorbei zu Rondrian schritt. „Er hätte einfach an uns vorbei in den Wald laufen können. Aber dann hat er Praiolin angegriffen, da habe ich ihm eins mit dem Schwert übergezogen.“ Hier errötete sie noch stärker, da ihr der eigene Mut plötzlich sehr töricht vorkam. „Unsere Rösser haben ihm dann den Rest gegeben.“ Stolz deutet sie auf ihr Pferd was sie noch immer am Halfter hielt. „Aber der Schwarzpelz hat nicht richtig sterben wollen, da… da bin ich abgestiegen und… und habe mit dem Schwert nachgeholfen.“ Beschämt senkte sie den Kopf. Sie wollte nicht, dass ihr Schwertvater sie für schwach hielt und die offensichtlichen Schwierigkeiten erkannte, die ihr die Tat bereitete.

Der Baron pfiff leise durch die Zähne. Anerkennend legte er Mechthild die Hand auf die Schulter und nickte ihr aufmunternd zu. „Schau an. Der erste Ork, und das schon in deinem Alter. Du machst dich wirklich gut darin deinen Schwertvater zu übertrumpfen. Bald bist du diejenige deren Geschichten die Leute am Lagerfeuer hören wollen.“ Trotzdem hob er noch einmal mahnend den Finger bevor er seine Knappin entließ. „Aber lass dir das nicht zu Kopfe steigen, junges Fräulein, und bleib gefälligst vorsichtig.“

Rondrian hatte seinen Neffen und Novizen zur Seite genommen. Mit gesenktem Blick berichtete der Junge von den Ereignissen. Rondrians Blick verdüsterte sich als der Junge wahrheitsgemäß von seinem eigenmächtigen Vorgehen berichtete. Nachdem der Junge den Bericht beendet hatte wandte sich der Geweihte an die beiden Edlen und Mechthild. „Nun ja, ich denke, eine Strafe ob des Ungehorsams und der Disziplinlosigkeit ist wohl angebracht. Ihr findet euch morgen früh bei Sonnenaufgang bei mir ein. Dann werden wir der Göttin huldigen. Lasst es euch eine Lehre sein.“

Mit einem schelmischen Grinsen wandte er sich an Urion: „Du wirst übrigens auch an der Bestrafung teilnehmen Bruder. Du hast schließlich den Befehl gegeben, keine Gefangenen zu machen, den Kindern aber gleichzeitig verboten in den Kampf einzugreifen. Den Widerspruch hast du zu verantworten und deshalb wirst auch du der Göttin Ehre erweisen, aber erst wenn der arm wieder ganz ist. Und da die Herrin Rondra ist uns heute wohl gesonnen war, sollten wir Ihr danken und Ihr zu Ehren ein kurzes Gebet sprechen bevor wir zurückreiten.“

„So soll es sein.“

Nachdem der orkische Plündertrupp nun vollzählig aufgereiht auf dem Hof vor dem Bauernhaus lag und alles Verwertbare von den Grenzern beiseite geschafft worden war, trat Urion heran und gab dem Weibel seine Befehle.

„Weibel von Jungingen. Die Schwarzpelze werden enthauptet und die Köpfe auf ihre Speere gespießt in Richtung des nächsten Passes aufgestellt. Nichts schreckt diese Untiere so sehr ab, wie ein deutliches Zeichen der Stärke. Die Körper werden verbrannt, lasst auf der Wiese einen Scheiterhaufen errichten.

Ein Säbel und die Bögen gehen an den Bauern und seine Familie. Die nächste Bande müssen sie vielleicht allein abwehren können, dafür sind sie aber zurzeit nicht ausgerüstet. Die restliche Beute wird mitgeführt und geht an die Mark.

Der Stall ist inzwischen weitgehend niedergebrannt. Löscht die letzten Brandnester und beginnt mit den Aufräumarbeiten. Die Grenzer werden den Bauern später behilflich sein ein neues Gebäude zu errichten. Das schult die handwerklichen Fähigkeiten.

Doch zuerst lasst antreten. Bruder Rondrian wird ein Dankgebet zu Ehren der Herrin Rondra sprechen.“

Der Geweihte wandte sich der angetretenen Front der Soldaten zu, nahm seinen Anderthalbhänder und hob ihn mit ausgestreckten Armen hoch über den Kopf. Vereinzelt tropfte noch das Blut der Schwarzpelze von der Klinge.

Die Edlen, Soldaten und die Bauernfamilie sanken auf ein Knie und betrachteten andächtig den Geweihten.

Mit lauter sonorer Stimme begann Rondrian das Gebet:

„Herrin Rondra, Himmelsleuin, Streiterin Alverans dein ist dieser Kampf und dein ist dieser Sieg. Du führtest unsere Schwerthand, so dass dein Zorn über den Feind kam. Wir waren heute nicht würdig in deine Hallen einzuziehen. Gib uns die Kraft und den Mut deinen Geboten zu folgen und uns dereinst als würdig zu erweisen. So sei es.“

„SO SEI ES!!“ wiederholten die Betenden laut und erhoben sich wieder.

Rondrian senkte den Anderthalbhänder und wies auf die Leichen der Orks. „Nun lasst uns die Leichen beseitigen und hier wieder eine den Göttern gefällige Ordnung schaffen.“

Die Grenzer machten sich daran auf der Wiese einen Scheiterhaufen zu errichten. Das Holz aus dem nahem Wald war trocken und die enthaupteten Körper der Orks wurden ein Fraß der Flammen.

Weibel von Jungingen befahl, einen der Schädel gleich hier am Hof auf einen Holzpfahl zu stecken und die restlichen abgeschlagenen Köpfe der Orks in Lederbeutel zu verstauen und dann aufzusitzen. Den Beutel mit den Habseligkeiten und Waffen band er an seinen Sattel.

Urion hatte seinen Schild seitlich am Sattel angebracht und die Kettenhaube lag vor ihm auf dem Sattelknauf. ANTLITZ' Wunde blutete noch leicht, deshalb würde der Rückmarsch auch nur langsam erfolgen. Nichts drängte zur Eile und die Schonung kam auch den Verletzungen der Männer zu Gute.

Als der Bauer ihm mit untertäniger Geste die Lanze hinhielt, packte Urion mit der Rechten zu und schenkte dem Landmann ein zuversichtliches Lächeln. „Seid unbesorgt, Mann. Sobald die Scheune niedergebrannt ist, räumst du die Reste fort und bereitest den Platz so gut es geht für einen Wiederaufbau vor. Die Grenzreiter unter dem Kommando des Weibels hier werden in den nächsten Tagen kommen und dir helfen.“ Dann griff er in seinen Geldbeutel und fischte zwei Silbertaler heraus. „Für ein paar Hühner wird’s reichen. Und übt das Bogenschießen, damit ihr beim nächsten Mal nicht so wehrlos seid. Die Grenzer sind nicht immer in der Nähe.“

Der Bauer nahm die Münzen und fiel vor dem Rittmeister auf die Knie. „Danke Herr, ich werde alles tun wie ihr befohlen habt. Habt vielen Dank und möge die Herrin Peraine euch alle segnen. Schon morgen schicke ich meinen Ältesten nach Waldthann. Habt Dank Herrschaften, den Göttern anempfohlen.“

Urion hob seinen Schildarm und gab Zeichen anzureiten. „Von Jungingen, ich übernehme, Meldereiter zu mir.“

Ein Grenzer löste sich aus der Kolonne. „Herr Rittmeister!“

„Reite sofort zum Schwadronsführer und erstatte ihm Rapport. Es waren nahezu ein Dutzend Orks. Er soll sofort seinen besten Unterführer auf einen weiteren Spähtrupp in den Pass schicken. Die Schwarzpelze müssen in den letzten Nächten über den Pass gekommen sein; Plünderer zwar, aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Der Trupp soll nur spähen und sich nicht in Kämpfe verwickeln lassen. Sollten da noch Orks sein, werden sie diesen Pass meiden. Ferner soll die Schwadron ein kleines Biwak errichten, wir übernachten am Pass. Abmarsch!“

„Sehr wohl Herr Rittmeister.“ Der Grenzer riss die Zügel herum und sprengte davon.