Geschichten:Spenden für die Ostmarken – Mitten im Mittwald III
Wehrturm Silzstein, Gräflich Silz, 5. Hesinde 1040 BF:
Die Falkenwinder Ritterschaft hatte die Reisegruppe um die waldsteiner Almosenmeisterin noch bis zur östlichen Baroniegrenze begleitet. Anschließend ritten Yalinda, Haldana unf Wahnfried den Pfad Richtung Silzstein weiter. Es war bereits dunkel geworden. Hier gedachten sie über Nacht zu rasten und am nächsten Tage dann ihre Reise den Grafenstieg folgend gen Uslenried anzutreten.
Silzstein war ein trutziger alter Wehrturm, der auf einem schroffen Felsen thronte. In Stein gehauenen Stufen führten den Fels zum Turm hinauf. Am Fuße des Turms war eine kleine Schmiede sowie ein Stall.
Dieser Ort hatte eine ganz besondere Bedeutung für die Lande Silz. Wobei weniger der Turm selber, als der namensgebende Silzstein gemeint war. Dieser war ein ungewöhnlich großer, um die ein mal ein Meter fassender, tief schwarzer Stein aus Obsidian. Er diente den Baronen von Silz als Schwurstein und das schon zu Zeiten als diese Lande noch Teil der historischen Grafschaft Reychsforst waren. Man sagt, das Haus Silz sei nur deshalb untergegangen, weil es die uralten Rituale am Silzstein nicht mehr gedachte. Ob das stimmte? Wer konnte das schon so genau sagen.
Ein Page führte Yalinda schließlich die steilen Stufen zum Turm hinauf. Haldana und Wahnfried wollten noch schnell die Pferde versorgen. Der Vogt vom Silzstein Herdan von Jeskenau wartete bereits vor der schweren Eichentür um seine Gäste zu empfangen. An seiner Seite stand sein Sohn Andor, der auf Silzstein als Ritter diente, sowie dessen Knappin Maira.
„Den Göttern zum Gruße.“ Der Vogt breitete gestenreich seine Arme aus. „Kommt herein in die gute Stube. Coria, leg noch ein paar Holzscheite ins Feuer, die Herrschaften müssen ja durchgefroren sein. Der Tisch ist auch schon gedeckt, auch wenn es nicht viel ist was wir mit Euch teilen können, so werdet Ihr zumindest nicht mit knurrenden Magen zu Bett gehen.“
Der Vogt war ein freundlicher und gutmütiger Mann, der mit seinen zwei Rittern die Aufgabe hatte über den Silzstein zu wachen.
„Meine liebe Schwiegertochter ist noch nicht von ihrem Ausritt zurück gekehrt, aber wir werden trotzdem schon mit dem Essen beginnen. Enna, schenke noch etwas Bier nach.“ Herdan deutete auf den gedeckten Tisch. „Die Gräfin war heute hier und Josselin ist noch ein Stück mir ihr geritten. So wollte es die Gräfin, jaja.“
„Die Gräfin war hier?“ Yalinda verschluckte sich fast an einem Schluck Wasser. Das Bier hatte sie dankend abgelehnt. Die Peraine-Geweihte war der Gräfin noch nie begegnet, hielt diese sich doch mehr im verwunschenen Reichsforst auf als auf ihrem Schloss in Silz. Das war wohl auch besser so, dachte sich Yalinda, denn wer als die Gräfin würde den unheimlichen Forst besser kennen als sie?
„Ja, sie kommt neuerdings öfters hierher. Wegen dem Stein.“ Der Vogt biss mit Leidenschaft in die dicke, mit Butter bestrichene und mit waldsteiner Hartkäse belegte Scheibe Graubrot. „Der Stein ist vielleicht der Schlüssel zu allem … aber ich plaudere zu viel. Wie kommt Ihr eurem Spendensammeln voran?“
`Der Stein war vielleicht der Schlüssel zu allem´. Yalinda wiederholte die Worte des gräflichen Vogtes in ihrem Kopf immer und immer wieder. Wozu war der Silzstein der Schlüssel? Dazu dem wuchernden Reichsforst Einhalt zu gebieten? Oder aber um die alten Trollstätten oder hochelfischen Geheimnisse zu verstehen? Oder war er nicht nur der Schwurstein der Barone von Silz, sondern auch der Grafen von Waldstein? Schließlich waren die Grafen von Waldstein seit einigen Jahrhunderten in Personalunion auch Barone von Silz. Viele Insignien der vergleichsweise jungen Grafschaft galten als verschollen, wie etwa das Schwert der heiligen Henrica. Das Schwert der Heiligen war einst im Besitz der Familie Zweifelfels, die es während der Priesterkaiserzeit mit ihrem Leben beschützten und vor den Häschern der Sonnenlegion verbargen. Der ersten Gräfin der von Rohal neugeschaffenen Grafschaft Waldstein wurde dann das Schwert zum Geschenk gemacht, auf das es Waldstein vor namenlosen Übel beschützen möge. Fortan diente die Reliquie als Krönungsschwert der waldsteiner Grafen. Allerdings nur gut 140 Götterläufe, da es noch vor der Thronbesteigung von Graf Podewin verschwand und bis heute als verschollen gilt.
„Eure Gnaden?“ Die Worte des Vogtes rissen Yalinda aus ihren Gedanken.
„Ehm, ja … es geht gut voran … Waldstein ist mit dem drei gütigen Schwestern.“
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