Geschichten:Spenden für die Ostmarken - Dreizehnhundert Dukaten
Auf dem Erlgardsfeld vor den Toren der Stadt Luring, Anfang Boron
»Hochwohlgeboren, der Morgen ist zu kalt für die Einjährigen«, sagte Erlan, der gräfliche Stallmeister, »wir sollten die Übungen hier abbrechen.« Die besagten Jungpferde standen mit bebenden Flanken auf der weiten Pläne, und der Atem kam stoßweise aus geweiteten Nüstern wie Dampf aus einem Doppelkessel.
»Na gut«, gab Graf Drego klein bei, »das ist doch blöd! In diesem Jahr haben wir das Erlgardsfeld einfach nicht nutzen können. Erst mussten wir wegen Vater das Luringer Turnier absagen, dann ist das Wetter beschissen!« Graf Drego packte sich die Zügel von ›Sturmfels‹, der so hieß, weil er eine winkelförmige Zeichnung auf der Stirn trug wie die Sturmfelser im Wappen, und begann das Pferd Richtung Burg zu führen. Ein weiter Aufstieg.
Dem Grafen wurde das Laufen bald langwellig, weshalb er Zerstreuung suchte.
»Emmeran, was war das nochmal, was wir bereden wollten? Irgendwas mit Tobrien?«
Emmeran von Erlenfall, der von seinem Ross abgestiegen war, weil er schlecht reuten konnte, wenn sein Graf zu Fuß den Burgberg hinaufstieg, schloss auf: »Spenden für die Ostmarken. Die in Beilunk gewesenen Garetier haben mit den Tobriern verhandelt und eine finanzielle Kompensation für die tobrischen Siedler in Garetien angeboten.«
»Und weiter?« Drego kam ein bisschen außer Atem. Ihm fehlte die Übung. allem‹, wie sein Onkel Odo zu sagen pflegte. Odo, der nun schon so lange nicht mehr bei Hof gewesen war; bei keinem Fest, keiner Jagd, keinem Stechen.
»Weiter haben die Großgaretier einen Almosenmeister ernannt, der vorschlägt, dass jeder garetische Lehnsträger einen Silberling pro Kopf nach Rommilys bringt, um dort am 30. Tsa freiwillige Spenden für den Wiederaufbau abzugeben.« Emmeran blickte zu Rudon von Zwillingstein hinüber, der sein Ross auf der anderen Seite des Grafen führte.
»Hui. Das käme uns ganz schön teuer, was?«, japste Drego.
»Es geht, Drego«, gab Rudon von sich, »die Summe haben wir mit dem nicht veranstalteten Grafenturnier in etwa eingespart.«
»Außerdem«, ergänzte Emmeran, »muss die Grafenkrone das nicht alles bezahlen. Du gibst das einfach weiter an die Barone und zahlst dann nur noch für Rubreth und Luring. Randersburg fällt auch raus, der Hardte ist kaiserlich.«
»Dacht ich mir«, keuchte Drego. »Ist aber auch zu viel. Dann sind‘s etwa zwölfhundert Dukaten, oder?«
»Genau«, sagte Emmeran.
»Dreizehnhundert«, grinste Rudon.
»Aber die musst du nicht zahlen«, erwiderte Emmeran. »das ist freiwillig. Und da werden sehr viele knickern. Immerhin hat Haffax in Garetien auch ganz schön gewütet. Heimat zuerst, dann kommt der Ost dran. Lass deine Barone sammeln, dann übergibst du das als Reichsforster Summe durch den Reichsforster Almosenmeister.«
»Moment«, unterbrach Drego und blieb stehen. um Luft zu holen. »Wir haben keine Almosenmeister.«
»Den kann man ernennen. Sollte man auch, dann liegt es in deiner Hand«, erläuterte Rudon.
»Mache ich«, verkündete Drego, ganz Feuer und Flamme. »Überhaupt: das ist doch eine hübsche Idee! Immerhin hat Vater doch für diese Leute sein Leben gegeben. Dann kann ich ihnen auch ein bisschen Gold geben!«
»Sein Leben hat er für die Kaiserin gegeben«, korrigierte Emmeran.
»Die blode Kuh. Hätte mal sie erwischen sollen!«, rief Drego.
»Na, na«, tadelte Rudon, »dann wärst du jetzt nicht Graf, sondern immer noch dein Vater. Ich finde es auch sehr gut, dass du spenden willst, Drego. Vielleicht kannst du deine Frau zur Almosenmeisterin machen? Und die reist dann mit dem Gold und dem ein oder anderen Reichsforster nach Rommilys? Ungolf von Luring-Prestelberg zum Beispiel und Doctor Baldus. Und Franwin von Luring-Franfeld?«
»das ist ein prima Idee«, fand Drego. »Aber du erklärst das Ederlinde und Onkel Horulf, ja? ich habe keine Lust mir wieder eine Standpauke anhören zu müssen! Und jetzt steigen wir wieder auf und reiten langsam. Bin doch keine Bergziege.«
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