Geschichten:Spenden für die Ostmarken - Luchs und Fuchs II

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Baronie Aldenried, Ende Boron 1040 BF

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Denn der Schallenberger hatte ihm ebenfalls davon berichtet, dass er trotz allem Unbill bereits dem Dreischwesternorden in Tannenheim gespendet hätte, denen er dazu auferlegte die Spenden in den Osten zu verbringen, da sie dort ohnehin ein Netzwerk hätten und nicht Gefahr liefen, dass die Spenden politisch benutzt würden. Dies hatte den Voltan zwar wieder etwas fröhlicher gestimmt, ging es ihm letztlich ja um nichts anderes, aber die offene Beleidigung und das viele Gejammer und Gezeter hatten ihm nicht geschmeckt. Er war nicht so ein Jämmerling, er war ein Anpacker, einer, der einen Weg suchte, einen ehrlichen Weg. Und so sah er seinen Auftrag noch viel größer, er wollte auch Hartsteen helfen, auch Aldenried, wenn dieses auch nicht so verbandelt mit ihm war wie Bärenau und Iralda und der Baron hier auch aus einem anderen, dreisteren Holz geschnitzt schien als die Bärenauerin, obwohl man ihm schon einmal genauso geholfen hatte wie Iralda.
Aber Voltan glaubte daran, dass wenn es den kleinen Teilen des Reiches, egal ob Ostmarken oder Hartsteen, besserer ging und man sich gegenseitig unterstützte das Reich großes leisten könnte, wie man zum Beispiel bereits in etlichen Schlachten hatte sehen können. So könnte dies auch auf dem politischen Parkett geschehen. Wenn man die heutigen Gebeutelten unterstützte, so dass sie sich alsbald selbst helfen konnte, würden ihre Waren bald die Märkte überall anders bereichern und umgekehrt die jetzigen Gebeutelten mit der Hilfe die sie jetzt erhielten wiederum auf den wohlhabenden Märkten des Reiches schon jetzt wieder einkaufen. So würde eins ins andere greifen, dachte sich Voltan, während er in seinem Zimmer saß, rauchend. Doch leider sahen dies nicht alle so, einige, nein, viele egal auf welcher Seite verzettelten sich lieber in persönlichen oder politischen Nichtigkeiten als das Große zu sehen, das Wahrhaftige, das wirkliche Ziel, den Wohlstand des Königreichs und des ganzes Reiches.
Doch er war nicht Voltan von Trübsal, sondern ein Heiterfelder und so hatte würde er dem Baron noch einen letzten Besuch abstatten, zu so fortgeschrittener Stunde und ihm zumindest, die Hilfe des Peraineklosters Heiterfelds in Aussicht stellen, von der Lockerung der Jagdprivilegien sprechen und andeuten dass er noch mehr Ideen hatte.
Er wollte dem Baron damit nichts abschwatzen, hatte er doch schon irgendwie gespendet. Doch wollte er auch nicht mit leeren Händen gehen, nicht nach dieser Vorstellung des armen Barons und einfach weil er sich auch für seine ehrlichen Mühen belohnt wissen wollte. Deshalb stattete er dem Baron zu so später Stunde nochmal einen Besuch ab, der ihn etwas müde und erneut nur bedingt freundlich empfing.
Er steckte ihm seine Ideen und deutete weitere an, betonte letztlich aber, dass man Hilfe auch annehmen musste und dabei auf Kleinigkeiten verzichten müsste. Dass Hilfe auch bedeute dem Helfenden nicht die Hand zu brechen, die man ihm reichte, sondern die gegebene Hand, ein Pfand der Beidseitigkeit war. Hilfe musste man sich verdienen und so sprach Voltan zuletzt: „Nun werter Baron, ich weiß ihr sagt ihr wart schon großzügiger als Ihr es sein könnt und ich sehe welch Dinge ihr hier verrichtet. Auch weiß ich, was Ihr von diesem meinem Unterfangen haltet und möchte Euch dazu noch einmal mitgeben, dass niemand je behauptete dass wir im Namen der Königin agieren, doch sprach sich weder ihr Kanzler noch sie selbst gegen dieses Unterfangen aus, denn es ist ein gutes Unterfangen, was Ihr schon allein dadurch quittiert, dass Ihr dennoch in den Osten spendetet. Doch werdet Ihr ebenso gesehen haben, dass ich mit all meinem Tun wahrlich Gütiges tun will um beiden zu helfen, den Marken im Osten und Hartsteen. Denn es soll nicht das ungeliebte Kind Garetiens sein, mein Freund, es soll den gleichen Wohlstand erfahren wie wir im inneren des Königreiches. Deshalb habe ich Euch und auch bereits Eurer Nachbarin meine helfende Hand mit Rat und Ideen gereicht und bin gewillt Euch auch noch weiter zu helfen. Ich weiß ich kann dafür kaum eine größere Gegenleistung erwarten und das ist es auch nicht was ich, ich will die Hilfe des reinen Selbst wegen, aber wie ich meine. dass Hilfe von statten geht, erklärte ich Euch eingangs.“ Voltan zog eine seiner bereits gestopften Lieblingspfeifen hervor. „Also lasst uns doch ein paar Züge aus dieser Eurer Pfeife geniessen. Auf die Wohltat und die Güte, Tugenden der drei Schwestern. Auf die Ritterlichkeit, auch den Idealen Eures Ordens entsprechend.“ Voltan entzündete das Kraut und bat sie Felan an, der ihm das Geschenk gerne abnahm und Voltan noch anhing: „Aber - gerade weil ich mein Unterfangen ebenso hoch erachte, möchte ich Euch doch noch um eine Kleinigkeit bitten. Nur ein Stück Papier, das ich Euch gar überlasse – und ich habe sehr schönes Papier. Ein Stück Papier auf dem Ihr mir - Voltan von Heiterfeld - bestätigt, dass und wieviel Ihr bereits dem Orden gespendet habt, der es in die Ostmarken tragen soll. Würdet ihr dies tun? Es wäre mir ebenfalls eine große Hilfe und es ist nur ein Stück Papier, mehr nicht. Ich werde es gut hüten, damit kein politischer Schabernack damit betrieben wird, es soll dabei nur um Wahrhaftigkeit gehen, eine weitere Tugend die uns doch allen zu Gesichte stehen sollte nicht wahr? Denn wenn sich stets nur die einander helfen, deren Absichten nicht wahrhaftig sind und niemals die Wahrhaftigen, dann führt uns das doch nur weiter ins Elend.“

Felan schnaubte. Manche mochten ihn für einfältig halten oder zumindest für einen gar typischen Vertreter gewisser hartsteenischer Kreise, die mehr für einen harten Schädel als einen denkenden Geist bekannt waren und die zu Eigenbrötlei zu neigen schienen. Doch gemessen an hiesigen Verhältnissen war Felan nicht nur von zugänglicher Natur sondern auch fortschrittlich. Zumindest wenn man seinen Vater kannte konnte man dem im Vergleich zustimmen. So antwortete er auch, ohne zunächst auf die Bitte einzugehen.
„Manchmal scheint mir, und ich verstehe jetzt so manches besser als früher, als würden wir, als würden wir Garetier von Stand doch alle in unseren eigenen Welten leben. Ihr habt Recht auf den Orden der Alriksritter anzusprechen. Denn schon mit ihm versuchte ich ganz gezielt eben Ideale voran zu stellen und nicht Eigeninteressen. Dass gelang auch durchaus, wenn auch nur im Kleinen und ich erwarte keine Großtaten in den nächsten Jahren, aber eine Kontinuität zugunsten des Reiches.“, sagte er und nippte an einem Tonbecher mit heißem Wein, den manche wohl Essig genannt hätten. „Ja, ihr habt dem Armenzug geholfen, aber ich möchte in diesem Falle darauf hinweisen, dass ganz sicher nicht ich davon profitiert habe. Habe ich doch selbst auch da gegeben. Die Verwaltung der Spenden untersteht ganz den Drei Schwestern und sie haben es klug verwaltet. Sonst ginge es sicher noch vielen schlechter als es das ohnehin schon tut. Ich habe mittelbar profitiert, das kann ich unumwunden zugeben. Weil dadurch weniger meiner Schutzbefohlenen hungern müssten, als es sonst vielleicht der Fall wäre.“ Er machte eine Pause und sah Voltan nachdenklich an.
„Und allein, dass ich euch nicht wegschicke und euch empfange sollte euch zeigen, dass ich kein Mensch bin, der euer Anliegen leichthin fortwischt. Auch wenn meiner Gattin dazu einiges zu verdanken ist, der ich wiederum stets dankbar bin, dass sie das gute Gewissen meiner Familie ist. Zumal kaum jemand anderes so gut weiß, wie diese meine Familie in Hartsteen, dass es wichtig ist die Marken wieder zu stärken. Denn Marken sind stets ein Bollwerk für das Reich und ein Damm muss stark sein, bevor die nächste Flut sie erreicht und das Herzland flutet. Und das Blut meiner Familie hat auch Märker Boden getränkt, um es gegen die Finsternis zu halten. Deswegen glaubt nicht, dass ich die Marken gering schätze.“ Nochmals legte er eine kurze Trinkpause ein um dann fortzufahren. „Um eure Frage zu beantworten: ja ich bin bereit euch euer Papier zu zeichnen. Jedoch müsste man schon dumm oder sehr naiv sein um nicht zu glauben, dass es, ob ihr es wollt oder nicht, eine politische Sache bleibt. Und ich sage nicht, dass Politik schlecht ist, an und für sich! Aber Politik wird oftmals für Eigeninteresse missbraucht, die den Interessen des Reiches zuwiderlaufen, selbst wenn ihr denkt, dass sie vorerst dem Reich dienen. Also wenn ich euch das Papier zeichne weiß ich sehr wohl, dass es benutzt wird, allein um darauf hinzuweisen, dass durch die Initiative weniger etwas bewirkt wurde. Und diese wenigen werden es nutzen um ihre Bedeutung und Fortkommen zu sichern. Selbst wenn ihr selbst nicht zu denen gehören mögt. Umso mehr warne ich euch nicht unter der die Räder zu geraten, vor denen ihr andere bewahren wollt. Denn rechtschaffen zu sein heißt nicht, dass andere euch und eure Sache rechtschaffen behandeln werden. Heutzutage wird das zu oft als Schwäche ausgelegt und nur ein grimmes Auftreten und eine harte Faust mögen das abwenden und dafür sorgen, dass ihr euer mitfühlendes Wesen im Inneren bewahrt, wo andere nach außen freundlich und gut scheinen wollen, im Innersten aber hart und verdorben sind.“ Damit beendete der Baron seine Rede und erhob sich. „Kommt, wir können euer Papier in meinem Arbeitszimmer zeichnen und Siegeln. Und eure mir angebotenen Geweihte schickt besser direkt in die Mark. Dort werden sie mehr benötigt als hier und die Menschen werden dankbar sein. Das Seelenheil meiner Leute ist sicher nur mangelt es an Würsten und Brot.“

Voltan wollte kein Fass aufmachen um Detailfragen, war er doch froh das Gewollte erreicht zu haben und lächelte deshalb breit und ehrlich, er war eh nicht der Mann für das ewige Ausdiskutieren von Kleinigkeiten. Doch bedanken wollte er sich: „Habt Dank, Euer Hochgeboren und sprecht ebenso Dank an Eure Gattin aus, dass sie Euch so ein gutes Gewissen ist. So lasst uns doch das gute Gewissen Garetiens sein und den mutigen Weg gehen, TROTZ derer die mehr politisch als freiherzig denken, doch wer immer nur passiv handelt wird letztlich immer ausgenutzt werden. Doch Ihr tut Recht anzusprechen dass man keine Großtaten erwarten kann, aber im Kleinen etwas zu bewegen…kann durch Kontinuität, wie Ihr selber spracht, der Zugang zu etwas Großem sein. Und wie ich schon sagte, wir sollten zusehen, dass nicht immer nur diejenigen ihre Pfründe schöpfen, die es auf nichts anderes abgesehen haben. Sondern diesen mit wahrer Größe gegenüberstehen. So wird deren Werk immer das schändlichere sein, voller Eigennutz und Angst um das eigene Wohl. Und ich weiß sehr wohl, dass dies ein schwieriger Weg ist, doch letztlich richten die Götter über die Wahrhaftigkeit unserer Taten und so werden wir die aus gutem Herzen heraus spenden und Hilfe leisten vor ihnen besser bestehen können als die jenigen die dies nur aus politischem Selbstzweck tun. Die auch nur deshalb für die Marken spenden weil es dort mehr zu holen gibt als in Hartsteen, dem nur die helfen wollen denen wirklich an dessen Wohl und des Reiches gelegen ist. Doch letztlich bedeutet beides Hilfe und deshalb bin ich bereit diesen Weg mitzugehen, aber durch mein eigen Zutun und das ähnlich wahrlich Gütiger dennoch mehr zu bewegen. Im Kleinen.“ Auch Voltan nahm ebenso einen Schluck Wein und sog genüsslich-fröhlich an seiner Pfeife. „Dennoch achte ich Euch für Eure Worte und werde auf meinem weiteren Weg stets darauf Acht geben nicht unter irgendwelche Räder zu kommen, es wäre auch nur gut für diese, mein Sturkopf würde ihnen sicherlich die Speichen brechen.“ Voltan lachte heiter auf. „So lasst uns doch diesen Schrieb und damit die lästige Formalie hinter uns bringen und daraufhin gemeinsam an meinem Bericht an die Königin über die Zustände Hartsteens arbeiten. Vielleicht fallen mir ja noch ein paar Hilfestellungen ein. Und wenn dies erledigt ist, können wir uns noch etwas von diesem Bärenauer Schnaps gönnen. Und so schritten sie dahin.



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Texte der Hauptreihe:
K41. Geißel
K50. Im Loch
K64. 2 Selos
Autor: Jan, Lichtbote