Geschichten:Sphingen und andere Rätsel
Kaiserlich Gerbenwald, Burg Barbenwehr, Firun 1042 BF
Arishia erwachte unterkühlt aus ihrem Schlaf, es war kalt geworden. Und nichts in ihrem Inneren mochte sie mehr zu wärmen, auch das Geschenk der Sphinx - nun ein undefinierbarer Klumpen- nicht. Sie hatte wieder diesen Traum, der sie beinahe jede Nacht heimsuchte seit der sogenannten Einigung oder Übereinkunft von Morganabad, in der die Kaiserin sie und ihre Freundin, die Baronin von Weißbarûn, betrogen hatte. Auch wenn viele jubelten, die Kaiserin hätte den Araniern ein Schnippchen geschlagen, in dem sie den Süden Sebarins, Haselhains und Dürsten-Darrenfurts gerettet hatte, auch ihre neue Heimstatt Barbenwehr, wurde in dieser "Übernahme von Morganabad" dem Mittelreich zugeschlagen. Doch das wahre Juwel hatte man an die Aranier verschachert, nur um diese Halbedelsteine zu sichern. Rash'Lamashu, dass sie selbst so lange umkämpft und von der Sphinx letztlich erhalten hatte, war aus dem Herzen Perricums gerissen worden. Denn das war es gewesen, die Stätte der Abkunft aller Perricumer. Und das Rätsel darum gab es noch zu lösen, doch nun sollten ihr diese verborgen bleiben.
Widerwillig schnaufte sie aus, dafür hörte man nun Geschichten von Verrat und finsteren Umtrieben aus ihrer alten Heimat. Denn wo die Shanya noch trügerische Ruhe einhielt, regten sich ringsum wieder alte Potentaten und versuchten auch das Land um Rash'Lamashu an sich zu reissen, die Fehde dort ebenso nutzend wie die Entscheidungen von Morganabad, so dass die Baronie ihrer Freundin Gidiane nun zur Hälfte im Chaos versank, da eben nicht alles so wunderbar zur Zufriedenheit geklärt wurde in Morganabad. Und das bedeutete auch einen Dämpfer für ihre andere Freundin Korhilda, die mit Gidiane und Weißbarûn eine starke Verbündete so gut wie verlor, mitten in der Fehde.
Sie hatte zuerst hier Verrat üben, desertieren und mit einigen Ausgewählten der Donnernden Hufe, bei denen sie sich langsam Respekt verdient hatte, gen Rash'Lamashu reiten wollen um die alten Verhältnisse wieder herzustellen. Doch ihre Freundin Gidiane lehnte dies ab, gegen das Wort der Kaiserin war nichts zu machen, hatte sie gesagt. Doch die Worte der Kaiserin und des Shah zu den Gebieten um Rash Lamashu waren vage und so wäre sie beinahe doch geritten.
Aber dann kamen die Träume, über die - da gab es keine Zweifel - die Sphinx mit ihr in gewohnt rätselhafter Weise sprach und sie hatte ihr dafür Anfangs voller Wut "Verrat" entgegengebrüllt. Die meisten der finsteren Bilder verstand sie nicht, nur dass sie nicht für sie bestimmt waren. Die die es waren, waren klar und bedeuteten ihr das Geschenk der Shanya, es hieß Unform nun und sollte auch Unform bleiben, wenn sie zum "Haupt des seltsamen Geschöpfs" reiten würde um es abermals zu befreien. Ihre Form brauchte Zeit und ihre Form war das Rätsel und von Anfang an kein so einfaches wie sie zu Anfang gedacht hatte. Ihre Form war variabel, war ungeschliffen und zugleich perfekt, ihre Form war nicht die der Junkerin von Rash Lamashu, daraus sollte sie nur lernen, vielleicht nicht mal die der Grenzreiterin, ihre Form war vielleicht ebenso die Unform, das Rätsel, nicht dessen Lösung. Sie verstand - sie sollte stets die Botin der Sphinx sein, dazu benötigte sie kein Land, keine Form, sie würde dem Land der Sphinx so dienen wie es nötig war, sie würde sich anpassen, jedesmal.
Als Grenzreiterin war ihr dabei einiges möglich, sie würde sehen wie lange sie diese Form beibehalten würde. Nur schade, dass sie dafür nach und nach den Pfad der Menschen verlassen müsste. Sie bedauerte und doch nicht.
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