Geschichten:Splitter aus Linara - Freudige Nachrichten und Überraschung

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Burg Leustein, Freiherrlich Bitani, Baronie Linara, 14. Hesinde 1036 BF

Tahlmare von Linara und Martus-Melcher von Helburg saßen zusammen beim Abendessen. Draußen pfiff ein kalter Wind. Ein gemütliches Feuer prasselte im Kamin und verbreitete eine gemütliche Wärme in diesen, ansonsten kalten Gemäuern. Während sich das Essen langsam dem Ende neigte und sie bald zum gemütlichen Teil des Abends übergehen würden, unterhielten sich die beiden angeregt.

„Ich habe heute Briefe von meinen Kindern Gernot, Caya und Sari bekommen.“

„Was schreiben Sie?“

„Das ich Großmutter geworden bin!“

„Alle drei?“, ungläubiges Staunen von Martus.

„Ja, alle drei!“

Martus runzelt die Stirn, „Und Torben?“

„Von Torben kam kein Brief.“

„Was nichts heißen muss. Als ich ihn das letzte Mal Ende Firun aufgesucht hatte, sah ich, dass seine Köchin es nicht mehr lange, bis zur Niederkunft hatte.“

„Was sagtes du? Ich war in Gedanken...“

Martus überlegte kurz Livia?

„Ja, Livia.“

„Du musst Livias Entscheidung akzeptieren. Sie wird sich melden, wenn sie es für richtig hält. Statt Trübsal, solltest du dich freuen. Drei Enkelkinder in einem Monat, wer kann das schon von sich behaupten?“


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Brauntal, Junkertum Rallerzufluss, Baronie Linara vor 3 Tagen

Das Haus lag am Rande des Ortes. Es war der örtliche Schuster. Ein älterer Mann ging dort seinem Gewerbe nach und verschaffte ihm und seiner Frau ein bescheidenes Auskommen. Beide lebten allein. Das Schicksal wollte es, dass sie ihre Kinder überlebt hatten. Kriege und Krankheiten hatten sie ihnen genommen. Die Flucht vor den Schergen der schwarzen Lande nahm ihre letzten Ersparnisse und spülte sie nach Brauntal. Trotz alledem ging es ihnen gut. Die Baronin hatte seinen Meisterbrief anerkannt und es war ihm sogar möglich Lehrlinge zu unterweisen. Erleichtert wurde ihm sein Leben durch einige versteckte Zeichen an der Haustür und einigen anderen Orten am Haus, die dem Kundigen verrieten, dass dieses Haus unter einen besonderen Schutz stand. Ein Einbrecher, der den Fehler machte und sich nicht über die örtlichen Gegebenheiten informierte, trieb am nächsten Tage kopfunter den Fluss hinunter. Das Diebesgut fand das Ehepaar in einem Sack auf dem Küchentisch, zusammen mit der Bestellung für ein Paar teure Schuhe sowie eine ordentliche Anzahlung. Sie waren nicht die einzigen Bewohner im Haus. Beide wussten das. Sie waren wahrscheinlich die einzigen Einwohner im Ort, die ihre Haustüren unverschlossen lassen konnten; und sollten! Der Keller bestand nicht nur aus einem Raum. Hinter einer Geheimtür verborgen befanden sich zahlreiche Räume und Gänge. Die Konstruktion war uralt; wahrscheinlich erbaut vor dem Fall Bosparans. Erkennbar war, dass Magie im Spiel war, als diese Räume gebaut wurden. Das dieser Keller durch Magie errichtet wurde, war möglicherweise der Grund, dass nicht der übliche „Kellergeruch“ oder die Feuchtigkeit, die man normalerweise erwartet. Einige Räume hatten sogar Kamine, die normal funktionierten.
In einem dieser Räume stritten sich zwei zum Verwechseln ähnlich aussehende junge Frauen.

Du bist dran!“

„Nein, du bist dran!“

„Es ist viel zu kalt draußen, um sich auf den Weg nach Torbenhall zu machen!“

„Bis nach Torbenhall sind es knapp zwei Meilen.“

„Dann geh du doch!“

Beide wurden unterbrochen von einer weiteren jungen Frau, die den Raum betrat, die ähnlich aussah, wie die beiden Streithennen und einen Weidenkorb trug.

Wie im Chor sagten die beiden zusammen zu dem Neuankömmling: „Du bist dran!“

„Vergesst es! Momentan sollte keine von uns nach Torbenhall gehen. Ich habe erfahren, dass vor drei Tagen die Köchin von Torben geworfen hatte. Ihre Mutter und ihr Vater sind seit gestern zu Besuch. Wir sollten eine Begegnung mit den Eltern vermeiden. Vielleicht nehmen sie auch ihre Tochter und ihr Enkelkind mit und dann hätten wir Torben wieder für uns allein.“

Aus dem Korb hörte man ein Glucksen, dass die Aufmerksamkeit aller auf sich zog.

„Was hat du da mitgebracht?“, kam die Frage wie im Chor von den beiden, an die Dritte mit dem Korb.

Während die Angesprochene das Kind im Korb ein wenig beschäftigte, antwortete sie mit leiser Stimme „Die Kleine wurde „Im Füllhorn“ abgegeben, mit einem Brief, in dem steht, dass die Kleine Vaters Tochter ist. Ihr werdet nie erraten, wer die Mutter ist?“ Ohne lange auf eine Antwort der beiden zu warten: „Livia, die Tochter der Baronin, ist die Mutter!“


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In der Nähe von Wegscheide, Ritterherrschaft Doriant, Baronie Schwarztannen, Grafschaft Reichsforst vor 7 Tagen

Livia von Linara-Waldwacht war auf den Rückweg zu ihrem Versteck. Sie war frustriert über das Ergebnis. Sie hatte nicht erreicht, was sie erreichen wollte. Vor Ort musste sie feststellen, dass sie für ihr Ziel den falschen Körper hatte. Sobald sie wieder in ihrem Versteck war, würde sie den Tausch wieder rückgängig machen und wieder in Livias Körper zurückkehren. Der Körper von Livia ist eigentlich ideal; nur nicht in den letzten Wochen. In den letzten Tagen konnte sie keine Nacht durchschlafen. Ihre Gefühle waren starken Schwankungen unterworfen. Mal fühlte sie sich ängstlich, unruhig, rastlos, aufgeregt. Gut, dass sie einen so loyalen schweigsamen Diener hat, der ihre Stimmungsschwankungen stumm hinnahm. Sie freute sich schon auf eine warme Mahlzeit und die Möglichkeit sich auszuruhen. Bevor sie einen neuen Versuch starten konnte, musste sie ihre astralen Kräfte regenerieren. Als sie fast da war, hörte sie Geräusche, die nicht hierhin gehörten: Das Geschrei eines Babys. Sie beschleunigte ihre Schritte. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie ankam. Ihr Diener hatte aus dem Körper von Livia ein Baby geholt; ein Mädchen. Nach einem Schreckmoment, wo sie für einen Moment wie erstarrt war, konnte sie sich wieder fangen und mit ihren restlichen astralen Kräften den Körper von Livia zu heilen. Währenddessen kümmerte sich ihr Diener um das Kind. Glücklicherweise ging alles gut. Mutter und Kind waren wohlauf. Dann traf sie die üblichen Maßnahmen, um den Rücktausch der Seelen einzuleiten.

Nachdem sie wieder ihn Livias Körper zurückgekehrt hatte, nahm sie das Neugeborene an ihre Brust. Während das Kind seinen ersten Hunger stillte, überlegte sie, was sie mit der Kleinen machen sollte. Behalten konnte sie das Kind nicht. Dann kam ihr eine Idee. Die Kleine kann sich noch als sehr nützlich erweisen, vielleicht in einigen Jahren als „Türöffner“ bei ihrer Mutter, nicht jetzt, jetzt ist es zu früh. Dafür musste sie das Kind an einem sicheren Ort in Reichweite aufwachsen lassen; und den richtigen Ort hatte sie dafür.