Geschichten:St. Ogdolfs Bündnis - Aufruf

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Isyahadin, ein unangenehmer, schwülwarmer, erster Namenloser Tag des endenden Götterlaufs 1039 BF. Festung Amselhag, bei Wandleth.

Der Ritter im grünen Waffenrock war sofort mit Alarichs Aufruf zum Heerbann vom Wiesenschlösschen aufgebrochen. Den Widrigkeiten der letzten fünf Tage des Jahres und abergläubischer Furcht zum Trotz. Dass das Arbeitszimmer seiner Gattin recht weit Oben im Hauptturm Amselhags lag, hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben.

Ifirnadora von Amselhag ließ sich in ihren Lehnstuhl zurück sacken, nachdem sie den Aufruf des Reichskanzlers und die Befehle aus Wandleth gelesen hatte. In der schwülen Hitze des ersten Namenlosen Tages klebte ihr leichtes Sommergewand an ihrem Körper. Strähnen blonder Haare versuchten der sonst so adretten Flechtfrisur zu entliehen. Isyahadin forderte auch von der sonst so beherrschten Edlen seinen Tribut. Mit einem gereizten Blick schaute sie zu Praiosmar auf.

„Wohin geht der Graf?! Er lässt unsere besten Ritter nach Perricum eilen und ER zieht sich unterdessen in die Gegenrichtung, nach Vierok zurück? Ist es politisches Kalkül sich als Verteidiger der Trümmer Gareths anzupreisen, anstatt seinen Verpflichtungen im Schlund nachzukommen? Woher wissen die überhaupt, dass Haffax nach Gareth will? Nach dem was Thali uns aus Tobrien schreibt, sind die Schwarzkünstler eher darauf aus, für ihre Rituale längst vergessen geglaubte Artefakte der Vergangenheit zu plündern" (Thalionmel von Amselhag, eine abenteuerlustige Verwandte des Hauses, war dem Heerbann der Kaiserin mit dem Schlunder Aufgebot gegen Mendena gefolgt. Einige ihrer Briefe vom Feldzug hatten die Familie mittlerweile erreicht.)

"Wenn Haffax Truppen den Engpass zwischen Zacken und Wall passiert haben, steht ihnen das Reich offen, und damit all die kleinen Geheimnisse, von denen wir nur ahnen und glauben es währen nur Kinderreime. Die Sterne haben es angekündigt. Die Welt ist im Wandel. Das Schwert hat seine Spitze verloren. Sterne fallen!“ Dabei klopfte sie auf einen Stapel dicker Wälzer, der ihre Astronomischen Aufzeichnungen und Fragmente geschichtlicher Werke enthielt. Der Schreibtisch war voll von handschriftlichen Notizen und bekritzelten Sternenkarten, die ihre wissenschaftliche Neugierde das Jahr über beansprucht hatten.

„Nett vom Grafen, dem ehemaligen Marschall da den schnellsten Weg nach Gareth anzubieten. Soll ihn das vom weidwunden Rommylis ablenken? Schade dass wir genau an diesem Weg zu hausen pflegen.“ Ihr nachdenklicher Blick viel auf Praiosmar und ihre Stirn legte sich in Falten. Mit gereiztem Tonfall blaffte sie ihn an. „Praiosmar, Du warst wieder zu lange bei den Gräflichen Truppen. Hör auf vor deiner Frau strammzustehen, als wären wir hier in einer Rommyliser Kaserne.“

Praiosmar entspannte sich. „Verzeih mir meine Liebste, aber ich liebe es wenn du dich so in Rage redest. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die Landvögtin wird ihren Onkel während seiner, ...ähm... Abwesenheit vertreten. Sie will die Lücke zwischen Wall und Darpat offen halten, damit alles durchzieht was gen Gareth will. Wir sollen uns scheinbar zurückhalten.“

„Wie schön dass du der Situation noch so viel Positives abverlangen kannst. Okoscha..., hm. Sie hat Qualitäten die ihr Onkel nicht hat. Vielleicht sind wir mit ihr besser dran als mit Ingrams... zurückhaltender Art. Wie sich die junge Dame anstellt, wird sich zeigen. Die Bartmurmler machen es sich mit solchen Befehlen leicht. Sie kriechen in ihre Löcher und was über sie hermarschiert betriff sie wenig. Wir werden uns um die kümmern müssen, die sich nicht in einer Höhle verkriechen können. Praiosmar, reite los und überbringe den Aufruf des Reichskanzlers, wie befohlen. Du musst den Junker von Perainsgarten, die Dachsens, die Elrons, Amselsang und die Ochsens aufsuchen. Wir müssen uns organisieren und wie, wie..., wie einst der Heilige Ogdolf, die Aggressoren von unseren Leuten ablenken. Ja, reitet im Namen des Heiligen Ogdolf. Damit werden wir wenigstens die Lokalpatrioten bekommen. Wer nicht mit gegen Perricum reitet, soll sich zur Abendstunde des 1. Prajos in Sankt Ogdolf zum Rat einfinden. Wir müssen die Menschen von der Straße holen. Wer kann soll in die höheren Bergregionen fliehen. Wer das nicht schafft, soll sich auf geweihten Boden, in das Wehrkloster St. Ogdolf begeben und dort für uns beten oder hier in die Festung Amselhag kommen. Die Straße muss frei sein wenn die Mordbrenner kommen. Wir müssen die wichtigsten Burgen verteidigen und die Straße überwachen. Das schaffen wir nur wenn wir zusammen halten. Sammle so viele Berittene als bewegliche Eingreiftruppe in Sank Ogdolf wie du kannst. Ein Lazarett für Verwundetet muss auch dort vorbereitet werden. Wir müssen die Fliehenden so gut wie möglich von der Straße lenken und uns einen Überblick verschaffen, wer da auf dem Weg nach Wandleth unterwegs ist. Der Rest soll die Burgen verteidigen. Wenn Praios in wenigen Tagen wieder mit uns ist, und Haffax auf Gareth oder Rommylis gezogen ist, brauchen wir eine schlagkräftige Einheit in seinem Rücken. Suche dir vier unserer Besten aus und reite. Du wirst das schon schaffen. Ich werde unterdessen die Festung Amselhag vorbereiten und schauen wen wir noch entbehren können.

Praiosmar ließ es sich zum Abschied nicht nehmen, mit breitem Grinsen nach Wehrheimer Art die Hacken zusammen zu schlagen. „Wie du befiehlst, Liebste!“

„Pass auf dich auf, Praiosmar!“

Kurze Zeit später schaute Ifirnadora ihrem Gatten vom Turm aus nach. Mit vier treuen Begleitern verließ er die Festung und entfernte sich, durch die seit heute grau wirkenden, weiten Kornfelder Amselhags. Bald verschluckte das Hitzeflimmern der Luft den Reitertrupp in Unschärfe. Oder waren es ihre tränenfeuchten Augen, die Ihr die Sicht nahmen?


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1. Nam 1039 BF zur abendlichen Hesindestunde
Aufruf


Kapitel 1

Der Flug der Amsel
Autor: Amselhag