Geschichten:Sternenfall – Sterneneisen
Sterneneisen
Essental, 11. Ingerimm 1039 BF
»Fertig; das war der letzte Rest.« Noix, Sohn des Inoxos, Meister der Esse im Lohentempel von Essental, setzte den großen Schmelztiegel ab und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Es war ihnen tatsächlich gelungen, den Himmelsfelsen aus dem See zu bergen, mit Hilfe der Dörfler und einiger Zugochsen. Schließlich hatten sie den unförmigen Brocken in den Lohentempel geschafft und einer eingehenden Untersuchung unterzogen.
Elf Tage später war der Fels auseinandergebrochen; neben einigen kleinen Bruchstücken und etlichen Splittern waren elf Brocken übriggeblieben. Dort, wo sie vorher miteinander verbunden gewesen waren zogen sich metalische Adern durch das Gestein.
Noix hatte das als ein Zeichen gesehen. Also hatten sie die Felsen behutsam weiter zerkleinert und nach und nach das Metall aus den Gesteinsbrocken herausgeschmolzen. Nun stapelten sich etliche fingerdicke Barren in einer aus Stein gehauenen Truhe, die mit mehreren Schlössern gesichert war.
Noix wartete geduldig, bis dass flüssige Metall in der Gussform fest geworden war. Dann nahm er die große Zange, ergriff damit die Gussform und drehte sie um; das Metall fiel heraus. Wieder tat die Zange ihren Dienst, als er es ergriff und in die große Wanne mit Wasser gab; zischend kühlte das Erz in Efferds Element ab. Nun war es kalt genug, dass er es mit den Händen berühren konnte.
Er nahm es, kramte den Schlüsselbund hervor und öffnete die Truhe. Dann legte er den letzten Barren hinzu und betrachtete die Ausbeute des Himmelsfelsens. Er wusste noch nicht, was sie nun damit anfangen würden, doch es war genug, um einen Schmiedehammer, ein Axtblatt oder gar eine schlanke Schwertklinge davon zu schmieden.
»Sterneneisen«, dachte er, »eine besondere Gabe des feurigen Väterchens.« Er schloss die Truhe. Die Zeiten waren unruhig, da hieß es gut abwägen, was daraus gefertig werden sollte. Und Zeit, die hatte er…