Geschichten:Sternenregen - Blick in die Ferne
Sternenweiser, Baronie Sturmfels, Tsa 1042 BF
Die regelmäßige Reise zum Observatorium am Sternenweiser war für die jungen Geweihten Aldara und Thyrian schon immer aufregend gewesen. Die uralte astronomische Anlange wurde wahrscheinlich einst von Zwergen angelegt. Angroschim gab es hier zwar schon seit vielen Hundert Götterläufen nicht mehr, aber die steinernen Zeugnisse ermöglichten immer noch exakte Messungen des Sternbildes und des Firmaments. Sogar die berühmte Nandus-Heilige und Sternenkundlerin Niobara soll hier dereinst mit großer Hingabe das Firmament studiert haben. Einige der Originalschriften der Heiligen wurden im Hesinde-Tempel von Alriksburg noch immer aufbewahrt und galten als heilige Reliquien.
Die Geweihten des Hesinde-Tempels zu Ehren der Heiligen Niobara in der nahen Stadt Alriksburg nutzten das Observatorium noch immer für ihre Studien, galt der Tempel doch als führend in Großgaretien im Bereich Sternenkunde. Erzpraetorin Zelda von Wasserburg wusste um die Bedeutung ihres Tempels und auch um ihre Aufgabe dieser gerecht zu werden.
Besonders seit dem mysteriösen Sternenfall rückte das Observatorium und somit auch ihr Tempel immer mehr in den Fokus von Gelehrten, Priestern und auch Adligen. Seither strömten mehr Wissenssuchende in den Tempel auf der Suche nach Erkenntnis. Die Erzpraetorin selber verbrachte viel Zeit am Sternenweiser um den Sternenhimmel zu beobachten. Diese Nacht waren Aldara und Thyrian an der Reihe.
Die beide jungen Geweihten genossen diese Art von Zweisamkeit im Dienst an der Allweisen. Viele Male waren sie schon gemeinsam am Sternenweiser gewesen und längst war aus reiner Zuneigung mehr geworden. So saßen die beiden im uralten Observatorium und blickten auf das Firmament. Die unendliche Weite des Sternenhimmels breitete sich vor ihren Augen aus. Das Gefühl war unbeschreiblich. Hier oben fühlten sie sich ihrer Göttin besonders nahe.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dein Vetter unserem Bund vor der Allwissenden zugestimmt hat. Ich meine, meine Familie ist zwar alt und hat einen tadellosen Stammbaum, aber wir sind nur Niederadlige. Du hingegen stammst aus dem Hochadel.“ Die Vorfreude auf die baldige Vermählung war Thyrian in seinen glitzernden Augen abzulesen.
„Bei Hesinde, ich bin so glücklich darüber, glaube mir“, ein Lächeln zeichnete sich in der der Dunkelheit auf ihrem Gesicht ab. „Doch die Entscheidung meines Vetters hatte sicherlich nichts mit Güte zu tun. Er verachtet mich und meine Geschwister, weil unser Vater ihm den Thron streitig machen wollte. Aus Rache wird er uns alle in andere Familien verheiraten, damit wir keinen Anspruch auf die Baronie erheben können.“
„Seine Beweggründe sind mir einerlei, Hauptsache er steht uns nicht im Weg und wir können hier gemeinsam der Allweisen dienen.“ Thyrian zuckte mit den Schultern.
„Ja Liebster, meinem Vetter ist nicht bewusst was für einen Gefallen er mir damit getan hat, auch wenn meine Mutter toben wird. Hauptsache wir sind zusammen.“
Die Lippen der Verliebten wollten sich gerade zu einem leidenschaftlichen Kuss treffen, als etwas in der Ferne ihre Aufmerksamkeit einforderte. Mehrere Lichtschweife blitzten in der Ferne auf.
„Bei der Allweisen, was ist das?“ Sofort war Thyrians Aufmerksamkeit wieder ganz am Sternenhimmel.
„Meteoriten!“, rief Aldara aufgeregt.
„Wir müssen berechnen wo der Meteoritenschauer niedergeht und dann sofort zurück in den Tempel.“
Hesinde-Tempel zu Ehren der Heiligen Niobara, Stadt Alriksburg.
Ruhig hörte sich die Erzpratrorin Zelda Niobara Argelia von Wasserburg die Erkenntnisse der beiden jungen Geweihten an.
„Die Allwissende hat uns Zeichen geschickt und wir haben verstanden. Thiomara, setze umgehend Schreiben an unsere Schwestertempel in Perricum, Gareth und Falkenstein auf. Ebenso an das Kolleg und das Kloster St. Ancilla. Die Allwissende schickt uns auf eine Reise deren Ausgang noch ungewiss ist!“