Geschichten:Szenen einer Reise - Hirschfurt

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Reichsstadt Hirschfurt, 28. EFF 1042 BF

Gleich nach Öffnung der Tore war die Gruppe hoher Herrschaften aus Hartsteen plaudernd hinaus auf die brachliegenden Felder vor den Mauern der Reichsstadt geströmt. Der Morgen war frisch und von der Raller her nisteten schleiergleiche Nebelschwaden in den Senken des hügeligen Landes, Boten des nahenden Herbstes. Doch das schien den Adligen in ihren langen Mänteln, gepolsterten Wämsern und Gambesons nichts auszumachen. Etwa eine Pfeilschussweite von der Stadt entfernt hielten sie schließlich an und stiegen von ihren Pferden.

„Dann wollen wir mal. Rondra zur Ehr’“, verkündete Odilbert von Hartsteen in offensichtlicher Vorfreude und klatschte dabei in die behandschuhten die Hände. Adhumar von Windischgrütz förderte eine Auswahl von stumpfen Schwertern zu Tage und alsbald klirrten die ersten Waffen gegeneinander, als die jungen Ritter und Knappen ihre gemeinsamen Kampfübungen begannen, begleitet von Rufen, Scherzreden und den aufmerksamen Kommentaren derjenigen, die sich an dieser Runde nicht beteiligten.

In einer Pause meinte der Grafensohn, der den etwas überforderten Feyderich von Lohfels mächtig ins Schwitzen gebracht hatte: „Man sagt, Yalagunde von Zweifelfels führe trotz ihres Alters eine gute Klinge. Das stimmt doch, Onkel Praiodan?“

Der Angesprochene, der das Geschehen bisher nur beobachtet hatte, nickte: „Ich bin selbst zweimal gegen sie angetreten. Das erste Mal gab es keine Entscheidung, weil sie mitten im Duell von einem Attentäter schwer verletzt wurde. Vor drei Jahren war das, als wir dem Schwarzmagier Tharleon auf den Fersen waren.“

„Und beim zweiten Mal?“, erkundigte sich Anselm von Wetterwend neugierig.

Praiodan wiegelte ab: „Sie ist eine gute Kämpferin. Die Sache hat sich erledigt.“

„Zu schade, dass sich die Landrichterin zur Zeit nicht bei Hofe aufhält. Familienangelegenheiten“, Wibert von Allingen zuckte bedauernd die Achseln. Er selbst war noch am Vorabend auf Gut Grafenruh gewesen und hatte die abschlägige Antwort mitgebracht.

„Tja, Onkel – da ich mich nicht mit ihr messen kann, werdet Ihr wohl jetzt mein Übungspartner sein. Ein freier Kampf ohne Rücksicht, bis einer aufgibt“, Odilbert griff nach dem Helm, den der Feyderich für ihn gehalten hatte und setzte ihn auf.

„Es wäre mir unangenehm, wenn Ihr durch blaue Flecke verunstaltet in Eure Hochzeitsnacht gehen müsstet“, wandte der Wegevogt ein, doch der Grafensohn winkte lässig ab: „Das lass meine Sorge sein.“

„Seid Ihr wirklich sicher...?“, zögerte der Steinfelder.

„Kommt schon“, des jungen Hartsteeners Augen funkelten herausfordernd, bevor er das Visier herunterklappte, „Oder habt Ihr etwa Angst vor einem Knappen?“



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28. Eff 1042 BF mitten am Morgen
Hirschfurt
Randersburg


Kapitel 9

Bitani
Autor: Steinfelde