Geschichten:Tar und die Scharlachrote Horde - XIII (Der Junge II)

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Nordaraniens, Baburien, Phex 1035 BF


Dramatis Personae:
Tar von Korbrunn
Mesut Al’Akin (Der Witzbold)
Nazir ibn Khalid (Der Schleierkrieger)
Jachman Al’Ayyas (Der Säufer)
Baram ibn Faizal (Der Schlachter)
Shilam Al’Kek (Der Junge)
Raz (Der Ferkina)
Omar ibn Hamal (Der Starke)
Nezahet ibn Rachman (Der Gnom)
Halil, Harun und Ruchan (Drei Fremde)
Eslam Al’Salâm (Der Friedfertige)
Baram Al’Zua (Der Zweite)

Ashina saba Himja (Eine vorlaute Baburin aus der Nähe von Zorgan)






Es wurde langsam ordentlich wärmer. Aber das bemerkten die Männer kaum, da sie immer noch ordentlich mit den Verbrennungen an den Händen zu tun hatten. Die sie trotz der Schmerzen voller Stolz trugen.

Einen der Gefolgsleute des eitlen Pfaus Yussufor hatte dies wohl auch ordentlich beeindruckt und er war ihnen gefolgt und hatte sich nach ein paar Tagen zu erkennen gegeben. Ein guter Schleicher war er, aber nun auch ein entflohener Diener Yussufors, das würde diesen noch wütender auf sie machen, recht so. Der Schleicher hieß Baram und da sie schon einen davon hatten nannten sie diesen kurzerhand Al‘Zua, was in etwa „der Zweite“ hieß.

Auch Baram der Zweite hatte sich bei nächster Gelegenheit beweisen und seine Hände in kochendes Scharlachwurz halten. Auch eine Absicherung gegen seinen ehemaligen Herren. Vorher hatte er sich schon als guter Wildniskundschafter bewiesen und einige heilsame Kräuter besorgt, die nun auch seine Verletzungen lindern sollten.

Nach ein paar Tagen ordentlicher Rast nahe dem Ort Bakrachall, wo sie auch den Rest ihrer Verletzungen nahezu auskuriert hatten, waren sie gerade dabei ihr Lager abzubauen. Als Nezahet Meldung machte: „Da kommt jemand, ähm, eine Frau, bewaffnet.“ Bei dem ein oder anderen machte sich ein Grinsen breit und sie packten ruhig ihre Sachen weiter. Nur Shilam stellte sich der ankommenden Frau in den Weg.

Ihre ganze Person war anmutig und sie hatte braunes, langes Haar, war klein und typisch aranisch-baburisch gekleidet und nur leicht gerüstet, mit Baburiner Hut und einer Art Khunchomer, dazu einen eisernen Fächer. Unsanft schob sie Shilam bei Seite der ihr sofort einen Hieb versetzen wollte. „Halt, Shilam, lass die Frau vor.“, befahl Tar und Shilam lies sie gewähren. „Nun, mein Name ist Tar Al’Nebachaziz han Kur’barun, Anführer der Horda Chal’acha. Und wer bist du, zarte Blume mit eisernem Haupt?“

„Pff, zarte Blume, lachhaft. Ich bin Ashina saba Himja, Schülerin der Ishannah Al'Kira, ich habe von euch gehört und wollte mich eurer Sache anschließen, aber ich denke ich habe es mir anders überlegt. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen, Nordbaburen und Nebachoten, ha, gefangen in ihrer männlichen Arroganz und völlig ohne Stil. Bei Rahja, einem solchen Haufen will ich eh nicht angehören.“, sprach die wohl doch nicht ganz so zarte Blume.

„Nun, das trifft sich ganz gut, Ashina, in unseren Reihen kämpfen eh nur Männer, aber danke.“, damit dachte Tar es wäre getan.

„Und was ist mit ihr?“, war Ashinas Frage und niemand wusste was sie meinte, bis sie der Richtung ihres ausgestreckten Fingers folgten dr auf Shilam deutete.

„Ich weiß nicht was du meinst, Ashina, Shilam mag zwar etwas hager sein, aber er ist ein äußerst agiler Kämpfer. Aber nun hast du seine Ehre verletzt.“, belächelte Tar die Frau vor ihm. „Du…ihr wollt mir nicht wirklich weiß machen, dass ihr tatsächlich glaubt, die Frau vor euch sei ein Mann, oder? Bei den Göttern, welch männliche Überheblichkeit. Das ist doch mehr als eindeutig, das euer Shilam wohl mehr eine Shila ist.“, bellte Ashina zurück.

Schweigen. Alle schauten auf Shilam, der keine Anstalten machte Ashina diese Anmaßung Heim zu zahlen. Stattdessen schaute er umher, verwirrt. Dann ließ er die Arme hängen und den Kopf sinken. „Es ist war, Tar und meine Horde, ich habe euch alle belogen. Mein Name ist tatsächlich Shila und ich bin eine Frau.“, langsam löste Shila(m) ein paar geschickt gewickelte Scherpen und Tücher und ihr Körper wirkte schon deutlich weiblicher und über ihr Gesicht flog ein Blick den noch keiner der Truppe bei ihr gesehen hatte, ehe sie sich demütig auf den Boden sinken lies. „Ich erflehe deine und eure Verzeihung, meine Horde. Ich hatte nur Bedenken, dass ihr mich nicht als einer der euren anerkennen würdet wenn ihr darum gewusst hättet. Aber ich habe mich euch würdig erwiesen und treu. Auch meine Hände tragen das…“

„Schweig, Shila, Betrügerin, ob du unser würdig bist entscheiden immer noch wir. Und wir kannten dich bis eben anscheinend gar nicht. Und Weib oder nicht erstmal kennen wir dich jetzt als Lügnerin, wie lange hast du gedacht hättest du uns das vorenthalten können? Am besten du gehst, geh und suche dir ein Leben, in das du gehörst. Ohne Betrug.“, Tar war verunsichert, das hörten alle, doch seine Worte waren unmisverständlich. „Und nimm diese Ashina gleich mit dir.“ War sein letzter Satz, dann drehte er sich um.

Shila wollte ihm einen Satz hinterher machen, wutentbrannt, doch Ashina hielt sie zurück. Drum schlug Shila nach ihr. Doch sie konnte die blindlinks einschlagende Shila schnell unter Kontrolle und zu Boden bringen. Vom Boden aus betrachtete Shila nun ihre Freunde wie sie sich alle von ihr abwendeten und davon gingen. Keiner drehte sich noch einmal um. Sie lies den Kopf hängen und ihre wütende Verkrampfung lies nach.

Tar zwang sich nicht zurück zu sehen und musste auch Mesut dazu anhalten. Er war enttäuscht, wusste aber nicht ob er das Richtige getan hatte.