Geschichten:Terdecies
Am 10. Peraine 1041 BF im Kloster St. Ukurien
Stöhnend kniete sich der Dicke in seinem eigenen Schweiß. Der Frühlingsnacht war kühl, aber der Gedanke an die vergangenen Sünden ließ den Laienbruder schwitzen. Ucurius wusste schon nicht mehr, wann er das letzte mal richtig geschlafen hatte - die meisten verbrachte er betend wie auch jetzt im Tempel des Klosters.
Unwissend hatte er damals vor vielen Jahren, als die Lüge begann, geglaubt, dass der Herr Praios ein guter Gott war - gut im Vergleich zu den Dämonen die damals aus dem Osten nach Darpatien einfielen. Wenn er aber etwas in seinen Jahren im Kloster gelernt hatte, dann dass Praios' Gerechtigkeit weit über dessen Güte stand.
Und jetzt, da ihm das fette Essen im Kloster den Atem kurz und die Schritte wankend gemacht hatte, wollte sich der Götterfürst noch sein Urteil holen, bevor ihn Golgari davor bewahrte.
- "Du wirst zur Äbtissin gehen und beichten müssen!", das war die mahnende Stimme seiner Mutter die er zu hören glaubte.
- Aber die schnarrende Stimme des Barons, ebenfalls nur eingebildet, antwortete ihr sofort: "Eine Lüge ist nur eine Lüge, wenn sie gestanden oder wiederlegt ist."
Das waren die zwei Personen, die sein Leben von Anfang an bestimmt hatten: Freders Mutter, bis der untote Wolf ihr den Kopf zerbissen hatte, und dann, nach wenigen Wochen der Freiheit, der Baron, der ihn beim Wildern erwischt und unter diese Kutte gesteckt hatte. Freder - nein Ucurius - streifte die Kutte ab, die ihm den Atem abzuschnüren schien, und griff nach der Geißel.
"Semel, bis, ter", drei Schläge klatschten auf seinen feisten Rücken, während er ächzend mitzählte.
- "Das allsehende Auge sieht jede Missetat der Gläubigen!", sprach die Mutter.
- "Und jene der Ungläubigen?", antwortete der Baron, "Wärst Du ein Gläubiger, wärst Du schon längst entdeckt worden."
"Quater, quinquies, sexies", der letzte Schlag so wütend, das die Haut riss.
- "Du kannst Deine Strafe nicht selbst bestimmen! Vertraue Dich Deinem Gott und seinen Dienern an."
- "Verfehlungen können mit Blut gesühnt werden."
"Septies, octies, novies", die Geißel schnitt sich tiefer in das fette blutende Fleisch.
- "Hör auf mich Junge, wenn Du jetzt weitermachst..."
- "Gut, gut! Merkst Du Deinen Schmerz, Dein Fleisch, Dein Blut..."
"Decies, undecies, duodecies", der Rücken war eine undefinierbare blutige Masse, die bei jedem Schlag auf das weiße Altartuch spritzte.
- "...wirst Du nicht mehr in den Schoß der Gläubigen zurückkehren können."
- "..., Deine Macht, Deinen Preis?"
"Terdecies."
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