Geschichten:Tod eines Kaufherrn - Die Sphinx und das Schicksal
Die Sphinx war wie Baum, nur weniger weich; wie ein Berg, nur weniger sprunghaft; wie das Firmament, nur weniger wankend. Die Sphinx war der Mittelpunkt der Welt, um den sich alles drehte. Sie war der ruhende Punkt, von dem aus sie selbst die Welt aus den Angeln hebeln konnte. Ihr Atem war wie er Wind, der vom Raschtulswall herunterwehte, wie der Strudel aus den Tiefen des Golfs von Perricum, wie die Jahre, die durch die Zeit verwischten.
Die Sphinx sah das Gold, und das Gold glänzte im matten Licht des Abends. Es war ihr Gold. So sehr ihr Gold wie kein anderes, denn die Hand der Sphinx war eine Klaue aus Gold. Und sie glänzte im matten Licht des Abends. Die Sphinx drehte die Hand langsam, so langsam wie Wälder wachsen.
»Vater?«
Die Sphinx hörte dieses Wort. Hörte es wie den Hall alter Legenden. Sie war gemeint, sie selbst. Sie hob die goldene Klaue und ließ sie wieder fallen wie ein Henkersbeil.
»Soll er sterben?«
Die Sphinx wandte den Kopf so langsam, wie Kupfer sich grün färbt. Ihre gelben Augen krallten sich fest auf Hyvilla, fixierten das feiste Geschöpf wie Echsen ihre Nahrung. Sie öffnete den Schlund und zischte: »Er muss. Er hat das Schiff gesehen. Er muss sterben. Endlich.«
»Willst du ihn noch einmal sprechen, Vater? Immerhin wollte er zu Iodor, um ein Angebot zu unterbreiten.«
Die Augen der Sphinx verdunkelten sich. Nein, hieß das. Menschen wollte er nicht sehen. Aber seine Tochter war eine von ihnen. Und dumm. Deshalb sprach die Sphinx erneut: »Nein. Er muss sterben. Unsere Pläne sind wichtiger. Des Marschalls Pläne sind wichtiger.«
»Soll es wie ein Unfall … gut, ich verstehe, Vater. Es wird geschehen, wie du es wünschst.« Hyvilla verließ das Zimmer im obersten Stockwerk der Alcazaba Marix, das einen herrlichen Blick hatte auf die Stadt, den Hafen, die Darpatmündung - und den Sonnenaufgang. Doch den hatte hier niemand beobachtet, seit Jahre nicht.
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Der Kaufmann mit der Elefantenpeitsche ist tot | ▻ |