Geschichten:Träume von Korgond - Brins Traum
Du bist auf den Zinnen von Burg Dergelstein. Neben dir sitzen viele Adlige aus Greifenfurt und Garetien. Ihr feiert und prasst gemeinsam an einer riesigen Tafel, die mit einem purpurnen Tischtuch gedeckt ist. Du hörst aus der Ferne ein schreckliches Geräusch. Du schaust hinunter in das Tal und siehst mit Grausen, dass sich dort die Elemente erhoben haben und das Land verheeren.
Feuer flammt an unerwarteten Orten auf und verzehrt schreiende Bauern. Sie fliehen in die Wälder, wo sie von den Wurzeln hinab in ihr erdiges Grab gezogen werden. Der Dergel tritt über die Ufer und in seinen Fluten ertrinken Frauen und Kinder. Wer sich auf Anhöhen rettet, der wird von erzenen Lawinen erfasst und zerfetzt. Wilde Windhosen schleudern Tiere und Menschen in die Höhe – ihre Knochen brechen bei ihrem harten Aufschlag auf die Erde. Und wer sich in sichere Mauern rettet, dessen Lebensatem erfriert von einer gnadenlosen eisigen Kälte.
Dann siehst du einen neuen Stern am schwarzen Firmament, von dem zwanzig Strahlen hinunter gen Dere reichen. Du willst ihn den anderen Adligen zeigen, aber sie beachten dich nicht und zechen lachend weiter. Sie sitzen nun an einem großen Lagerfeuer und du hörst den Klang von Lautenspiel. Traurig wendest du dich ab und schreitest in die dunkle Nacht. Zum Himmel gerichtet flüsterst du: »Korgond!«
Dann erwachst du. Du weißt, dass dieser Traum sich von allen deiner anderen Träume unterscheidet, denn du vergisst ihn nicht. Auch nach Stunden, ja am nächsten Tag noch, ist das Traumbild so klar vor dir wie eine echte Erinnerung.