Geschichten:Träume von Korgond - Geshlas Traum
Du liegst in heftigsten Wehen. Um dich herum am aufgewühlten Bett stehen acht nebachotische Gelehrte, die sich tuschelnd unterhalten und sich nicht um dich kümmern. Du schreist sie an, damit sie dir bei der Geburt helfen, aber sie ignorieren dich weiter vollständig. Ein kleines grünäugiges Mädchen tritt zu dir und reicht dir schmerzlindernde purpurne Tränke und feuchte Tücher. Du willst ihr danken, doch sie wird unsanft von den Männern von deinem Bett entfernt.
Dann ist der Moment der Geburt. Mit reißenden Schmerzen gibst du Geburt einem blutigen Bündel, das du erschöpft in deine Arme nimmst. Alle Gelehrten beugen sich über dich und weichen voller Schrecken zurück. Das Kind hat zwei Köpfe, auf denen jeweils drei Hörner wachsen. Aus den Mündern schlängeln sich gespaltene Zungen und die durchdringenden starren Augen sind grüngelb. Die Haut ist geschuppt wie bei einer Echse. Du verstehst, dass die Männer sich aufgeregt darüber unterhalten, die Missgeburt sofort in einem Fluss zu ertränken. Aber du verspürst den tiefen Wunsch, das Wesen – dein Kind – zu beschützen.
In losen Kleidern stolperst du durch eine finstere Nacht auf ein Lagerfeuer zu. Du drückst das seltsam röchelnde Kind an deine Brust. Am Feuer steht ein uralter gütig aussehender Mann, der dir einen warmen Mantel reicht. In seinen Augen liest du die Frage, wohin er dich führen soll. Mit fester Stimme antwortest du ihm: »Korgond.«
Dann erwachst du. Du weißt, dass dieser Traum sich von allen deiner anderen Träume unterscheidet, denn du vergisst ihn nicht. Auch nach Stunden, ja am nächsten Tag noch, ist das Traumbild so klar vor dir wie eine echte Erinnerung.
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