Geschichten:Träume von Korgond - Quisiras Traum
Du stehst auf einer Koppel. Nicht fern von dir siehst du einen Jüngling, der ein wunderschönes weißes Pferd am Zügel führt. Das Fell des Pferdes ist makellos und seine Mähne voll und kräftig. Der Junge führt das Pferd selbstbewusst und stolz. Je näher die beiden kommen, desto besser erkennst du die Einzelheiten. Der Junge stellt sich als verwachsener Zwerg mit krummen Buckel heraus. Er reißt das unwillige Tier mehr hinter sich her, als dass er es führt. Mehrmals schlägt er es mit einer Peitsche, du erkennst die blutigen Striemen an seiner Flanke.
Empört gehst du auf den Zwerg zu und willst ihn zur Rede stellen. Da reißt das Pferd sich plötzlich los und steigt wiehernd auf seine Hinterbeine. Im rasendem Galopp nimmt es Ziel auf das offene Gatter der Koppel. Der Zwerg läuft auf seinen kurzen Beinchen hinterher und brabbelt unverständliche Laute. Du freust dich über den Erfolg des Tieres und wünscht ihm seine Freiheit.
Da treten acht Soldaten in purpurnen Wappenröcken an das Gatter. Mit langen Spießen und Äxten stellen sie sich dem Pferd in den Weg. Wütend geht es wieder auf die Hinterbeine. Es wehrt sich mit Tritten und Bissen gegen die Angreifer, doch gegen die Waffen der Soldaten ist es machtlos. Aus tiefen Wunden fließt das Blut über das makellose Fell. Mit aller Kraft rennst du, um zu helfen. Doch du erreichst das Pferd erst, als es sterbend niedersinkt. Mit Tränen in den Augen streichelst du das geschundene Tier und flüsterst ihm ein tröstendes Wort in seine Ohren: »Korgond.«
Dann erwachst du. Du weißt, dass dieser Traum sich von allen deiner anderen Träume unterscheidet, denn du vergisst ihn nicht. Auch nach Stunden, ja am nächsten Tag noch, ist das Traumbild so klar vor dir wie eine echte Erinnerung.
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