Geschichten:Träume von Korgond - Selos Traum
Du kauerst in schulterhohem Gras, nur ein Lederschurz bedeckt deine Lenden. In der Hand trägst du ein mit schweren Steinen beschwertes Netz. In deiner Nähe kauern sieben Krieger, allesamt Nebachoten wie du. In den angespannten Gesichtern erkennst du mit purpurner Farbe gemalte Zeichen. Gemeinsam wartet ihr auf den richtigen Moment. Angespanntes Warten.
Da erblickst du die Beute. Mit leisen Handbewegungen gibst du deinen Gefährten ein Zeichen. Leise und unbemerkt schwärmen sie aus. Du pirscht dich näher an das ahnungslose Tier. Das Gras bewegt sich als ob es von einem Wind ergriffen wurde. Da stürmen deine Kämpfer mit Speeren aus ihrem Versteck und umstellen das sich wehrende Opfer. Mit einem Schwung wirfst du dein Netz und es segelt wie ein Raubvogel durch die Luft. Mit gelben wütenden Augen und lautem Fauchen fängst du eine junge Löwin.
Du bist in einer verwitterten Steinpyramide. Ein tonloser Chorgesang umgibt dich und in deiner Hand hältst du einen Vulkanglasdolch. Tanzend näherst du dich dem Opferstein. Darauf liegt gefesselt die gefangene Leuin. Du hebst den Dolch mit beiden Händen nach oben. Das Tier verwandelt sich in ein kleines weinendes Mädchen. Du rammst die Klinge in das pochende Herz und schreist wie von Sinnen: »Korgond!«
Dann erwachst du. Du weißt, dass dieser Traum sich von allen deiner anderen Träume unterscheidet, denn du vergisst ihn nicht. Auch nach Stunden, ja am nächsten Tag noch, ist das Traumbild so klar vor dir wie eine echte Erinnerung.
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