Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 52: Spielende Kinder II
Dramatis personae:
- Lyn ni Niamad von Brendiltal, Baroness von Brendiltal
- Rash'ijd han Rab'a Enock (Rashid von Rabenstock), Krieger der Feshavener Blutgarde
- Bruder Thurbold, Golgarit aus Brendiltal
Baronie Gnitzenkuhl, Praios 1034 BF
...
Auf dem Weg zum Weiler berichtete A’kim den Erwachsenen in einer etwas selbstgefälligen Art wie er und seine Freunde zu den Mänteln kamen. Worauf sein Vater immer wieder betonte, dass er davon nichts gewusst hätte, aber seinen Sohn auch immer wieder stolz als Finder der Mäntel hervorhob.
A’kim erzählte, dass sie die Mäntel nicht dort gefunden hatten, wo Lyn und ihre Begleiter sie heute Morgen hatten spielen sehen, allerdings erwähnte er dies erst als sie bereits bei dem Weiler angekommen waren, woraufhin Lyn leicht die Fassung verlor und den Jungen zurechtwies, was der Vater mit einem Knurren hinnahm und der A’kim selbstüberschätzend und beleidigt nur antwortete, dass die Hohe Dame nun mal nach dem Weiler gefragt habe. Der darauffolgende „Kleinkrieg“ zwischen Lyn und dem sturen, kleinen Nebachoten, der anscheinend seinen ersten Eindruck, mit besonderer „Tapferkeit“, wieder weg machen wollte konnte dann aber durch den Vater und Rash’ijd wieder gemindert werden. Thurbold hatte sich währenddessen an einen Baum gelehnt und ein Buch aus der Tasche gezogen.
Nach einiger Zeit konnte es dann weiter gehen. Hin zu einem kleinen Wäldchen, der mehr eine Anhäufung engstehender Bäume war denn ein richtiger Forst. Dort hatten die Kinder die Mäntel heute Morgen in der Früh gefunden, als sie diesen Ort, den A’kim als einen ihrer Lieblingsorte titulierte, aufgesucht hatten.
Eigentlich hatten sie in dem Wäldchen nur ein paar Fuhrmannswagen entdeckt, die irgendein „Esel“ mit Zweigen und Blättern zugedeckt hatte. „Woszu dasz wohl gut sain mag?“, betonte der Junge altklug und setzte dabei einen besserwisserischen Gesichtsausdruck auf. Als die Kinder die Wagen daraufhin untersucht hatten, erzählte er weiter, fanden sie unter den Wagen einige Säcke, die unter dem Wagen fest gemacht waren, wieder recht altklug, ließ er dabei seinen Zeigefinger um die rechte Schläfe kreisen und verdrehte dabei die Augen. Dann fuhr er fort: „Und dann unter‘suchtän wir diä Säckä natürlich. Darin waren dann die schwarzen Mäntel gestopft.“
Weiter erzählte er wie, sie die Mäntel an sich nahmen und mit ihnen Schwarze Invasion spielten und wie er sogar dem großen und starken Rondrolf die Nase dabei blutig gehauen und ihn in den Kerker gebracht hätte.
Als dann die Eltern nach ihnen riefen, versteckten sie die Mäntel wieder unter den Fuhrwagen und schworen sich niemandem etwas von ihrem „Schatz“ zu erzählen. Bis dann Lyn, Rash’ijd und Thurbold eintrafen. Natürlich hätte er keine Angst vor ihnen gehabt sondern lediglich seine Pflicht erfüllt, auch wenn dies hieß den Schatz preiszugeben, sagte er abschließend schon fast arrogant und sein Vater tätschelte ihn dafür wohlwollend den Kopf als sie an dem Wald ankamen und von den Pferden abgestiegen waren.
Und tatsächlich als sie das Wäldchen betraten stießen sie recht schnell auf die Fuhrwerke, 3 an der Zahl, einige verstreut rumliegende Jutesäcke und schwarze Mäntel. Rash’ijd versuchte sich schnell in seinen leider sehr unausgeprägten Fährtensuchkenntnissen, während Lyn mit Thurbold bei A’kim und dessen Vater stand und den Kleinen noch fragte, ob er einschätzen könnte wie lange die Wagen hier schon stünden und ob sie jemanden bei den Wagen gesehen hätten. Der Junge zuckte mit den Schultern antwortete dann aber, dass er sich sicher war niemanden weiter gesehen zu haben und dass die Wagen noch nicht sooo lange dort stehen konnten, da sie dort eigentlich öfter mal spielen würden und entsprechend oft dort nachschauten, so wäre es doch eben ein prima Versteck.
Als A’kim geendet hatte trat Rash’ijd wieder an die Gruppe heran schüttelte den Kopf und sprach kurz: „Niä’chts, diä Kyndär habän ganszä Ar’baith gälaistät, alläs szer’wühld.“
Bei diesen Worten Rash’ijds warf Lyn A‘kim einen vernichtenden Blick zu und recht frustriert meinte sie „Dann lasst uns die Fuhrwerke noch einmal genauer beschauen.“
Als sie außer leeren Säcken und Mänteln nicht anderes fanden machte Lyn ihrem Unmut mit einem thorwalschen Fluch Luft um dann zu ihre beiden Begleitern zu blicken „Wer auch immer das hier abgestellt hat, kommt vielleicht zurück um die Wagen wieder abzuholen.“ Sie blickte zu A’kim und kommandierte „Du! Räum hier alles wieder so hin, wie es heute Morgen war als ihr es fandet!“ Ohne eine Antwort abzuwarten wandte sie sich seinem Vater zu und fragte „Sag, habt ihr heute Nacht oder in letzter Zeit abends oder nachts Geräusche von hier kommend oder in der Umgebung Eures Dorfes gehört? Sind eigenartige Dinge beobachtet worden?“
Der Mann überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nain, wir vä’suchän nachts nicht raus zu gähen.“ Zudem war die Arbeit auf den Feldern hart und beschwerlich, so dass die Bauern sicherlich einen festen Schlaf hatten.
Derweilen kam A’kim – wenn auch recht mürrisch – der Aufforderung Lyns nach und versuchte – so gut es ging – die Säcke mit den Mänteln wieder unter die Wagen zu schaffen.
Lyn blickte zu Thurbold und Rash’ijd. „Ich denke, wer auch immer die Karren hier abgestellt hat, wird sie hier auch wieder abholen. Ich weiß nicht, ob dies noch im Laufe des Tages oder im Schutze der Nacht geschehen wird, aber das Risiko erst ab heute Abend diesen Platz zu beobachten ist mir zu groß. Ich schlage vor, dass wir uns entweder hier ein Versteck suchen, oder von ein wenig weiter weg dieses Wäldchen beobachten.“
Noch während sie dies sagte schaute sie sich um und kam zu dem Entschluss, dass sich die Wagen von hier aus nicht gut unbemerkt beobachten ließen. Aber ihr Blick blieb einen Moment lang auf den Wagen hängen. „A‘kim, lass Dir von Deinem Vater helfen, die Wagen auch wieder genauso zuzudecken, wie sie heute morgen waren!“ befahl sie energisch um dann, als sich der Vater, nicht ohne ihr noch einen finsteren Blick zuzuwerfen, außer Hörweite begab, ihre beiden Begleitern zu sich zu winken. Ihre Augen blitzen voller Tatendrang als sie recht leise sagte „Wir könnten uns natürlich auf oder unter den Wagen verbergen. Dann können wir zwar nicht unbemerkt beobachten was sie vorhaben, aber der Überraschungsmoment dürfte auf unserer Seite sein und wir können sie sicher zum Reden bringen. Oder habt ihr eine Idee, wie wir sie unbemerkt beobachten und ihnen folgen können?“
Auch Rash’ijd hatte sich umgesehen, keinen sinnvollen Ort erblickt, der als Versteck herhalten konnte, außer vielleicht ein paar der umstehenden Bäume. Auch die Weiden um das Wäldchen herum boten keine wirklich gute Möglichkeit, vor allem weil man nicht wusste von wo diese Leute kommen würden, wenn sie denn überhaupt kamen. Und so schienen auch ihm die Wagen als einziges Versteck tauglich, allerdings nicht für einen ruhigen Rückzug und so wäre diese Mission extrem gefährlich, da man auch nicht wusste mit wie vielen sie es zu tun bekommen würden und schon garnicht mit wem überhaupt. So schwieg er noch und schaute fragend zu Thurbold und dann wieder zu Lyn. „Nuän ja’a, wähn där Far (neb.:Wald) wyrk’lych soä fray stätt wye ych dasz ain’schätzä szolltä äs auch räschd ainfach sa’in yhn von waitär wäg und vonn mährärän Sai’tän glaich’szaitig szu bäob’achtän. Maint yhr nichd? Dahn müssdän wyr unsz nuar noch’h ain Szaichän übärlägän, dasz dähn an’därän syg’nallisierd wähn sych ätwahs rägt, allärdyngs synd diä Äntvärnunghän dahn sehr grosz und wyr habän kainä Färnrohr odär Ähnlischäs.“, antwortete Rash’ijd dann doch noch auf Lyns Frage, sich dann aber wieder seines Auftrags (von seinem Herren Al’Arik) besinnend, fügte er noch hinzu, „Abär ych würdä mych sälbst’värständlisch auch äurä Mis’sion anschließän, die sährr voan wahrä Muth szeugt, aber sähr wohl auch gäwissä Ry’sikän birgt, abär wiä isch äusch ärläbth habä nähmt ihr diesä sichärlich in ka’uf und das wärdä ych so’mit auch, maina Mar’olum.“
Daraufhin nickte er entschlossen und blickte kurz zum Golgariten, der die ganze Diskussion mit stummer Miene verfolgte und nicht erkenn ließ, was er von dieser Idee hielt.
Lyn blickte von einem zum anderen und ihr Blick blieb auf Thurbold hängen. „Gut, dann reitet ihr zurück gen Gnitzenkuhl und holt Verstärkung. Wir verbergen unsere Pferde im Weiler und bleiben hier auf den Wagen. Je nachdem mit wie viel Mannen ihr zurück kehrt, kommt ihr mit allen hier in das Wäldchen um Euch ebenfalls auf den Wagen zu verbergen, oder ihr teilt Euch in sofern auf, dass ein Teil im Weiler zurück bleibt und von dort das Wäldchen und vor allem die Straße dorthin beobachtet.“
Thurbold nickt den Beiden noch einmal zu und machte sich dann auf den Weg zurück gen Gnitzenkuhl. Lyn erklärte dem nebachotischem Bauern noch in recht verständlichen, deutlichen Worten, dass sie ihre Pferde bei ihm in der Scheune unterstellen würden und es besser wäre, wenn er dies nicht überall rumposaunen würde.
Nachdem die Pferde im Weiler gut untergestellt waren, machten es sich Lyn und Rash’ijd auf einem der Karren gemütlich und stellten sich auf eine lange Wartezeit ein.