Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 75: Auf verborgenem Posten VI

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Auf verborgenem Posten VI - Ende der Vorstellung


Baronie Wasserburg, Später Praios 1034 BF


„Wieso nur ich?“, knurrte Dejala vor sich her, bei diesem Unwetter verstand sie sowieso niemand. „Bin ich etwa dafür den Katakomben der Arena Al’Anfas entkommen, nur um hier aufgeweicht zu werden, wie ein schimmeliges Brot in einem Fass voller Wasser?“ Die ehemalige Gladiatorin hob den Blick ein wenig und spähte in ihre nahe Umgebung. Die schwarze Maske behinderte sie etwas beim Atmen, besonders jetzt, wo sie vom Regen völlig durchnässt war klebte sie mehr an ihrem Gesicht, als dass sie von den Bändeln am Hinterkopf gehalten werden mußte.

„Dreck! Dreck! Dreck!“, fluchte sie leise vor sich weiter. Ihre ‚Meisterin‘ hatte darauf bestanden, dass sie in dieser Nacht diesen Zug an Land leiten sollte. Wieso nur unbedingt? Sollte ihr ‚Liebling‘, der ansonsten für den Zug der Untoten wie die abergläubische Bevölkerung sie nannten nicht nass werden? 
Erneut stieß Dejala einen Fluch aus. Sie mußte wohl bei ihrer Rückkehr mal mit ihrer ‚Meisterin‘ über eine Erhöhung des Soldes sprechen. Für so ein Dreckwetter hatte sie sich nicht aus Al’Anfa gekämpft. Die erfahrene Kämpferin wand sich an den Hünen an ihrer Seite und musterte diesen unauffällig. Unter dem langen, schwarzen Umhang und der dunklen Kapuze fiel die breite Gestalt, sowie der Panzer und das lange Schwert wirklich nicht auf, das Masiak bei sich trug. 
Dejala wurde es sofort warm um ihr Herz bei den Gedanken an ihren Gefährten. Masiak war der Einzige, dem sie vollends vertraute. Er war gemeinsam mit ihr aus der Pestbeule des Südens geflohen, hatte gemeinsam mit ihr unter diversen Herren mal auf dieser, mal auf jener Seite gedient und sich nie beschwert. Er war immer für sie da, wenn sie ihn brauchte. Was machte da schon sein entstelltes Gesicht? Äußerlichkeiten, auf die sie wenig gab….

„Wir sind da!“, brummte Masiak Dejala an und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Kraven wartet bereits!“ Der Hüne deutete auf einen dunklen Punkt am Strand, der sich jetzt erhob und auf den ‚Zug der Toten‘ zukam. Auf dem Fluß mußte die Selene liegen. Es war Zeit die Ware zu übernehmen. Dejala gab ihren Leuten den lautlosen Befehl sich an die Arbeit zu machen. Das erste Boot legte gerade an.

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Der Wind hatte in den fast zwei vergangenen Sanduhren des stillen Wartens nachgelassen, dafür schien es, als sei der Regen noch kräftiger und beständiger geworden, so dass die Ritter mehrmals dankbar ob der guten Qualität ihrer dicken Lodenmäntel waren, die zumindest einen Großteil der Nässe abhielten. Doch spätestens wenn es zum Kampf kommen würde, wäre es damit vorbei…

Wie lange brauchen die denn nur? Ob die Kleine die Baroness und die anderen überhaupt gefunden oder sich doch verlaufen hatte?, schoß es Leomara durch den Kopf und warf einen abgebrochenen Ast, mit dem sie die ganze Zeit gedankenverloren gespielt hatte zu Boden, als sie eine Gruppe von Reitern erspähte. Die Neuankömmlinge kamen zwar aus der zu erwartenden Richtung, aber dennoch wollte sie kein Risiko eingehen und machte den anderen verständlich, dass sie Besuch bekamen.

Der leise Ruf ging im steten Plätschern des Regens fast unter bevor er Unswin erreichen konnte. Sofort wandte der Ritter den Kopf und sah nun ebenfalls die Reiter auf ihr Versteck zu kommen. Einen Pfeil noch immer bereit auf der Sehne wartete er angespannt ab, dass sie sich Leomara zu erkennen gaben.

Die Novizin des Zornesordens führte die Gruppe aus dem Wäldchen durch den strömenden Regen durch die Wälder und Dickichte auf das Versteck ihrer Bundesbrüder zu. Eine Sturmlaterne war ihre einzige Lichtquelle gegen Dunkelheit, die allenfalls noch ab und zu von Blitzen erhellt wurde. Gerion war völlig vom Regen durchnäßt, das Wasser rann ihm am ganzen Körper herab und seine Haare klebten ihm im Gesicht. Doch spürte Gerion die Kälte und die Näße kaum, er war auf die folgende Aufgabe konzentriert.

Auch Lyn ließ sich durch den Regen nicht beeindrucken, hatte sie doch schon unzählige Male unter solchen Bedingungen kämpfen müssen.

Al’Arik und sein Krieger Rash’ijd folgten der Baroness auf den Fersen, Körper und alle Sinne angespannt. Hinter ihnen folgte der Rest der Gruppe, Hamardan und seine 4 nebachotischen Krieger und der stille Golgarit Thurbold der nach hinten absicherte.

"Wir sind gleich da. Wir sollten die Pferde hier lassen", meinte Chaantera und stieg ab. Die anderen taten es ihr gleich.

Während sie sich langsam näherten ließ Lyn den als Erkennungszeichen ausgemachten Ruf einer Nachteule hören.

Alfred war die Feuchtigkeit des Dauerregens so langsam an einigen Stellen durchgesickert und machte diese Nacht wahrhaftig ungemütlich. Warum nur?, dachte er sich. In dem Moment hörte er den Ruf einer Nachteule. Einen Moment lang dachte er sich nichts dabei, doch dann: War dies das Zeichen?

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Eben noch war sie in Gedanken dabei zu überlegen, wie sie ihrem Knappen begreiflich machen sollte, dass er um der Götter Wille nicht mit gehen sollte, als der Ruf ertönte. Thorondir, der auf dieses Signal schon lange gewartet hatte, richtete sich auf, und blickte erwartungsvoll auf seine Schwertmutter. Die nickte nur. Hastig ließ auch er einen heißere Ruf erschallen, der dem der Baroness in nichts nach stand. Vorsichtig hob Leomara die Fackel ein wenig an, die übel rußte, aber sicher den Ankömmlingen ein kleiner Hinweis sein würde, wo sie sich befanden.

Und noch einmal hörte er den Ruf mit einem leicht anderen Tonfall. Es musste Chaantrea und die Verstärkung sein. Langsamen Schrittes begann er wieder in Richtung Leomara zu gehen und blickte dabei immer wieder sorgfältig in die Umgebung.

Nachdem der Laut der Eule zweimal erklungen war, verließ Unswin seinen Posten und ging durch das Unterholz zurück auf die Gruppe der Neuankömmlinge zu. Mit der Baroness und ihren nebachotischen Kriegern konnte man nun wohl endlich einen Angriff wagen, der nicht zum Alveranskommando verkam. Rondra schätzte zwar den Mut, aber sein Leben fortzuwerfen bedeutet schließlich weder für die Göttin noch für sich selbst Ehre. Die Reiter waren schneller heran als er vermutet hatte und als er schließlich hinzu trat, war bereits ein kurze Lagebesprechung im Gange.




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Texte der Hauptreihe:
K99. Politik
Pra 1034 BF
Auf verborgenem Posten VI
Auf verborgenem Posten V


Kapitel 80

Auf verborgenem Posten VII