Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 84: Die Schlacht am Darpat VIII
Baronie Wasserburg, am Ufer des Darpat, später Praios 1034 BF
„Ich weiß nicht wer ihr seid, oder woher ihr kommt …“, fing Kraven schon von weiterem an zu rufen, während er noch immer Gerion hinter sich her schleifte. Seine Mannen traten etwas zu Seite, so dass Alfred und die übrigen Perricumer einen Blick auf ihn werfen konnten. Seine Last schien dem Söldner kaum anzustrengen, als er fortfuhr und weiter in Richtung der anderen kam. „Aber entweder ihr ergebt euch, oder Euer kleiner Magier hier werde ich bei lebendigem Leibe die Kopfhaut abschneiden.“ Kraven blieb einige Schritt von den anderen entfernt stehen, so dass es undenkbar war, dass ihn jemand ansprang, bevor er nicht zumindest sein bestialisch aussehendes Messer in Gerions Leib rammen würde. Fast genüsslich setzte er sich halb auf Gerion und packte wieder dessen Schopf. „Nun?“, rief er drohend in Richtung der anderen.
Lyn stand so aufrecht wie es ihre Verletzungen zuließen und betrachtete mit unverhohlenem Zorn die Szenerie. Sie verlagerte dabei so gut es ging ihr Gewicht auf das rechte Bein um das verletzte linke zu schonen. Das Adrenalin pochte heiß in ihren Adern und im Geist ging sie die Möglichkeiten durch, gegen diese Übermacht anzukämpfen. Sich des Verlust ihrer Schwertes unangenehm bewusst erkannte sie auch, wann eine Schlacht geschlagen war und wann es besser war, auf einen besseren Moment zum Zuschlagen zu warten. Ihre Hoffnung lag nun bei ihrer Schwägerin und den Remishianern und sie hoffte, genug Zeit dafür zu gewinnen.
Kalt blickte sie den Mann der Gerion hielt an und sprach mit lauter Stimme. „Haltet ein. Ich ergebe mich“ ‚ … fürs Erste …, fügte sie in Gedanken grimmig hinzu.
Alfred hätte weiter gekämpft und damit versucht Zeit zu erkaufen – auch wenn ihn dies an Rondras Tafel beordert hätte. Doch die Situation gab nun ein anderes Vorgehen vor. Langsam senkte er schließlich den blutigen Anderthalbhänder.
Al'Arik beobachtete die Szenerie genau, sie alle waren zu einem Haufen zusammen getrieben worden, ihre Waffen lagen noch dort wo sie sie verloren hatten, verstreut in der Gegend herum, zwischen ihnen und den Waffen ein paar Seeleute. Rashi'jd war auch unter den ihrigen und Al'Arik verständigte sich mit ihm mit Blicken und versteckten Zeichen. Sein Zustand war nicht der Beste, aber mit der Zähigkeit eines echten Ammayin steckte er die schwere Armbrustwunde und die drei, vier weiteren unschönen Wunden recht gut weg. Rash'ijd näherte sich langsam, auf ein Zeichen hin, seinem Herren, die Situation, dass die Aufmerksamkeit gerade bei Baroness lag, ausnutzend. Vorsichtig steckte er Al'Arik etwas hinzu und entfernte sich dann wieder ein Stück von ihm. Dann lauerten die beiden Nebachoten auf die Reaktionen der anderen und eine passende Gelegenheit.
Leomara nahm derweilen aus den Augenwinkeln wahr, dass Unswin am Boden lag und sprach die Worte: "... der Dolch hier hat zwar einst meinem Vater gehört, doch selbst er würde die Übermacht anerkennen. Bringt mich zu eurem Anführer! Leomara von Keilholtz wünscht mit ihm zu sprechen."
Kurz trat eine Stille in die Runde ein, die niemand wirklich zu deuten wußte. Dann mit einem Mal lachte der Kerl, der halb auf Gerion saß und die übrigen Schmuggler entspannten sich auch ein wenig. „Da müßt Ihr warten, hohe Dame, bis Ihr dran seid“, meinte er höhnisch, während er sich wieder Gerion zu wand. „Erst kommt das Jüngelchen hier dran und dann Ihr! Versprochen!“