Geschichten:Tsas Tränen - Ungeduldiges Warten

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5. Peraine 1030 BF, Reichsstadt Hartsteen


Rot begann das Sonnengestirn seinen Aufgang über den Trollzacken. Nur selten und bei besonderen Wetterverhältnissen war das mächtige Gebirge von der kleinen Reichsstadt zwischen Gareth und Rommilys überhaupt sichtbar, da es so häufig in trüben Wolken versteckt blieb. An diesem fünften Tag im Mond der gütigen Herrin Peraine stand es klar und deutlich am Horizont. Es war ein gutes Zeichen.

'Möge es das Zeichen für den Segen des Götterfürsten sein', ging es Bodebert von Windischgrütz durch den Kopf. Vor den Toren der noch ruhigen Garnison vor den Toren Hartsteens stand er in voller Rüstung und wartete.

"Verzeiht, Hochgeboren", riss ein Weibel den Baron aus seinen Gedanken, "mir scheint es, dass die Rabensbrücker kommen." Mit dem Finger zeigte der hochgewachsene Recke auf eine größere Gruppe, die die Natter entlang auf Hartsteen zuhielten.

Bodebert atmete tief durch. 'Die Schallenberger kommen pünktlich. Wie zu erwarten bei diesem grenzenlosen Ehrgeiz.' Äußerlich nickte er nur kurz und wies den Soldaten an, die Kameraden in der Garnison zu wecken. Man hatte den Männern und Frauen vor dem Abmarsch zwei Tage Ruhe gegönnt. Nun würde es, wenn alles gut ginge und alle pünktlich kämen, um die Mittagszeit zum höchsten Stand des Praiosmales das Aufbruchsignal gegeben werden.

Es fehlten nicht mehr viele Verbündete. Die Reichsforster hatten einen Boten geschickt, der die Ankunft des Trosses in den späten Morgenstunden angekündigt hatte. Der Baron von Schwarztannen hatte sich trotz einiger hitziger Diskussionen wohl gegen die Vorbehalte einiger anderer Ritter durchsetzen können und war die Nacht hindurch marschiert. So würden auch sie pünktlich eintreffen. Die Geweihten aus der Traviamark waren bereits vor gut einer Woche zusammen mit der kleinen Gesandtschaft aus Neuborn eingetroffen. Sie hatten in Hartsteen im Stadthaus derer von Hartsteen Quartier bezogen und die Zeit mit Andachten und Tempelgängen verbracht. Die Ritter aus Hutt waren nicht eingetroffen, denn es war abgesprochen, dass sie unterwegs dazu stoßen sollten. Bodebert hoffte, dass die Parteien, die miteinander immer wieder heftige Meinungsverschiedenheiten hatten, sich dieses eine Mal zusammennehmen würden.

Das Gestirn stand nun gut eine Handbreite über dem Horizont. Bodebert spannte seine Muskeln und reckte sich. Nun würde es darauf ankommen, dass der enge Zeitrahmen, mit dem sie ihren Gegner, eigentlich ihre beiden Gegner, überraschen wollten. Die Taktik, die der Graf vom Oberhartsteen vorgegeben hatte, war riskant und gefährlich. Aber wenn ihnen der Fuchs und der Greif hold wären, dann würde die Unternehmung die Lage in der Grafschaft völlig verändern. Und da er, Bodebert von Windischgrütz, den Oberbefehl über die Truppen hatte, hing der Ausgang von ihm ab.

'Ach, dummes Zeug!' wischte der Natzunger Baron seine Gedanken beiseite und sagte laut zu sich "Auf, auf, begrüßen wir unsere Gäste!"