Geschichten:Umbruch in der Flottille - Neuanfang
15. Ingerimm 1043, Perricumer Kriegshafen, Reichsstadt Perricum
Dara von Hardenstatt strich ihre Kapitänsjacke glatt. Die Abzeichen der Perlenmeerflotte sowie der Sonderflottille saßen perfekt, die weiße Hose mit dunkelblauen seitlichen Streifen steckte ,ohne Falten zu werfen, in den schwarzen Lederstiefeln. Ihre Uniform glich nun fast der von Yanda von Gerben.
Die blonden Haare waren zu einem strengen Zopf gebunden, zuversichtlich blickte sie in den Spiegel vor sich.
Es war schon mehr als ein Mond vergangen, seitdem sie in die Reichsstadt gekommen war und das Amt der stellvertretenden Flottillenkommandantin angetreten hatte. Sie hatte sich langsam eingelebt und die schiere Anzahl an neuen Aufgaben hatte Dara davon abgehalten in dunkle Gedanken abzugleiten.
Die junge Frau begutachtete sich noch einmal im Spiegel, befand dass alles korrekt saß, schnappte sich einen Stapel Papiere vom Schreibtisch und trat dann aus ihrem Quartier heraus. Eine Besprechung mit der Wächterin vom Darpat stand an und die neue stellvertretende Kommandantin wollte nicht zu spät kommen.
Alafir Leuwangen saß an dem wuchtigen Tisch der ihm, sowie seiner Vorgängerin, als Schreibtisch zu diensten stand. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass er nun das Kommando über den wasserburger Stützpunkt hatte.
Eines Tages stand ein Bote in Dergelmund und überreichte ihm ein Schreiben aus der Reichsstadt. Darin erklärte die Wächterin vom Darpatmund, dass der Posten als Stützpunktkommandant zu Wasserburg frei werden würde, und sie gedachte ihm die freie Stelle zu geben. Er solle mit der nächsten Patrouille nach Wasserburg aufbrechen und dort sodann das Kommando übernehmen.
In Wasserburg angekommen hatte Dara von Hardenstatt ihn in sein neues Amt eingeführt und auf die Besonderheiten des Stützpunktes aufmerksam gemacht. Die besondere Beziehung zur Stadtvögtin und dem Stadtrat, aber auch dass er nun für Rekruten verantwortlich war. Er sich also so schnell wie möglich in die Dokumente einlesen sollte, welche die Ausbildung in Wasserburg behandelten.
Als er dann Dara verabschiedet hatte, meinte er in ihren Augen so etwas wie Bedauern gesehen zu haben. Jetzt, nachdem er einige Zeit hier war, verstand er auch weshalb. Die Arbeit war selbstredend aufregend und abwechslungsreich aber der Umstand, dass die Stützpunktkommandantur in Schloss Tikaris angesiedelt und sein Arbeitszimmer wohl einst ein prächtiger Protzsaal war, hatte etwas für sich. In so viel Protz und Prunk zu sitzen war ein Privileg, welches nicht mal die Flottenführung im Oktagon hatte. Immerhin war das Oktagon nicht von einem protzsüchtigen Baron erbaut worden.
Miria von Gaulsfurt saß entspannt auf einer der marmornen Bänke, welche hier im Garten zuhauf standen. Seit sie wusste, dass sie nicht mehr die Verantwortung über ein Schiff samt Mannschaft hatte, ging es ihr wesentlich besser. Die Momente, wo Panik sie ergriff und die Kehle zuschnürte, waren seltener geworden und auch die Arbeit im Stab war wesentlich entspannter als ihre ehemalige Stelle.
Sie hatte nun auch wesentlich mehr Zeit für sich und ihr Privatleben. Immer wieder erwischte sie sich bei dem Gedanken, dass es langsam Zeit wäre sich einen Partner zu suchen und potenzielle Anwerber gab es hier in der Reichsstadt mehr als ausreichend. Wenngleich Miria zugeben musste, auf diesem Gebiet bislang wenig Erfahrung gesammelt zu haben.
Doch in ruhigen Momenten, wenn sie am Abend im Bett lag oder am Mittag kurz ihre Füße hochlegte, meinte sie ein vertrautes Summen vernehmen zu können. Eines, das sie einst hörte und dessen Gefühl von Einheit sie seither nicht mehr losließ.