Geschichten:Umwege - Kohlhof

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Baronie Gnitzenkuhl, Herschafftlich Kohlhof, Ende Travia 1037 BF


Ihr Hufschlag auf dem festgestampften Erdreich hatte dafür gesorgt, dass man sie bereits erwartete. Der Dorfschulze war mit den anderen Männern unterwegs, und in dem Weiler traf man erwartungsgemäß nur auf wenige Frauen, Kinder und Alte, die entweder noch nicht, oder nicht mehr mit den Köhlern umher zogen.   Die Begrüßung war etwas holprig verlaufen, doch Selissas umgängliches Gemüt hatte dafür gesorgt, dass die schwangere Frau des Schulzen sie schließlich an den Ort geführt hatte, wo einst ein steinernes Gebäude gestanden haben musste, während die Männer noch Hlutharion – ihren baldigen Herren – mit allerhand Problemen betexteten. Etwas unschlüssig hatte sie den Haselkranz in den Händen und musterte ihn still und etwas unschlüssig und blickte immer wieder zum belagerten Hlutharion.   "Wenn es jetzt nichts mehr zu tun gibt, ich hätte noch...?" fragte die rothaarige Schulzenfrau dann etwas unruhig als sie dann länger an dem wenig einladenden Ort standen ohne das etwas passierte. "Natürlich, geht nur, wir kommen zurecht, danke!" Kurz erhellte ein Lächeln das schmutzige Gesicht, und perlweiße Zähne, sie hatte tatsächlich noch recht viele, ließen erkennen, dass der ausgezehrte Körper der Mittdreißigerin mit diesem Lächeln sicher in ihrer Jugend viel Verwirrung gestiftet hatte , dann ging sie.

Währendessen hatte sich auch Hlutharion von den Männern losgelöst, die etwas bedröppelt schienen und kam an ihre Seite: „Nun…willst du ihn nicht…werfen?“

Er hatte sie aus ihren Gedanken gerissen, das merkte er deutlich. Doch sie lächelte gleich. "Natürlich, wie dumm von mir...!" Sie positionierte sich, und überlegte dann kurz, bis sie schließlich anfing zu lächeln.   Dann begann sie sich erst langsam, dann aber immer schneller zu drehen. Auf der Stelle und im Kreis. Schon vom Zusehen konnte einem schlecht werden. Verstohlene Blicke bis hin zu offen gaffenden wendeten sich Ihnen zu.   Mit einem Male schnellte ihr Arm nach vorn, und sie ließ den Kranz in hohem Bogen fliegen. Das war genau das rechte Wort, denn der Reif fand keineswegs den Weg auf den Boden, sondern er blieb hoch droben in den Zweigen von recht jungen schlanken Bäumen hängen, die ihn wie einen Schatz nicht frei gaben.   Leicht schwankend stand sie nun da und suchte mit den Augen leicht irritiert am Boden nach dem Kranz. "Aber, ich bin mir sicher, ich habe ihn in die Richtung hier geworfen!"

Hlutharion stabilisierte sie in dem er sie an die Schulter fasste und ihren Blick mit einem Fingerzeig in Richtung des Kranzes im Baum führte. „Also…hier unter dem Baum…wird es sein. "Unterkränzen"…soll es heißen…“ Diesmal war sein lächeln gar nicht so steif.

Ihre etwas verträumte Antwort war: „Nicht UNTER dem Baum...IN dem Baum- wir bauen doch einen Turm!“