Geschichten:Unendliche Tiefen - Ruf der Vergangenheit
Unweit von Pelkhafen, Lande der Reichsstadt Perricum, Rahja 1042 BF
Immer tiefer zog ihn das unendlich erscheinende Meer in den nachtschwarzen Abgrund. Das in weiter Ferne vor seinen Augen wabernde Sonnenlicht wurde immer kleiner und verschwand schließlich. Seine Lungen zogen sich immer mehr zusammen, so dass es schmerzte, doch ließ er sich ohne Gegenwehr in den unergründlichen Sog der Tiefe ziehen. Hier fühlte er sich seinem Gott ganz nah.
Auf einmal begannen seine Lungen wieder zu pulsieren. Wie die Kiemen eines Fisches entzogen sie der Tiefe die lebenswichtige Luft, die er zum atmen brauchte. Der Schmerz in seinem Brustkorb verging und er öffnete seine Augen. Er fühlte sich wie in Trance. Hell fluoreszierende Quallen tanzten um ihn herum und tauschten die Tiefe in ein apartes Licht. Kleine Fischschwärme suchten sich ihren Weg durch das Gewirr.
In der Ferne erkannte er einen großen Rochen, der auf ihn zu schwamm. So riesenhaft dieses gottgleiche Lebewesen auch war, so erhaben und filigran waren seine Bewegungen. Er war wie gebannt von dem heiligen Tier seines Herrn. Ergeben folgte er dem göttlichen Fingerzeig und schwamm an der Seite des Rochen, folgte ihm.
Vor einer schroffen Felswand hielt er inne. Im Licht der fluoreszierenden Quallen erkannte er einen Höhleneingang. Er war am Ziel!
Neugierig stand er nun in der Höhle. Das Meereswasser ran an ihm herab. In den Wänden eingelassene Steine begannen zu leuchten als er sich ihnen näherte. Vorsichtig schritt er weiter in die Höhle hinein. Er durchquerte mehrere größere Kammern, von denen weitere Gänge abgingen. Er spürte einen leichten Luftzug, offenbar gab es eine Luftzufuhr. Wie von unsichtbarer Hand geführt, ging er weiter. In der größten Kammer war er am Ziel.
Im hinteren Bereich der länglichen, Gewölbe ähnlichen Höhle war ein steinernes Relief zu erkennen. Die linke Figur stellte einen Mann mit einem Dreizack dar. Um ihn herum waren Delfine zu erkennen. Die rechte Darstellung war die eine barbusigen Frau, deren Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerkratzt war und deren untere Gliedmaßen aus Tentakeln bestanden. Bildnisse von Hummerier und Krakenmolche ließen keinen Zweifel, wen diese Darstellung zeigen sollte. Die mittlere Figur, zeigte, etwas erhöht über den anderen beiden, einen Mann mit Stab und Muschelhorn. Rochendarstellungen und die Quallen komplettierten das Bild.
Erhaben kniete er sich vor dem mittleren Bildnis nieder und schloss innerlich tief berührt seine Augen. Er war sich sicher hier eine alte Kultstätte aus bosparanischer Zeit gefunden zu haben.
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