Geschichten:Ungolfs Siebzigster Tsatag

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Dramatis personae:


Pfalz Randersburg


Der fünfzehnte Rahja des Jahres 1033 BF war ein besonderer Tag im Hause Hirschfurten, denn es war der Tag, an dem der älteste noch auf Deren weilende Vertreter, Ungolf von Hirschfurten, der ehemalige Reicherztruchsess und Reichsvogt zu Randersburg seinen siebzigsten Tsatag feierte. Schon frühzeitig hatte der alte Ungolf seine ganze Familie dazu auf die Pfalz Randersburg einladen lassen. Die alte Pfalz hatte schon lange nicht mehr so eine große Festgesellschaft beherbergt, da Rohajas Tross üblicherweise auf anderen Pfalzen Station machte, so dass lange im Vorfeld schon mit den Ausbesserungsarbeiten begonnen werden musste. Aber es hatte sich gelohnt: an diesem Tage erstrahlte die alte Burg in neuer Pracht, als die einzelnen Mitglieder des Hauses Hirschfurten und ihre Begleiter nach und nach eintrafen. Eine große Familienfeier hatte schon lange nicht mehr stattfinden können, und so hatte ein jeder, der nicht durch wichtige Aufgaben in seiner Heimstatt unabkömmlich war, den Weg nach Randersburg gefunden. Nachdem man sich nach der zum Teil sehr langen Zeit endlich wiedergesehen und den neuesten Klatsch und Tratsch ausgetauscht hatte, begab man sich schließlich an die lange Festtafel zum feierlichen Schmausen.

Es war eine illustre Runde, die sich dort versammelt hatte. Neben Ungolfs Kindern Praiodane, die den Weg aus Angbar per Eilkutsche zurückgelegt hatte, und Helmar, der, seit seine Frau an der Trollpforte gefallen war, immer noch unverheiratet war, war auch noch Ungolfs Enkel Fredalf aus Eslamsgrund angereist, wo er eine Ausbildung an der Hohen Schule der Kriegskunst zu Eslamsgrund eingeschlagen hatte, und kurz vor dem Abschluss stand.

Ungolfs entfernterer Neffe Nimmgalf war in Begleitung seiner Gemahlin Ederlinde und der Kinder angereist. Auch sie hatten die Kutsche genommen, war Ederlindes Schwangerschaft doch schon recht weit vorangeschritten, was ihr arg gewölbter Bauch jedem Betrachter rasch kundtat. Schon im Praios – so hofften sie - würde das Haus Hirschfurten um ein Mitglied reicher werden.

Aus ihrem Stadthaus in Gareth-Nardesfeld war Junkobald mit seiner Frau Molwena und Tochter Antara-Irmegunde angereist. Der elegant gekleidete Mann hatte ein stetes Grinsen im Gesicht, offenbar hatte er etwas Erfreuliches zu berichten.

Die Junkersfamilie Zweifelfels war aus der Sighelmsmark gekommen. Auch sie hatten familiäre Bande zum Haus Hirschfurten, die gerade Junkerin Yolande nicht vernachlässigen wollte.

Die Runde komplett machten Josmin von Grattelbeck, der Witwer von Nimmgalfs an der Trollpforte gefallener Cousine Fregalfa, und seine älteste Tochter Sylphia, die ebenfalls aus Gareth allerdings per Pferd angereist waren.

Nachdem eine Weile noch an der Tafel fröhlich parliert und getuschelt worden war, wobei bereits jetzt erlesene Getränke gereicht wurden, schlug plötzlich Ungolf mit dem Löffel an sein Weinglas, räusperte sich und erhob sich dann. Als die Aufmerksamkeit in Gänze bei ihm lag, hob er an zu sprechen: „Meine liebe Familie, ich bin überglücklich, dass ihr heuer so zahlreich hier auf der Randersburg erschienen seid, um mit mir meinen siebzigsten Tsatag zu feiern. Siebzig Götterläufe haben mir die Zwölfe nun schon auf Deren geschenkt, und dafür möchte ich ihnen danken, ebenso angesichts unserer Kinderschar für meine prächtig gedeihende Familie und nicht zuletzt für die köstlichen Speisen, die nun bald eure Mägen füllen sollen. Ich bitte euch, dazu aufzustehen.“ Ohne Murren erhob sich die Corona und senkte demütig den Blick. Ungolf sprach kurz ein paar Dankesworte an Praios, Travia und die gütige Peraine. Man konnte gut hören, dass seine Freude darüber, dass diese Familienfeier so gut besucht wurde, nicht nur gespielt war. „…Dafür sei Euch, Herren Alverans, unser ewiger Dank gewiss. Es sei.“ Damit schloss er dass Gebet, und die Familie nahm wieder an der Tafel Platz.

Schon trugen die Diener die Vorspeise auf. Es gab eine schmackhafte Kohlsuppe mit Koschammerzungen, eine wahre Delikatesse. „Onkel, Ihr verwöhnt uns ja schon gleich beim ersten Gang!“ scherzte Junkobald. „Für meine Familie nur das Beste, Junkobald!“ entgegnete Ungolf fröhlich. „Bevor ihr anfangt, muss ich allerdings noch meine holde Gattin Irnfrieda entschuldigen. Sie wäre gerne gekommen, doch die Gicht plagte sie erneut, und so hat sie es vorgezogen, daheim auf Burg Hornbach zu bleiben. Ich darf aber von ihr die besten Grüße ausrichten. Sie sagte, wir sollen uns davon den Abend nicht verderben lassen!“ Es war Ungolf anzumerken, dass ihn die Abwesenheit seines keifenden Eheweibes nicht wirklich zu stören schien. Er hob sein Glas und gab einen Trunkspruch aus auf seine Gattin, der von den anderen respektvoll erwidert wurde, von manchem auch mit „Auf Euer Wohl, Ungolf!“

„Nun denn, ihr dürft beginnen!“ Das ließen sich die Hirschfurtens nicht zweimal sagen und begannen damit die Suppe zu löffeln. Schließlich war es an der Zeit zu parlieren. Helmar von Hirschfurten ergriff das Wort: „Ach, sagt doch mal Vetter Nimmgalf, ist es denn wahr, dass Ihr vor einiger Zeit eine Fehde mit den Pulethanern angezettelt habt? Man hört ja so einiges!“

„Angezettelt?“ fragte Nimmgalf etwas verärgert. „Passt auf was Ihr sagt, Cousin. Die Pulethaner haben aufs Schändlichste die Ehre der Pfortenritter beleidigt. Mir blieb keine andere Wahl, als ihnen so ihre Grenzen aufzuzeigen.“ Helmar schien unbeeindruckt zu sein. „So? Ich hörte auch von Plünderungen in eurer Baronie im letzten Phex. War dies nicht ein Resultat dieser Fehde? Immerhin ist Euer südlicher Nachbar, der Baron zu Gallstein, auch ein Pulethaner.“

Nimmgalf legte den Löffel ab und tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel. Leicht verärgert antwortete er: „Ihr seid gut informiert, Vetter! Ja, das war durchaus ein Fehdeakt, und darüber ist das letzte Wort mit den Verantwortlichen längst noch nicht gesprochen. Seid versichert, dass ich mir das nicht so einfach bieten lassen werde.“ Da mischte sich Oldebor von Zweifelfels ein: „Naja, Ihr habt den Pulethanern ja bereits beim Eslamsgrunder Turnier ordentlich Paroli geboten! Was war da noch mit diesem Neba…“ Ederlinde, deren Hals ein kostbares Geschmeide aus den Goldschmieden Perricums zierte, welches Nimmgalf ihr zu ihrem fünfunddreißigsten Tsatag vor drei Wochen vom Reichskongress mitgebracht hatte, seufzte laut auf: „Können wir bitte das Thema wechseln? Beim Gedanken an diese schreckliche Fehde wird mir ganz anders. Bitte!“ Sie blickte ihren Gemahl mit ihren strahlend blauen Augen flehentlich an.

In Anbetracht ihres Zustands ging Nimmgalf darauf ein. „Natürlich, verzeih!“ Eine Weile aßen sie weiter, dann meldete sich Junkobald zu Wort und wandte sich an Nimmgalf: „Ihr wart doch auf dem Reichskongress, Vetter! Was gab es denn da Neues?“ Dieser schüttelte den Kopf: „Eigentlich hat sich im Vergleich zu Vorjahr wenig geändert. Der kleine Bruder Rohajas nennt sich immer noch Kaiser, und wenn er nicht bis zum Boron im nächsten Jahr einlenkt, wird ihn die Reichsacht mit voller Härte treffen. Ich hoffe inständig, dass es zu keinem Waffengang mit Almada kommt, denn das würde bedeuten, dass Garetiens Regimenter wieder in die Schlacht ziehen müssen. Das gälte auch für den Reichsforster Grafenbann.“ Alle blickten Nimmgalf etwas bestürzt an. Auch der junge Fredalf, der schon in Kürze seine Ausbildung beenden würde, und dann Ritter im Reichsforster Grafenbann werden sollte.

Nimmgalf erläuterte weiter: „Dabei droht uns ein viel schlimmerer Feind im Osten, denn wenn er seine Ankündigung wahr macht, wird Haffax uns in vier Jahren eine Entscheidungsschlacht liefern. Bis dahin müssen unsere Regimenter stehen. Ein sinnloser Krieg gegen Almada würde uns da nur zusätzlich schwächen. Wollen wir also hoffen, dass es nicht so weit kommt. Ansonsten gab es nur Kleinigkeiten, die üblichen Zänkereien zwischen Adeligen und viel Gerede. Nichts was wirklich berichtenswert wäre.“

Derweil trug die Dienerschaft das Hauptgericht auf. Es gab Wachteln in Weinsoße mit frischem Frühlingsgemüse. Nachdem Ungolf kräftig zugebissen hatte, war diesmal er es, der sich an Nimmgalf wandte. „Ach Neffe, es ist ja kaum zu übersehen, dass deine Gattin guter Hoffnung ist! Das ging ja schneller als wir gehofft hatten!“ grinste er. Einige lachten, nur Ederlinde errötete. Nimmgalf räusperte sich. „Nun ja, man muss ja seinen dynastischen Pflichten nachkommen.“ Dabei lächelte er etwas verlegen. Ederlinde warf ihm einen ernsten Blick zu. „Außerdem soll wenigstens eines meiner Kinder ganz mit leiblichem Vater und Mutter aufwachsen. Und die anderen Racker freuen sich schon auf ihr Geschwisterchen, nicht wahr?“ Er blickte rüber zum Kindertisch, wo seine und Ederlindes Kinder gemeinsam mit den anderen mitgereisten Kindern der Hirschfurtens speisten und nun äußerst interessiert zuhörten. Zumindest Randolf antwortete mit einem kurzen „Ja, Vater!“

Nimmgalf lies seine Blicke ans Ende der Tafel schweifen, wo seine Nichte Sylphia saß. „Ach, da fällt mir etwas ein, Sylphia?“ Die äußerst attraktive junge Edeldame blickte etwas überrascht auf. „Ja, Onkel?“ „Ich habe dir etwas mitzuteilen: Ich möchte, dass Du im kommenden Götterlauf mein Edlengut Pervalstieg in den Nordmarken verwaltest.“ Der Angesprochenen blieb fast ein Bissen im Hals stecken. „Bi…bitte?“

„Du hast mich schon verstanden. Ich möchte, dass Du dir die ersten Sporen als Lehnsvögtin verdienst. Und das Edlengut, dessen Herr ich seit gut zwei Götterläufen bin, ist bestens dafür geeignet. Der derzeitige Verwalter, Ritter Götz von Graufurt, wird dir dabei zur Hand gehen.“

„Aber, Onkel Nimmgalf, ich… ich kann doch nicht in die Nordmarken gehen. Ich habe Verpflichtungen in Gareth, die ich nicht einfach liegen lassen kann.“ Sie warf ihrem Vater Josmin einen flehentlichen Blick zu, der sagte: Der will mich in die Provinz abschieben – so tu doch was! Doch Nimmgalf kam ihm zuvor. „Es gibt da nichts zu diskutieren. Ich habe bereits mit deinem Vater darüber gesprochen, und er ist einverstanden. Ich gebe dir nun einen Mond, deine Angelegenheiten in Gareth zu regeln. Dann wirst Du abreisen. Du bringst mein Edlengut auf Vordermann und am Jahresende erwarte ich einen persönlichen Bericht zur Lage vor Ort. Falls Du noch Fragen hast, können wir das gerne im Anschluss klären.“ Sylphia schluckte und nickte dann. „Wie Ihr wünscht, Nimmgalf!“ So kannte sie ihren Onkel gar nicht. Etwas aus dem Konzept gebracht, versuchte sie weiter zu essen und ihre Gedanken zu ordnen, was ihr nur zum Teil gelang.

Ungolf lächelte. „So spricht ein wahrer von Hirschfurten. Gut so, Nimmgalf.“ Offenbar gefiel Ungolf die forsche Art Nimmgalfs, als Oberhaupt Familienentscheidungen zu treffen. Langsam neigte sich auch das Hauptgericht seinem Ende zu, und die Diener räumten die leergegessenen Teller ab und schenkten Wein nach. Diesmal ergriff Yolande von Hirschfurten-Zweifelfels aus der Sighelmsmark das Wort. „Habt ihr eigentlich schon von den Plünderungen in der Kaisermark gehört? Scheinbar treiben sich derzeit dort irgendwelche Wildermark-Söldner herum. Ein Schloss in der Baronie Vierok wurde geplündert, die dortige Edlenfamilie zum Teil gemeuchelt und Schlimmeres. Da kann einem wirklich Angst und Bange werden.“ „Sorge dich nicht, Liebes!“ entgegnete ihr Gatte Oldebor. Wenn die Plünderer bis in die Sighelmsmark kommen, werden sie schon sehen, dass mit den Zweifelfelsern nicht gut Kirschen essen ist. Außerdem ist Samlor ja nicht weit, wo Ihr eure Truppen habt, nicht wahr, Hochgeboren?“ Er sah Nimmgalf fragend an. Dieser schien etwas überrascht zu sein. „Nun, sollte es tatsächlich zu Plünderungen im Westen der Kaisermark kommen, kann ich eventuell Hilfe gewähren – dies ist allerdings nicht allein meine Entscheidung.“ „Wir wären für jede Hilfe dankbar, Hochgeboren!“ Das letzte Wort sprach Yolande ein wenig überbetont höflich aus. Sie hatte noch nicht vergessen, dass sie und ihre Kinder bei der Erbfolge der Baronie Hirschfurten übergangen worden waren, und das ließ sie Nimmgalf spüren. Doch der Baron ignorierte die Spitze. „Ihr werdet sie bekommen wenn sie erforderlich ist. Mein Wort darauf.“ Doch eigentlich glaubte er nicht so ganz was er da gehört hatte. Wieso sollten mitten in Friedenszeiten Plünderer bis tief ins Herz der Kaisermark vordringen? Wahrscheinlich war an der Sache viel weniger dran, als es den Anschein hatte.

Als endlich der Nachtisch aufgetragen wurde, war es diesmal Junkobald, der ans Glas klopfte und dann das Wort erhob. „Liebe Familie, ich darf Euch mitteilen, dass ich schon bald neuer Lehnsherr einer Baronie sein werde.“ Alle bis auf Ungolf und Helmar blickten ihn überrascht an. „WAS?“ platzte es aus Nimmgalf heraus. „Ihr vermutet ganz recht, Vetter! Schon in Kürze wird mich die Königin mit Leihenbutt belehnen!“ Seine Stimme troff nur so vor Eitelkeit. Nimmgalf wurde bleich. „Mit LEIHENBUTT? Mein Leihenbutt? Das Land für das ich jahrelang gekämpft habe? Mein Blut vergossen habe? Das soll jetzt einfach Euch zugeschustert werden? Niemals!“

Ungolfs Miene verfinsterte sich. „Beruhige Dich, Nimmgalf. Ich kann gut verstehen, dass Dir das missfällt, aber es ist das Beste für unser Haus. Junkobald ist der erfahrenste Politiker hier. Bei ihm ist Leihenbutt in guten Händen.“ „PAH! Wer’s glaubt.“ Nimmgalf verschränkte die Arme. „Regt Euch ab, Vetter!“ entgegnete Junkobald. „Ihn müsst doch einsehen, dass Rohaja jetzt, nachdem die Entlehnung einmal ausgesprochen wurde, Euch das Lehen nicht wieder einfach zurückgeben kann. Da ist es wohl das Beste, wenn es jemand anderes in der Familie erhält, bevor das Haus Hirschfurten es gänzlich verliert.“ Helmar ergänzte: „Ich habe etwas Überzeugungsarbeit bei ihro Majestät und auch beim Schroeckh geleistet. Ich konnte klarstellen, dass nicht nur wir, sondern alle alten Häuser äußerst verärgert wären, wenn die etwas – nun ja – überstürzte Entlehnungsaktion nachhaltige Konsequenzen mit sich brächte. Und eine Neubelehnung mit einem Mitglied unseres Hauses noch am ehesten geeignet wäre, die Wogen wieder etwas zu glätten.“

Nimmgalf atmete hörbar aus. „Wann soll es stattfinden?“ fragte er trocken. „Die Belehnung? Wohl schon im nächsten Praios!“ entgegnete Junkobald. „Schön für Euch, Vetter!“

Jetzt meldete sich Praiodane von Hirschfurten, die schöne Tochter Ungolfs, zu Wort. „Mich geht es als Koscherin ja eigentlich nichts an, aber wollt ihr Euch das einfach so bieten lassen?“ Die drei Vettern blickten sie etwas irritiert an. „Ich meine, dieser von Schroeckh tanzt uns auf der Nase herum, und entlehnt einfach so Nimmgalf mit einer fadenscheinigen Begründung. Und dann wird uns das Lehen zurückgegeben und alles wird wieder gut. Was wenn er als nächstes härtere Bandagen einsetzt? Was wenn er unserem Haus ernsthaft zu schaden versucht?“ Ungolf nickte. „Du hast ganz recht, Tochter! Dieser von Schroeckh wird mehr und mehr zum Ärgernis. Aber kampflos zusehen werden wir nicht. Schon bald wird ein neues Treffen der Alten Häuser stattfinden, zu dem auch ich mich gesellen werde. Und gerade die schroeck‘schen Eigenmächtigkeiten werden dort sicher scharf diskutiert werden.“ Helmar ergänzte: „Die Mehrheit des Zedernkabinetts steht eher auf unserer Seite, als auf der des Schroeckh. Aber dennoch gibt es mächtige Strippenzieher im Hintergrund, die ihn unterstützen, andernfalls hätte er gar nicht so weit kommen können. Diese gilt es ausfindig zu machen.“

Nimmgalf seufzte. „Na schön, soll Junkobald neuer Baron werden, meinethalben. Bei der Sache mit Schroeckh sehe ich am ehesten Euch, Helmar, geeignet, Erkundigungen einzuholen, da Ihr das Zedernkabinett gut kennt. Ich wünsche, dass Ihr mich diesbezüglich auf dem Laufenden haltet. Wir müssen in jedem Fall über eine neue schroeckh‘sche Aktion gegen unser Haus unterrichtet werden. “ Der Pfalzgraf nickte.

„Ach, immer diese Politik. Gibt es eigentlich auch etwas Erfreuliches zu berichten?“ fragte Molvena von Mersingen, die ein Kleid mit einem atemberaubenden Ausschnitt trug, einigermaßen gelangweilt. Nimmgalf blickte sie einen Moment lang an und musterte sie. Dann antwortete er: „Oh, gewiss. Ich werde im Praios beim Kaiserturnier tjosten, da wo sich die besten Tjoster des Reiches messen. Außerdem heiratet mein Bundesbruder Hilbert in Sertis – im Übrigen eine Dame aus Eurem Hause, Verehrteste“, lächelte er. Molvena erwiderte sein Lächeln und sah ihn verführerisch an. „Oh, ich hörte, dass Ihr eure Lanze wie kein anderer zu führen wisst, Nimmgalf. Ich wäre zu gerne mal Zeugin Eurer legendären Reitkünste“, säuselte sie. Dabei züngelte sie sich kurz über die Lippen. Daraufhin traf sie ein tödlicher Blick Ederlindes. „Ja, MEIN Gemahl ist ein hervorragender Tjoster, das ist wohl allgemein bekannt, und sollte sich auch bis zu Eurem Hause herumgesprochen haben!“ Molvena zuckte nur kurz mit den Schultern. Nimmgalf grinste schelmisch, während Junkobald keine Notiz von dem Gespräch zu nehmen schien. „Bitte keinen Streit meine Damen!“ versuchte Ungolf die Lage zu entspannen. „Lasst uns doch den schönen Abend noch ein wenig genießen! WEIN! Wir brauchen noch mehr Wein!“ rief er, und klatschte in die Hände. Kurz darauf wurde ein neues Fässchen aus den Randersburger Kellern angestochen, womit der Abend noch einen berauschten Ausklang fand.



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Texte der Hauptreihe:
15. Rah 1033 BF
Ungolfs Siebzigster Tsatag


Kapitel 1

Autor: IBa