Geschichten:Unterwegs nach Erlenstamm

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Auf der Kreusenburg

Am späten Nachmittag des 16. Tsa traf Baron Nimmgalf mit seiner fünf Köpfe zählenden Begleitung aus Samlor, darunter auch Tsaiane von Talbach, bei der Kreusenburg ein. Es war sein erster Besuch hier auf dem Sitz des Landvogtes, hatten ihn doch seine bisherigen Besuche im benachbarten Gräflich Eslamsgrund stets nach Burg Reinherz, der nahegelegenen Grafenresidenz geführt. Doch nun kam er als neugewähltes Herz des Ordens von Korgond, um seinen Ordensbruder und neu bestellten Eslamsgrunder Landvogt Felian von Perainsgarten zu besuchen, der zudem noch neues Mitglied im Bund der Pfortenritter war. Was ihm in Eslamsgrund, in dem die Pulethaner wieder besonders erstarkten, sicherlich die Arbeit nicht leichter machen würde.

Nachdem die Reiter das Burgtor der Kreusenburg passiert hatten, wurden sie sogleich von Felian persönlich in Empfang genommen.

"Wie ich sehe, Nimmgalf, hast du deinen Zeitplan einhalten können. Ich heiße Dich willkommen in Gräflich Eslamsgrund. Euch ebenfalls, Wohlgeboren von Talbach. Ich hoffe, ihr hattet eine gute Reise?"

"Ich grüße dich, Felian!" entgegnete Nimmgalf nachdem er abgestiegen war, und reichte dem großen Mann die Hand zum Kriegergruß. Auch Tsaiane begrüßte den Junker freundlich mit einem kleinen Augenzwinkern, gab sich allerdings auch Mühe, die Distanz zu wahren.

"Der Schnee liegt teilweise noch knöchelhoch, doch glücklicherweise waren die Straßen noch einigermaßen gut auszumachen", bemerkte Nimmgalf.

"Dann kommt doch erstmal rein, und wärmt euch etwas auf. Vor morgen früh lohnt es sich ja eh nicht noch aufzubrechen, weil es schon bald dunkel wird", lud Felian sie freundlich ein.

Das ließen sich der Baron und die Junekrin nicht zweimal sagen, und folgten dem Landvogt ins gut gewärmte Kaminzimmer.

Seine Eskorte übergab derweil die Pferde an die Stallburschen und bezog ein Mannschaftquartier.

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"Wie bist Du eigentlich auf Burg Erlenstamm als Tagungsort gekommen, Nimmgalf? Wäre es nicht viel einfacher gewesen, wenn du die Herzen gleich nach Burg Trollhammer geladen hättest?"

"Für mich wäre es einfacher, ja. Aber zum einen ist der Serpentinenpfad in die Rakulahöhen im Winter recht beschwerlich, wenn man ihn nicht genau kennt, zum anderen wollte ich die Gelegenheit nutzen, und mir den Fortschritt im Ausbau der Burg Erlenstamm persönlich anschauen. Du ahnst ja nicht, welche Summen das inzwischen verschlungen hat. Irnfrede hat die Kosten völlig ausufern lassen. Wenn ich nicht meinen Vetter Josmin zur Ausgabenkontrolle dorthin geschickt hätte, wäre ich jetzt vermutlich schon pleite, und müsste wieder bei den Garether Geldverleihern betteln."

"So schlimm? Na, dann dürfte Irnfrede ja etwas überrumpelt gewesen sein, dass wir nun unser Ordenstreffen auf ihrer Burg abhalten, wenn du ihre Ausgaben so kritisierst."

"Sicher dürfte sie das etwas kalt erwischt haben, zumal ich es ihr erst vor zwei Wochen mitgeteilt habe. Aber sie ist eine Hirschfurten, ich bin sicher, dass sie das hinbekommt."

"Ich bin auch schon gespannt, Burg Erlenstamm zu besuchen. Irnfrede hatte mich schon im letzten Götterlauf zu sich eingeladen, doch bisher hatte ich noch keine Gelegenheit dazu. Aber gut, dann wird es jetzt eben im Rahmen des Kapiteltreffens stattfinden."

"Ich habe übrigens noch eine Neuigkeit für Irnfrede, die sie wahrscheinlich interessieren wird: im Ingerimm wird ihr künftiger Verlobter nach Garetien kommen. Ein Horasier aus Toricum am Sikram und ein Vetter der dortigen Gräfin, bzw. Phalanxa - die Horasier denken sich ja häufig seltsame Titel aus. Die Hochzeit wird voraussichtlich im nächsten Götterlauf auf Burg Trollhammer stattfinden. Die Chancen stehen recht gut, dass du auch eingeladen wirst", grinste Nimmgalf ihn an.

"Oh, das wäre mir eine große Freude", entgegnete Felian.

"Uns ebenso", zwinkerte Tsaiane ihm zu.

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Am nächsten Morgen brachen sie in Richtung Nordosten auf. Obwohl Felian nun Landvogt war beliess er es als Eskorte bei seiner vertrauten Ritterlanze, bestehend aus Knappe und den beiden Waffenmägden. Eine größere Eskorte wäre wohl überflüssig. Die Route führte Nimmgalf und Felians Truppaber auch mitten durch das Junkertum Schartenstein. Mit der dortigen Junkerin, einer Neu-Pulethanerin, standen die Pfortenritter nicht gerade gut - in Auenwacht war es gar zu ein paar unschönen Szenen gekommen. Und tatsächlich schien Wilmunde von Schartenstein von ihrem Durchritt Wind bekommen zu haben, denn so hielt eine junge Geweihte der Travia am neu entstehenden "Tempel der sittlichen Ordnung des göttlichen Paares", in dem Praios und Travia gleichermaßen verehrt würden, eine Predigt über die Falschheit des Ehebruchs und die Verlogenheit des freundschaftlichen Treuebruchs unter Brüdern und Schwestern, just in dem Moment, da die Gruppe den Ort passierte. Jedoch konnte nur der Hirschfurtener Baron erahnen, dass diese Spitze vermutlich ihm galt. Desweiteren wurde die Gruppe um Felian und Nimmgalf kurz vor dem Übertritt in die Schlunder Baronie Erlenstamm eindringlicher von einer Schartensteiner Patrouille durchsucht, als sich dies gehörte bzw. als es üblich war. Ärgernisse, die sicherlich verkraftbar waren, aber dennoch einen alten Nachgeschmack auf Nimmgalfs Zunge hinterließen. Er würde nach seiner Rückkehr eine scharfe Note an Pfalzgraf Albur von Mersingen verfassen. Vielleicht war er ja in der Lage seine Vasallin künftig im Zaume zu halten.

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Währendessen in Perricum

Auch Perrica von Alxertis war, mit einigen Bauchschmerzen, erneut aus der Reichsstadt aufgebrochen. Zwar war es über den Winter ruhiger geworden in der Markgrafschaft, aber es brodelte merklich weiter unter der dünnen Schneedecke. Außerdem hatte die Unpässlihckeit des alten Seneschalls, ihre Abwesenheit Anfang des Jahres und ihre Ernennung zur neuen Seneschallin einiges an Stau in der markgräflichen Administration produziert, welche sie und ihre zeitweilige Vertreterin und jetzige Nachfolgerin als Landrichterin noch beileibe nicht wieder aufgeholt hatten. Noch dazu hatte sie sich bisher kaum mit Ogerstark, dessen Verbundenheit zu Perricum und ihrer damit einhergehenden Verpflichtung beschäftigt. Was ein Grund mehr war, der Einladung nach Erlenstamm zu folgen, die eben aber auch eine erneute Abwesenheit in Perricum mit sich brachte. Wenn es auch nur wenige Wochen waren. Dennoch hatte sie der Zwiespalt zwischen ihren beiden Verpflichtungen etwas zu spät abreisen lassen, mit einigen wichtigen zu prüfenden Angelegenheiten und ein paar beflissenen Schreibern im Gepäck. Die kleine Verspätung hatte sie beinahe dazu verführt, eine andere Art des Reisens erneut zu erwägen, doch besann sie sich auf die Worte Prankholds und ihren Respekt vor den Wächtern dieser Wege, zumal sie auch noch nicht recht wusste wie sie es hätte anstellen sollen ohne die Hilfe des ehemaligen Trägers Ogerstarks.

So ließ sich die kleine Gruppe aus Advocaten, Schreibern und Administralen samt Pferden und etwas Begleitschutz mit einem Flußschiff der Sonderflotille, das ohnehin gerade gen Wasserburg aufbrach, eben dort hin verschiffen. Dabei schweifte Perricas Blick immer wieder vom Schiff auf dem Blauen Band Darpat zu den Gebirgen, welche das Perricumer Land umarmten, und leise hinter all dem Lärm der Ebene und des Flusses konnte sie Ogerstarks Klinge vom Widerhall der Berge surren und singen hören. Eine eigentümliche Melodie mit seltsamen Rhythmus, die ihr Kraft und Ruhe schenkte, so das ihre Gedanken sich wieder fokussieren konnten. Sie war tatsächlich nicht nur in den Korgonder Orden aufgenommen worden, wie es sich der ehemalige Träger Bahrgagants gewünscht hatte, sondern war auch sogleich in dessen Kapitel gewählt worden. Eine Verpflichtung, die sie überrascht hatte, aber ihr als Trägerin des alten Schwerts der Goldenen Au und Allperricumer Insignie Ogerstark noch deutlich Nachdruck verlieh. Ein Umstand, der ihr einen erneuten Ausflug ermöglichte, auch wenn sie dort neben der Zusammenkunft einiges an mitgebrachter Arbeit aufholen müsste.

All diese Dinge beschäftigten sie auch weiterhin auf der Reise und sie war froh etwas Abwechslung davon zu erfahren, als sie Schloss Rossgarten erreichten, wo sie auf Korhilda von Sturmfels treffen würden, mit der sie von da ab gemeinsam weiter über dir Kronstrasse gen Erlenstamm reisen würde.