Geschichten:Uslenried lädt zum Turnier - Reaktion auf Burg Cresseneck

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"Aber das ist doch...!" Empörung spiegelte sich im Gesicht des jungen Ritters Angbold von Flaß auf Cresseneck wider. Ächzend erhob er sich von aus dem Sessel, in dem er bereits seit Stunden saß, nur um von einem besorgt mit den Armen wedelnden jungen Geweihten wieder zurückgedrängt zu werden. Widerspenstig stemmte sich der Ritter auf, plumpste aber schließlich entkräftet zurück.

"Vetter!", brüllte er nun in Richtung der Tür des Zimmers. "Vetter! Sag deinem überängstlichen Bruder, dass ich mit dir zum Turnier reiten werde!"

"Auf keinen Fall!", entgegnete der Geweihte, welcher eindeutig der gütigen Mutter Travia ergeben war. "Du merkst doch selber, dass du noch nicht auftreten kannst!"

"Das Bein wird heilen, während ich nach Uslenried reite.", entgegnete Angbold knurrend.

"Auf gar keinen Fall!", presste der Geweihte hervor und hob mahnend seinen Zeigefinger.

So verharrten die beiden jungen Männer für einen Augenblick, bis Kordian von Flaß auf Cresseneck den Raum betrat. Der Junker hob skeptisch und leicht amüsiert eine Augenbraue, während sich sein Bruder und sein Vetter entspannten.

"Travian", begann er sanft an den Geweihten gerichtet, "du musst verstehen, dass ein Beinbruch während der Turniersaison für unseren Vetter so schlimm ist, wie ein verschneiter Sommer. Aber ich bin mir sicher, in den nächsten Wochen wirst du dich gut um ihn kümmern."

"Wochen", entfuhr es Angbold. "Bist du von Sinnen? Ich werde sicher nicht den Sommer in meinen Räumlichkeiten verbringen!"

"Es ist nun einmal ein komplizierter Bruch.", entgegnete Travian.

"Dann mach etwas!", knurrte der Verletzte seinen Verwandten an. "Ihr Geweihten kennt da doch einige Kniffe, oder nicht?"

"Kniffe? Also bitte!", empörte sich Travia und erhob wieder seinen Zeigefinger. "Dieser Ton, mein guter Vetter, ist weder deines noch meines Standes würdig! Dank meiner Hilfe hat sich wenigstens nichts entzündet!"

"Travian hat recht.", mischte sich Kordian nun wieder ein. "Ihr seid keine kleinen Bengel mehr! Wenn euch jemand so zankend sehen würde, könnte er noch auf den Gedanken kommen, ihr wärt zwei zickige Bauernsöhne!" Der Junker beruhigte sich und fuhr fort: "Ihr solltet euch besser vertragen, wenn ich fort bin. Es wird ja nicht lange dauern."

"Es wird ja nicht lange dauern.", echote Angbold, verstummte allerdings unter dem strengen Blick seines Vetters. "Na dann viel Glück, Vetter.", fuhr er kleinlaut fort.

"Jetzt sei nicht so verbittert.", setzte Travian erneut an, den Zeigefinger wieder in der Luft. "Hättest du nicht versucht, diesen Schreiberling zu beeindrucken, dann wäre das nie passiert. Aber der Herr musste ja unbedingt, nachdem er schon zehn Krüge gestemmt hatte, unserem Gast zeigen, wie er ohne die Hände zu benutzen ein Pferd besteigen könne!"

"Was kann ich denn dafür", murrte Angbold "wenn das Vieh auf einmal einen Schritt weiter links steht."

"Es hat sich keinen Schritt bewegt, mein Guter. Ich glaube eher, dass deine Sehkraft bereits nach dem siebten Krug nicht mehr in Ordnung war, als du unserem Gast zeigen wolltest, wie gut du doch im Messerwerfen bist, dazu aber einen Löffel benutzen wolltest."

"Unfug, Vetter! Ich hatte..."


Kordian hatte den Raum bereits verlassen und hörte kopfschüttelnd seinen Verwandten bei ihrer Streiterei zu. Sie würden sich schon irgendwann wieder beruhigen. Taten sie immer. Trotzdem war der Junker froh, ihrem ewigen Gezeter für einige Tage zu entkommen. Turnier und Heerschau, das versprach einiges an Unterhaltung. Frohen Mutes schritt Kordian zu seinen Räumlichkeiten und ging in Gedanken durch, was er alles für die Reise benötigen würde.