Geschichten:Verrat am Hangwald - Auf dem Posten
Hangwalder Höhen, Ende Phex 1043 BF
Zwischen den dicht stehenden Tannen lagen noch die verharschten Reste schmutzigen Schnees. Doch der Frühling kündete auch hier oben am Hangwald sein baldiges Kommen an. Die feuchte Luft stand über den Wipfeln und überall tropfte das geschmolzene Wasser von den Bäumen, sammelte sich in unzähligen Rinnsalen und Bächlein und floss dem Murimel im tief eingeschnittenen Tal zu, dessen schäumendes Rauschen stetig im Ohr hängen blieb.
„Seht ihr, Herr? Da drüben. Ab dem Morgen haben sie sich in Heideheim gesammelt. Vor einer halben Stunde sind sie dann losmarschiert“, deutete die wachestehende Schildmagd auf den von hier gut zu überblickenden Weg nach Untergreupel. Mit dem breitkrempigen Hut und dem weiten Mantel über dem Waffenrock musste sie aus der Ferne eher wie eine Hirtin denn wie eine Kriegerin daher kommen. Einzig die Schafe oder Ziegen fehlten für die perfekte Tarnung. Ihre beiden Kameraden hatten es sich tiefer im Wald in einem Unterstand etwas gemütlicher gemacht.
„Wie viele sind es?“, erkundigte sich Eborian von Ruchin, der sich als gräflicher Befehliger innerlich beglückwünschte, dass er eingedenk seiner früheren Jagdausflüge in der Gegend hier am Waldrand diesen Spähposten mit ausgezeichneter Sicht gen Falkenstein aufgestellt hatte. So bekam Burg Greupelwacht Kenntnis von anrückenden Truppen, noch bevor diese den Höhenrücken zwischen Murmelstein und Hangwald passiert hätten.
„Bis jetzt haben wir ein dutzend Ritter und ungefähr ein Banner Fußvolk gezählt. Aber da kommen noch mehr.“
„Sieht so aus, als meinten sie es diesmal wirklich ernst.“ Eborians Laune bei diesen Neuigkeiten hob sich ein wenig. Endlich wieder ein ehrlicher Kampf, der diesen Namen auch verdiente, der Göttin zum Wohlgefallen. Dea lo vult!